Röwekamp: "Verteidigungsfähigkeit muss an erster Stelle stehen"

Interview

CDU-Politiker Röwekamp:"Verteidigungsfähigkeit muss an erster Stelle stehen"

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"Die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes muss an erster Stelle stehen", sagt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses zur Wehrdienst-Debatte. Warum Röwekamp optimistisch ist.

Schaltgespräch mit Thomas Röwekamp

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15.10.2025 | 3:57 min

Der Konflikt zwischen Union und SPD über die Neuregelung des Wehrdienstes spitzt sich zu. Aufgrund erheblicher Meinungsverschiedenheiten sagten die Koalitionspartner kurzfristig eine Pressekonferenz zum Gesetzentwurf ab. Eine zuvor von Vertretern beider Parteien ausgehandelte Grundsatzeinigung fand in der SPD-Fraktion keine ausreichende Unterstützung.

Den CDU-Politiker Thomas Röwekamp hat das überrascht. "Wir waren davon ausgegangen, dass wir nach den vielen und guten Gesprächen der letzten Tage am Ende zu einer vernünftigen Lösung und einem Kompromiss gekommen sind", erklärt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im ZDF-Interview.

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Im ZDF heute journal update betont Röwekamp, dass ...

... sie weiter an einer vernünftigen Lösung arbeiten

Laut Röwekamp habe man sich auf fachlicher Ebene sowie in Abstimmung mit Fraktionsführungen und Parteispitzen auf einen tragfähigen Kompromiss geeinigt, "der sachgerecht ist und mit dem, glaube ich, beide Koalitionspartner auch gut leben konnten".

Offenbar habe es jedoch innerhalb der SPD-Fraktion eine Dynamik gegeben, die dazu führte, dass die zuvor getroffene Vereinbarung erneut infrage gestellt wurde.

Es bleibt aber dabei, wir müssen eine vernünftige Lösung finden und Parteitaktik sollte dabei auch keine Rolle spielen.

Thomas Röwekamp, CDU-Politiker

Charlotte Greipl aus der ZDF-Redaktion Recht & Justiz

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... die Wehrdienst-Debatte eine grundlegende sei

Droht nun erneut eine Regierungskrise? Röwekamp betont, dass es sich bei der aktuellen Debatte um eine sehr grundlegende Frage handle: "Wir reden über die Frage, ob wir in Anbetracht der erheblichen Bedrohung junge Menschen verpflichten wollen, notfalls wieder in den Wehrdienst einzutreten." Es gebe viele gute Argumente dafür und dagegen.

Die erste Lesung des Wehrdienstgesetzes soll, wie geplant, am Donnerstag stattfinden. Das bestätigte ein Sprecher der SPD-Fraktion dem ZDF. "Die SPD-Bundestagsfraktion steht zu ihrem Beschluss in der heutigen Fraktionssitzung: Wir wollen die erste Lesung des Wehrdienstgesetzes. Das Parlament ist der richtige Ort, um offene Fragen bei so einem wichtigen Gesetz zu klären."

"Gleichzeitig ist klar, dass es bei Detailfragen Beratungsbedarf gibt. Das gehört zu einem verantwortungsvollen Gesetzgebungsverfahren. Entscheidend ist, dass wir einen modernen und gerechten Wehrdienst schaffen, der zur Realität unserer Sicherheitslage passt und auf Freiwilligkeit setzt. Wir arbeiten eng mit dem Verteidigungsministerium an der Weiterentwicklung des Entwurfs."


Es sei schade, dass es an diesem Tag nicht zu einer endgültigen Einigung gekommen sei. Dennoch zeigt sich Röwekamp optimistisch:

Ich bin sehr froh darüber, dass wir diese Debatte in Deutschland führen, und die müssen wir in der Politik führen. Wir haben sowieso noch das Gesetzgebungsverfahren vor uns.

Thomas Röwekamp, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses

Außenpolitisch habe Deutschland bislang alle seine Verpflichtungen eingehalten. "Das Vertrauen darin, dass das auch in Zukunft so sein wird, ist groß, aber die Herausforderung ist auch groß", sagt der CDU-Politiker. Er verweist auf konkrete Zusagen gegenüber der Nato, die eine bestimmte Zielgröße bei der Bundeswehr erfordern. Diese Zusagen einhalten zu können, sei entscheidend, "weil davon hängt nicht nur die Verteidigung unserer Freiheit und unseres Friedens ab, sondern die der ganzen Nato".

Platzhalter

Union und SPD streiten darüber, ob künftig ein Losverfahren darüber entscheiden könnte, wer in Deutschland zum Wehrdienst eingezogen wird. Diana Zimmermann mit einer Einschätzung.

14.10.2025 | 1:36 min

... die Verteidigungsfähigkeit an erster Stelle stehen müsse

Röwekamp erklärt, dass die ursprüngliche Einigung mit der SPD vorgesehen habe, gemeinsam einen Aufwuchsplan zu entwickeln. Und zwar nicht nur für die Zahl der freiwillig Wehrdienstleistenden, sondern auch für die aktive Truppe. "Genau das war ja die Verabredung", betont er.

Besonders wichtig seien dabei die Soldatinnen und Soldaten, die auf Zeit oder als Berufssoldaten dienten, da sie langfristig die militärischen Fähigkeiten der Bundeswehr sichern. Die Union habe jedoch erhebliche Zweifel, dass allein mit Freiwilligen die angestrebten Aufbauziele erreicht werden könnten.

Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz Quentin Gärtner

In der Debatte um den neuen Wehrdienst werde die junge Generation nicht miteinbezogen, sagt Quentin Gärtner von der Bundesschülerkonferenz. Das sei so nicht akzeptabel.

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"Und deswegen war eben die Überlegung, für den Fall, dass es nicht reicht und wir die Aufbauziele nicht erreichen, wir auch dazu übergehen können, diese Menschen wieder zu verpflichten, in die Bundeswehr einzutreten", so Röwekamp.

Für ihn stehe fest:

Die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes muss an erster Stelle stehen.

Thomas Röwekamp, CDU-Politiker

Deshalb habe man am Ende einen aus seiner Sicht ausgewogenen Kompromiss gefunden.

Das Interview führte Nazan Gökdemir, zusammengefasst hat es Katharina Schuster.

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