Wehrdienst: Viele Anfragen bei Kriegsdienstverweigerer-Beratung

Debatte um Wehrdienstgesetz:Beratungsstellen zur Verweigerung: "Überflutet von Anfragen"

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Angesichts der Debatte um die Wehrdienstreform wenden sich immer mehr Menschen an Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung. Ein Anstieg besorgter Eltern sei besonders spürbar.

Feldjacken hängen am Stand der Bundeswehr. (Symbolbild)

Die geplante Wehrdienstreform sorgt für Debatten - und löst auch Sorgen bei manchen Eltern aus.

Quelle: dpa

Während die schwarz-rote Koalition um eine Einigung bei der Wehrdienstreform ringt, registrieren Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung nach eigenen Angaben immer mehr Zulauf - darunter auch viele besorgte Eltern.

"Wir werden gerade nahezu überflutet von Anfragen", sagte der politische Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFGVK), Michael Schulze von Glaßer, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Die Aufrufzahlen der Website seien im September auf über 125.000 gestiegen - im Vergleich zu 55.000 im August und gut 24.000 im Mai. "Darunter sind mittlerweile ein Viertel besorgte Eltern. Ihr Anteil wächst", erklärte Schulze von Glaßer. Zudem gebe es "einen kleinen Mitgliederaufschwung".

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Kriegsdienstverweigerung: Anteil besorgter Eltern wächst

Auch die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) verzeichnet mehr Zulauf, wie ihr Sprecher Dieter Junker dem RND sagte:

Was in diesem Jahr auffällt, ist, dass es eine spürbare und deutliche Zunahme an Beratungsanfragen durch Eltern gibt, die sich wegen ihrer minderjährigen Söhne und Töchter besorgt zeigen bezüglich einer möglichen Wiedereinführung einer Wehrpflicht oder eines neuen Wehrdienstes.

Dieter Junker, EAK-Sprecher

Per Los zur Bundeswehr? Sollten sich nicht genügend Freiwillige melden, könnte das eine Lösung sein.

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Der Streit der vergangenen Tage drehte sich vor allem darum, welche Mechanismen greifen sollen, wenn sich nicht genügend Freiwillige für die Bundeswehr finden und ob künftig alle jungen Männer wieder gemustert werden sollen. Dafür hatte sich Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eingesetzt.

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Der Bundestag hat über den Gesetzesentwurf zum neuen Wehrdienst beraten. Kanzler Merz kündigte zum nächsten EU-Gipfel größere Anstrengungen für die Landesverteidigung an.

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Fachpolitiker von Union und SPD hatten stattdessen vorgeschlagen, junge Männer per Losverfahren zur Musterung und, wenn nötig, später auch per Zufallsauswahl für einen Pflichtdienst heranzuziehen, wenn die Freiwilligenzahlen zu gering bleiben. Nun muss die Koalition einen neuen Kompromiss finden.

Quelle: dpa, epd, KNA

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