Wehrdienst: Generalinspekteur Breuer gegen Losverfahren

Musterung ganzer Jahrgänge :Generalinspekteur Breuer warnt vor Wehrdienst-Losverfahren

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Mit einem Losverfahren würde Deutschland im Krisenfall "Zeit verlieren, die wir nicht haben", sagt Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer. Er will ganze Jahrgänge mustern.

Ein junger Bewerber für eine Unteroffiziers- oder Feldwebellaufbahn in der Bundeswehr beim Medizinischen Test im Zentrum Nachwuchsgewinnung Ost der Dahme-Spree-Kaserne in Berlin Grünau am 05.05.2009.

Laut Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer sollen ganze Jahrgänge gemustert werden. Ein Wehrdienst-Losverfahren lehnt er ab.

Quelle: Imago

Der Generalinspekteur und ranghöchste Soldat der Bundeswehr, Carsten Breuer, spricht sich in der Wehrdienst-Debatte gegen ein Losverfahren aus. Aus militärischer Sicht sei entscheidend, dass jeweils der gesamte Jahrgang gemustert wird, sagte Breuer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Nur so könne man wissen, wer zur Verfügung stehe und auf wen man im Krisenfall zurückgreifen könne.

Wenn wir stattdessen erst dann, wenn es darauf ankommt, nachmustern müssten, würden wir Zeit verlieren, die wir in einer Krisensituation nicht haben.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr

Wehrdienst: Breuer setzt zunächst auf Freiwilligkeit

Ein Losentscheid über Einberufungen nach der Musterung hätte zudem den Nachteil, dass Menschen per Zufallsprinzip zur Truppe kämen, unabhängig davon, wer Interesse zeige, betonte Breuer.

Bundeswehrsoldaten-Stiefel

Pistorius hält an seinem Vorhaben fest, künftig alle jungen Männer flächendeckend zu mustern. Welcher Mechanismus danach greifen soll, darüber sind sich die Parteien weiterhin uneins.

29.10.2025 | 1:01 min

Er glaubt nach eigenen Worten, dass das Prinzip der Freiwilligkeit dazu führt, dass die Bundeswehr mehr Soldatinnen und Soldaten bekommt. "Dabei kommt es vor allem darauf an, dass wir einen Wehrdienst haben, der sinnstiftend und attraktiv ist."

Breuer: Brauchen bis Ende des Jahrzehnts starke Truppe

Sollte die Zahl der Freiwilligen nicht ausreichen und eine verpflichtende Einberufung beschlossen werden, "würden wir diejenigen heranziehen, die besonders qualifiziert und motiviert sind." Dabei wolle man sich am jeweiligen Bedarf orientieren und nicht am Zufallsprinzip.

"Wenn wir zum Beispiel zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders IT-Spezialisten benötigen, würden wir gezielt auf diese zugehen - und nicht nach dem Zufallsprinzip Personal heranziehen, welches dann mit viel mehr Aufwand ausgebildet werden müsste."

Lose sind um und auf einem Bundeswehrabzeichen verteilt.

Laut ZDF-Politbarometer lehnen 84 Prozent der Deutschen ein Losverfahren für den Wehrdienst ab. In der Sonntagsfrage bleibt das Kräfteverhältnis der Parteien nahezu unverändert.

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Entscheidend bleibe am Ende der Faktor Zeit:

Wir müssen bis Ende des Jahrzehnts nicht nur eine starke aktive Truppe, sondern ebenso eine starke Reserve haben - um verteidigungsbereit zu sein, um abschrecken zu können.

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr

Bundeswehr: Was tun, wenn Freiwillige fehlen?

Der Bundestag berät derzeit über ein neues Wehrdienstgesetz, das zum 1. Januar in Kraft treten soll. Strittig in der schwarz-roten Koalition ist, was passiert, wenn es nicht gelingt, auf freiwilliger Basis mehr Personal für die Bundeswehr zu gewinnen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will ebenfalls eine flächendeckende Musterung aller jungen Männer. Fachpolitiker von Union und SPD hatten vorgeschlagen, junge Männer per Losverfahren zur Musterung und, wenn nötig, später auch per Zufallsauswahl für einen Pflichtdienst heranzuziehen, wenn die Freiwilligenzahlen zu gering bleiben.

Quelle: epd, dpa

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