Ukraine-Krieg: Russlands Frühjahrsoffensive wohl kurz bevor
Analyse
Krieg in der Ukraine:Startet Russland nun seine Frühjahrsoffensive?
von Christian Mölling und András Rácz
|
Die Raketenangriffe auf ukrainische Städte gehen weiter. Russland verstärkt auch Bodenangriffe. Beide Länder tauschten Hunderte Gefangene aus. Die Militäranalyse zum Ukraine-Krieg.
Ein ukrainischer Soldat bedient eine spezialisierte FPV-Drohne. Zuletzt gelangen Kiew damit Erfolge gegen russische Angriffe.
Quelle: epa/ Ukrainisches Militär
Russland verstärkte im Laufe der Woche seine Bodenangriffe in der Ukraine erheblich. Mehrere große mechanisierte Kolonnen versuchten, ukrainische Stellungen insbesondere in den Richtungen Pokrowsk und Ost-Donbass zu stürmen - jedoch ohne nennenswerten Erfolg.
Ukrainische Drohnen und Artillerieschläge fügten den angreifenden russischen Kräften schwere Verluste zu, was durch mehrere Bildaufnahmen bestätigt ist. Nach ukrainischer und westlicher Einschätzung markieren diese Angriffe bereits den Beginn von Russlands lang erwarteter Frühjahrsoffensive.
Einer der Angriffe betraf die bisher bizarrste Kriegsmaschine des Krieges: eine voll gepanzerte Diesellokomotive, die den berühmten gepanzerten Zügen des russischen Bürgerkriegs ähnelte. Diese Lokomotive kam jedoch nicht weit: Sie wurde zerstört, bevor sie die ukrainischen Linien erreichen konnte.
Die Ukraine berichtet von neuen russischen Angriffen. Zuletzt war eine angekündigte Oster-Feuerpause ausgelaufen.21.04.2025 | 0:22 min
Weiterhin massive Raketenangriffe auf Frontstädte
Im Laufe der Woche setzte Russland seine konzentrierten Angriffe auf ukrainische Städte fort und setzte dabei sowohl ballistische Raketen als auch Drohnen ein. Nach den verheerenden Schlägen gegen Krywyj Rih am 4. April und gegen Sumy am 13. April wurde eine knappe Woche später auch Charkiw mit einer ähnlichen "Doppelschlag"-Taktik getroffen, zusätzlich zu einem weiteren ballistischen Angriff gegen Sumy.
Bisher ist die ukrainische Luftabwehr offenbar nicht in der Lage, diese relativ kleinen Städte vor ballistischen Raketen zu schützen: Die wenigen Patriot-Raketensysteme, über die die Ukraine verfügt, schützen hauptsächlich Kiew.
In der ukrainischen Stadt Sumy sind nach ukrainischen Angaben 35 Menschen getötet und 117 verletzt worden.14.04.2025 | 1:46 min
Ukraine entwickelt neue Anti-Drohnen-Taktik
Die Fähigkeit der Ukraine, spezialisierte FPV-Drohnen gegen die größeren, sehr teuren Aufklärungs- und Angriffsdrohnen Russlands einzusetzen, verbessert sich zusehends. Diese Woche veröffentlichten die "Birds of Magyar" - eine der bekanntesten ukrainischen Drohnenangriffseinheiten - ein Video, auf dem eine FPV-Drohne erfolgreich eine schwere russische Forpost-Aufklärungs- und Angriffsdrohne trifft. Die Forpost ist eine in russischer Lizenz hergestellte Version der israelischen Searcher-III-Drohne.
Ein interessantes Detail ist, dass der Treffer am 20. April erfolgte, also am Tag des "Oster-Waffenstillstands" - dennoch trug die Forpost-Drohne zwei Raketen unter den Tragflächen.
Quelle: DGAP
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Bei der vom russischen Präsidenten Putin verkündeten Waffenruhe werfen sich beide Seiten vor, sie gebrochen zu haben. Eine Verlängerung über Ostern hinaus lehnt Moskau ab.20.04.2025 | 2:41 min
Waffenruhe zu Ostern nur lückenhaft
Die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unerwartet verkündete Waffenruhe zu Ostern brachte gemischte Ergebnisse. In einigen Frontabschnitten funktionierte sie überhaupt nicht: Artillerieduelle und Landangriffe gingen weiter.
In der Region Kursk rückten die Russen sogar vor. Im Norden nutzte Russland den Waffenstillstand zur Verstärkung der Befestigungen und versuchte, eine Pontonbrücke zu bauen. Im Süden, in Richtung Saporischschja, wurde der Waffenstillstand von beiden Seiten uneingeschränkt eingehalten, so dass sowohl die Ukrainer als auch die Russen Mannschaften unter weißer Flagge aussenden konnten, um getötete und verwundete Soldaten einzusammeln.
"Die Ukrainer sind nicht überrascht", dass die von Putin verkündete Oster-Waffenruhe nicht eingehalten wurde, berichtet Alica Jung aus Kiew.20.04.2025 | 1:03 min
Der Waffenstillstand war in der Luft am wirksamsten: Am 20. April gab es in der Ukraine keinen einzigen Luftangriffsalarm, da Russland weder Drohnen noch ballistische Raketen oder Marschflugkörper startete. In der Nacht vom 20. auf den 21. April wurden die Luftangriffe jedoch wieder aufgenommen: Mikolajiw, Cherson und Tscherkassy wurden von Drohnen getroffen.
Bislang größter Gefangenenaustausch
Am 19. April fand der bisher größte Austausch von Kriegsgefangenen während des Krieges statt, der von den Vereinigten Arabischen Emiraten vermittelt wurde.
Die Ukraine und Russland tauschten 277-277 gefangene Soldaten aus, darunter auch einige schwer verwundete. Die ukrainische Seite teilte mit, dass sie mit einer neuen Runde des Gefangenenaustauschs in relativ kurzer Zeit rechnet.
Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.