Zum 550. Geburtstag: Leben und Werke des Michelangelo
550. Geburtstag:Michelangelo, das Genie der Renaissance
von Andreas Postel und Caterina Semeraro
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Michelangelo hat die Sprache der Kunst verändert, in der Bildhauerei, in der Architektur, in der Malerei. Vor 550 Jahren, am 6. März 1475, wurde Michelangelo Buonarroti geboren.
Eines seiner wichtigsten Werke: Michelangelos David fasziniert bis heute.
Quelle: AP
Michelangelo war Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter und begeistert bis heute mit seiner unbändigen Schaffenskraft. Dabei gibt es auch nach 550 Jahren durchaus Unbekanntes zu entdecken.
Wichtigste Werke in Rom und Florenz
Einer der renommiertesten Kenner Michelangelos ist der italienische Kunsthistoriker Antonio Forcellino. Er sieht das 550. Jubiläumsjahr als große Chance, den faszinierenden Künstler aus der Toskana ganz neu zu entdecken. Neben Florenz wurde Rom, die Stadt der Päpste, für Michelangelo zum Schicksalsort. Hier schuf er seine wichtigsten Werke, sieht man vom monumentalen David in Florenz und dem Programm der dortigen Medici-Kapelle ab.
Von Haus aus Maler, fühlte er sich doch immer stärker zur Bildhauerei hingezogen. Wie beim David, den er aus einem riesigen Marmorblock schuf, hielt sich Michelangelo zugute, die Figur bereits im rohen Stein zu erkennen und lediglich daraus zu "befreien". Die Pieta im Petersdom gehört wohl zum Ergreifendsten, das die abendländische Kunstgeschichte hervorgebracht hat.
Was trieb Michelangelo an, der in seiner Zeit, der Renaissance, die Bildhauerei und Malerei in gigantische Dimensionen führte und in der Architektur neue Maßstäbe setzte?17.07.2022 | 43:35 min
Michelangelo erlebte 13 Päpste. Am spannungsreichsten war das Dienstverhältnis zu Julius II. der ihn mit der Ausmalung der Decke der Sixtinischen Kapelle beauftragte und ihn als Maler unsterblich machte. Vorher wurde eine Figur durch die äußeren Ereignisse charakterisiert, die sie kennzeichneten, wie Glaube, Nächstenliebe, oder Allegorie des Krieges. Michelangelo macht Gefühle daraus, er schafft es, sie in sehr ausdrucksstarke Begriffe zu bringen, und in der Malerei geschieht dasselbe, wie bei den Akten in der Sixtinischen Kapelle. Sie sind kraftvolle Ausdrücke des Gefühls der Schönheit und der Persönlichkeit.
Künstler stirbt 1564 mit 89 Jahren
Ein tief empfundenes Selbstbildnis hat Michelangelo im Jüngsten Gericht in der Sixtinischen Kapelle hinterlassen: Er selbst in der schlaffen, leeren Haut des heiligen Bartholomäus, gequält und ausgepumpt von diesem Großprojekt. Über sieben Jahrzehnte hat der Künstler unzählige Energieleistungen vollbracht; trotzdem wurde er fast 89 Jahre alt. Er starb, umgeben von seinen Freunden, am 18. Februar 1564 in Rom. Sein Leichnam wurde auf seinen Wunsch hin heimlich nach Florenz überführt.
Ein bedeutendes Werk bleibt bis heute für die Öffentlichkeit verborgen. Bei der Paulinerkapelle handelt es sich um die Privatkapelle des Papstes. Nach Ansicht von Kunsthistoriker Antonio Forcellino ist es das außergewöhnlichste Werk Michelangelos. Es sollte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, weil niemand es als Michelangelo erkennen würde, nicht einmal Kunsthistoriker.
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Verschollene Kunstwerke von Michelangelo
Laut Antonio Forcellino gibt es außerdem auch nach 550 Jahren sagenumwobene Werke von Michelangelo, die bis heute verschollen sind. So fehlt von dem Gemälde für den Herzog von Ferrara, Leda und der Schwan, bislang jede Spur. Der Verbleib ist bis heute unbekannt genauso wie ein Gemälde, das er als junger Mann gemalt oder vielleicht nur gezeichnet hat, eine Skulptur eines jungen Apollo, die er in seinen frühen Jahren anfertigte und der schlafende Amor, welches er als eine Art Betrug anfertigte. Es wurde als Antiquität verkauft und gelangte in die Hände von Isabella d'Este, und wir haben es aus den Augen verloren, so der Kunsthistoriker.
Zum 550. Geburtstagsjubiläum ist die Gemeinde Caprese, in den Wäldern und Bergen der Toskana ein ganz besonderer Geheimtipp für Italienreisende. In seinem Geburtshaus, einem alten bescheidenen Steingebäude widmet sich ein Museum das ganze Jahr über dem Leben und Werk ihres berühmten Renaissance-Genies.
Schwere Vorwürfe gegen Museen: Bei vielen Werken seien, so ein Bericht, die Erben nicht über die Herkunft aus NS-Raubkunst informiert worden. Die Sammlungen weisen das zurück.
Quelle: dpa
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