Beratungen im Bundestag :Wehrdienst: Röwekamp rechnet mit Einigung in dieser Woche
Der CDU-Verteidigungspolitiker Thomas Röwekamp rechnet noch in dieser Woche mit einer Einigung beim Wehrdienst-Gesetz. Ein Losverfahren hält er für "ein geeignetes Instrument".
Laut Röwekamp könnte die Entscheidung zur Wehrpflicht "noch in dieser Woche gelingen". Doch als Streitthema bleibe die Frage, "wen man eigentlich mustern" will.
10.11.2025 | 6:23 minEnde vergangener Woche zeigte sich Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der Tagung der Bundeswehr in Berlin zuversichtlich, dass es in dieser Woche zu einer Einigung beim Wehrdienst-Gesetz kommen könnte. Im Zuge der Bundestagsberatungen über die künftige Ausgestaltung des Wehrdienstes werden nun im Verteidigungsausschuss Experten angehört. Unklar ist noch, wie es um den Streitpunkt Losverfahren steht.
Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses von der CDU, sprach im ZDF-Morgenmagazin darüber, wie eine künftige Auswahl für den Wehrdienst aussehen könnte und wie er zum umstrittenen Losverfahren steht.
Sehen Sie das Interview oben in voller Länge und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagte Röwekamp darüber ...
…wann mit einer Wehrdienst-Einigung zu rechnen ist:
Röwekamp rechnet mit einer Einigung in dieser Woche. "Ich gehe davon aus, dass es gelingt", sagte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses. "Wir haben schon viele Gemeinsamkeiten miteinander definiert". Nun gehe es um Detailfragen. Dabei ist es laut Röwekamp wichtig, "dass die Koalition jetzt geschlossen in die weiteren parlamentarischen Beratungen geht".
Laut ZDF-Politbarometer lehnen 84 Prozent der Deutschen ein Losverfahren für den Wehrdienst ab. In der Sonntagsfrage bleibt das Kräfteverhältnis der Parteien nahezu unverändert.
24.10.2025 | 0:23 min… wie er zum Losverfahren steht:
"Wir haben uns schon darauf verständigt, dass alle jungen Menschen nach dem Schulabschluss einen Fragebogen bekommen für die Bundeswehr und danach soll eine Musterung stattfinden", erklärt Röwekamp. Die Frage sei, wie bei einer Aktivierung der Wehrpflicht dann eine Auswahlentscheidung getroffen werde. Darüber sei man noch im Gespräch.
Über die Frage, wie diese Auswahlentscheidung getroffen wird, darüber gibt es unterschiedliche Modelle und da gibt es unterschiedliche Präferenzen.
Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag
Aus Sicht Röwekamps ist das Losverfahren "ein geeignetes Instrument". Es sei eine der Möglichkeiten, wie man aus einer Anzahl von mehr als 200.000 jungen Männern, diejenigen aussuchen könne, die "wir brauchen". Der CDU-Politiker nannte eine Zahl von 40.000. Derzeit dienen etwa 182.000 Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr.
Röwekamp verwies auf den Aspekt der Gleichheit:
Wir sollten auf jeden Fall darauf achten, dass es nicht willkürlich wird, sondern dass es ein Verfahren ist, das für jeden die gleichen Chancen auch bietet.
Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag
Pistorius hält an seinem Vorhaben fest, künftig alle jungen Männer flächendeckend zu mustern. Welcher Mechanismus danach greifen soll, darüber sind sich die Parteien weiterhin uneins.
29.10.2025 | 1:01 min… wie ein Kompromiss aussehen könnte:
Vor dem Hintergrund, dass Verteidigungsminister Pistorius eine Zufallsauswahl per Los nicht unterstützt, nannte Röwekamp zwei weitere Möglichkeiten zur Auswahl der Wehrpflichtigen. "Wir könnten wieder zu dem Verfahren zurückkehren, was wir von früher kennen, das heißt, wir würden Tauglichkeiten festlegen."
Hier gebe es aber "erhebliche Zweifel, ob das heutzutage noch das richtige Instrument ist, über die Frage von Sehkraft und Körpergröße und Körpergewicht auszuwählen, wer zum Wehrdienst soll oder nicht", sagte der CDU-Politiker. Eine weitere Möglichkeit sei eine Idee, die Generalinspekteur Carsten Breuer vorgeschlagen habe. Demnach wird die Auswahl danach getroffen, welcher Bedarf besteht und welche Fähigkeiten benötigt werden.
Es gibt unterschiedliche Modelle. Alle haben Vor- und Nachteile und am Ende werden wir uns auf ein Verfahren verständigen müssen, mit dem wir diejenigen auswählen, die wir erforderlichenfalls für die Wehrpflicht dann auch aktivieren wollen.
Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag
Wehrdienst per Los? Viele Junge sind gegen diesen Vorschlag. Und sie kritisieren, dass sie nicht einmal gefragt würden. Gerade werde "über unsere Köpfe hinweg entschieden".
17.10.2025 | 0:44 min… wie er zu einem Wehrdienst für Frauen steht:
Röwekamp sprach sich für "ein allgemeines verpflichtendes Dienstjahr" aus, "weil wir die Situation haben, dass wir zur Zeit von mehr als 700.000 jungen Menschen, die unser Bildungssystem verlassen, nur 13.000 für die Bundeswehr gewinnen können".
"Wer unsere Gesellschaft solidarisch und gerecht verteidigen will, wer den Zusammenhalt stärken will, der muss eigentlich dafür sein, dass jeder junge Mensch verpflichtet ist, sich ein Jahr in den Dienst der Gesellschaft zu stellen", ob in der Bundeswehr, im Katastrophenschutz oder in sozialen Einrichtungen. Röwekamp sprach sich auch dafür aus, über einen Pflichtdienst für Frauen zu sprechen, auch wenn die derzeitige Verfassungslage diesen nicht vorsieht.
Die Fragen stellte Moma-Moderator Andreas Wunn. Zusammengefasst hat das Interview Julian Degler.
Debatte über Wehrpflicht:CDU-Verteidigungspolitiker fordert flächendeckende Musterung
mit VideoMusterung ganzer Jahrgänge :Generalinspekteur Breuer warnt vor Wehrdienst-Losverfahren
mit VideoWehrdienst-Debatte:"Was wäre die Alternative?" Miersch wirbt für Losverfahren
mit VideoJunge zum "Wehrdienst per Los":"Gerade wird über unsere Köpfe hinweg entschieden"
von Stefanie Reulmann und Dominik Rzepkamit Video