Scholz, Habeck, Lindner und Co.:Ein Jahr Ampel-Aus: Das machen die Ex-Spitzenpolitiker heute
von Johannes Lieber, Berlin
Vor einem Jahr zerbrach die Koalition aus SPD, Grünen und FDP - ein Einschnitt in den Karrieren des ehemaligen Spitzenpersonals. Viele haben der Politik den Rücken gekehrt.
Olaf Scholz (SPD) hat nach seiner Zeit als Bundeskanzler mehr Zeit für Termine außerhalb der großen Politik.
Quelle: dpaLange haben sie öffentlich gestritten, sich gegenseitig Briefe geschrieben und sich auf die "offene Feldschlacht" vorbereitet. Heute vor einem Jahr ist es dann passiert: Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP zerbrach.
Politisch hat sich seitdem viel verändert. Den Kanzler stellt jetzt die CDU, die FDP sitzt nichtmal mehr im Bundestag. Doch auch für viele ehemalige Spitzenpolitiker hat der Bruch einen Neuanfang bedeutet.
Christian Lindner (FDP)
Christian Lindner, Ex-Finanzminister, will einen neuen Job antreten: Er soll als unabhängiges Mitglied in das Shareholder-Board des digitalen Personaldienstleisters Stepstone Group einziehen.
Quelle: dpaFDP: Lindner und Wissing wechseln in die Wirtschaft
Noch am Wahlabend hat der ehemalige Finanzminister und FDP-Parteichef Christian Lindner angekündigt, sich aus der Politik zurückzuziehen. Er hat das schlechteste Wahlergebnis in der Geschichte seiner Partei zu verantworten. Auf seinem Instagram-Account sagt er im Mai, dass er seine "neue Freiheit" genieße.
Die Umfragen im aktuellen Politbarometer zeigen: Mehr als die Hälfte der Befragten haben Zweifel daran, dass die Bundesregierung es schafft die Wirtschaft anzukurbeln.
02.10.2025 | 1:38 minJetzt zieht es ihn in die Wirtschaft. Lindner wird Mitglied im "Shareholder-Board" des Personaldienstleisters Stepstone Group. Hier vertritt er die Interessen der Aktionäre gegenüber der Unternehmensleitung. Zudem berät er die CEO-Beratung Teneo in strategischen Fragen.
Der ehemalige Verkehrsminister Volker Wissing ist in Folge des Ampel-Bruchs aus der FDP ausgetreten. Auch der Rechtsanwalt hat einen neuen Job gefunden. Er berät die Firmengruppe Christ Capital GmbH. Die Gruppe gehört dem ehemaligen FDP-Bundesschatzmeister und Unternehmer Harald Christ.
Heute endet die Kabinettsklausur. Die Regierung will Gesetzesprojekte einleiten. Ob der Teamgeist gestärkt wurde, wird sich in der Zukunft zeigen, berichtet Andrea Maurer.
01.10.2025 | 0:53 minGrüne: Habeck und Baerbock zieht es ins Ausland
Das ehemalige Spitzen-Duo der Grünen hat sich ebenfalls aus der deutschen Politik zurückgezogen. Der Ex-Vizekanzler Robert Habeck will "Abstand" vom "engen Korsett" der Berliner Politik gewinnen, sagte er der "taz". An Forschungseinrichtungen in Kopenhagen und in Kalifornien wolle er in Zukunft "forschen, lehren und lernen".
Einen ganz anderen Weg geht Annalena Baerbock. Seit September ist sie die Präsidentin der UN-Generalversammlung in New York. Wirkliche Macht hat sie in diesem Amt nicht mehr. Die ehemalige Außenministerin leitet die Sitzungen der Generalversammlung und legt die Abläufe fest. Aufgaben von eher protokollarischer Bedeutung.
Vor ihrem Amtsantritt als Präsidentin der UN-Vollversammlung sagt Annalena Baerbock, die UNO müsse modernisiert werden. Ohne die Organisation "hätten wir Anarchie auf der Welt".
29.06.2025 | 7:46 minSPD: Bundestag light für Olaf Scholz
Olaf Scholz verabschiedet sich dagegen zumindest nicht komplett aus dem Bundestag und bleibt Mitglied des Parlaments. Eine Rede hat er in der aktuellen Legislatur aber noch nicht gehalten. Auch sitzt der Altkanzler in keinem Ausschuss, wie sonst für Abgeordnete üblich.
Ein einziger Minister der alten Regierung hat es aber in das Merz-Kabinett geschafft. Mit Boris Pistorius durfte der laut Umfragen beliebteste Politiker Deutschlands sein Amt als Verteidigungsminister behalten. Ohne große Ämter, aber weiterhin im Bundestag vertreten sind unter anderem die ehemals prominenten SPD-Politiker Hubertus Heil, Saskia Esken und Nancy Faeser.
Die Pläne der Koalition, die Musterung für junge Männer per Los zu entscheiden, sind gescheitert. Verteidigungsminister Pistorius steht in der Kritik - vor allem aus der Union.
16.10.2025 | 2:01 minExperte: Personalwechsel "nicht ungewöhnlich"
Dass sich so große Teile des alten Spitzenpersonals aus der aktiven Politik verabschiedet haben, hält Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte für "nicht ungewöhnlich".
Würdevoll bedeutungslos zu werden ist aber für Politiker besonders schwer.
Karl-Rudolf Korte, Politikwissenschaftler
Der Politikbetrieb sei heute weder härter noch "ruchloser" als früher. Laut Korte aber deutlich "dynamischer und vielstimmiger". Das belegt auch das Beispiel Wolfgang Schäuble. Der verstorbene CDU-Politiker hatte nach Amtsjahren mehr Regierungserfahrung als das gesamte Kabinett unter Merz. Ein Politikertyp wie aus einer anderen Zeit.
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