Koalition vor Einigung? :Pistorius zu Wehrdienst: "Endergebnis" diese Woche möglich
Nach langem Ringen um das Wehrdienst-Gesetz rechnet Boris Pistorius noch diese Woche mit "guten Ergebnissen". Der Verteidigungsminister hält "sogar" ein "Endergebnis" für möglich.
Noch in dieser Woche könnte es zu einer Einigung im neuen Wehrdienst-Gesetz kommen. Streitpunkt bleibt weiterhin das Losverfahren. Diese Woche finden diesbezüglich Bundestagsberatungen statt.
10.11.2025 | 1:45 minDie schwarz-rote Koalition steht nach Einschätzung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vor einer Beilegung ihres Streits um das Wehrdienstmodell. "Ich bin sehr optimistisch, weil wir uns annähern", sagte Pistorius bei einem Besuch des Heimatschutzregiments der Bundeswehr in Münster.
"Nicht alles, was als Riesenstreit dargestellt wird, ist es auch." Er gehe davon aus, "dass wir in dieser Woche zu guten Ergebnissen oder sogar zu einem Endergebnis kommen".
Der Minister bekräftigte in Münster seine Forderung, auf Grundlage des neuen Wehrdiensts ganze Jahrgänge zu mustern - und nicht nur Teile von Jahrgängen. Dies sei nötig, "um im Verteidigungsfall wirklich handlungsfähig sein zu können". Die Bundeswehr müsse wissen, wer in einem solchen Fall eingezogen werden könne.
Im Verteidigungsausschuss des Bundestags tragen heute Experten ihre Argumente zum geplanten Wehrdienst-Gesetz vor. Umstritten ist vor allem, was passiert, wenn sich zu wenige Freiwillige melden.
10.11.2025 | 2:02 minCDU-Politiker Röwekamp ebenfalls optimistisch
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp von der CDU, rechnet ebenfalls mit einer baldigen Einigung der Koalition auf die Ausgestaltung des künftigen Wehrdiensts. Auch er gehe davon aus, "dass das noch in dieser Woche gelingt", sagte Röwekamp im ZDF-"Morgenmagazin".
Union und SPD hätten schon "viele Gemeinsamkeiten miteinander definiert". Es gehe nur noch um Detailfragen. Debattiert wird in der Koalition, welche Mechanismen greifen sollen, wenn sich nicht genügend Freiwillige finden.
Da gibt es unterschiedliche Modelle, da gibt es unterschiedliche Präferenzen. Darüber sind wir auch noch im Gespräch.
Thomas Röwekamp, CDU-Verteidigungspolitiker
Das in der Koalition debattierte Losverfahren sei dabei "ein geeignetes Instrument". Pistorius lehnt ein solches Verfahren allerdings ab.
Laut CDU-Verteidigungspolitiker Thomas Röwekamp soll die Entscheidung um die Wehrpflicht "noch diese Woche gelingen".
10.11.2025 | 6:23 minRöwekamp nennt Alternativen zum Los
Eine Rückkehr zur früheren Musterung, bei der die Tauglichkeit geprüft wurde, sieht Röwekamp kritisch. "Da gibt es natürlich erhebliche Zweifel, ob das heutzutage noch das richtige Instrument ist, über die Frage von Sehkraft, Körpergröße und Körpergewicht auszuwählen, wer zum Wehrdienst soll oder nicht", sagte er im ZDF.
Als weitere Möglichkeit verwies der CDU-Politiker auf den Vorschlag von Generalinspekteur Carsten Breuer, im Fall einer verpflichtenden Einberufung zu schauen, "welche Bedarfe wir haben, welche besonderen Fähigkeiten wir benötigen". Breuer hatte vorgeschlagen, im Bedarfsfall diejenigen heranzuziehen, "die besonders qualifiziert und motiviert sind".
Experten sehen Personalprobleme beim Wehrdienst-Modell
Bei einer Expertenanhörung im Bundestag zeichnete der Potsdamer Militärhistoriker Sönke Neitzel am Montag eine Bedrohungslage, in der die zunächst geplante Freiwilligkeit schlicht nicht ausreichend sei. Er verstehe nicht, warum nicht eine Auswahlwehrpflicht ab Sommer 2027 eingeführt werde, um die dramatischen Personalprobleme der Bundeswehr in den Griff zu bekommen.
Auch nach Ansicht des Vorsitzenden des Bundeswehrverbands, André Wüstner, kann das geplante Gesetz die Personalprobleme der Bundeswehr nicht lösen.
"Es braucht ein faires Verfahren. Und unser Vorschlag ist jetzt das Zufallsprinzip", so CDU/CSU Bundestagsfraktionsvorsitzender Jens Spahn zur Wehrpflicht per Losverfahren.
29.10.2025 | 6:27 minJugendvertreter lehnen Wehrpflicht weiterhin ab
Auf der anderen Seite bekräftigte der Deutsche Bundesjugendring seine Ablehnung einer Wehrpflicht. Junge Menschen leisteten bereits einen erheblichen Beitrag zum Allgemeinwohl, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von 29 deutschen Jugendverbänden, Daniela Broda.
Der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Quentin Gärtner, nannte eine große Verunsicherung unter der jüngeren Generation. Dabei seien vor allem die jungen Männer akut von der Debatte betroffen. Jüngere würden wie in vielen anderen Bereichen, etwa Klimaschutz oder Bildung, faktisch nicht am Gestaltungsprozess beteiligt.
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Bundeswehr strebt Aufstockung auf rund 260.000 aktive Kräfte an
Derzeit dienen etwa 182.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr. Um die Verpflichtungen gegenüber der Nato zu erfüllen, wird eine Aufstockung auf rund 260.000 aktive Kräfte angestrebt. Hinzukommen sollen 200.000 Reservistinnen und Reservisten.
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