Wie die Nato jetzt reagiert:Drohnenabwehr: Schwachpunkt an Ostgrenze
Russische Drohnen im polnischen Luftraum zeigen, dass Ziele in Polen für Russland leicht erreichbar sind. Warum die Nato an der Ostgrenze bisher schwächelt.
Die NATO äußert sich zu den mutmaßlich russischen Drohnenangriffen auf Polen und prüft mögliche Konsequenzen. ZDF-Korrespondentin Isabel Schäfers berichtet.
12.09.2025 | 1:08 minDas Eindringen russischer Militärdrohnen in den polnischen Nato-Luftraum alarmiert das Nato-Bündnis und legt eine Schwäche offen. In einer neuen Initiative zur Stärkung ihrer Ostflanke reagiert die Nato nun auf die mutmaßlich vorsätzliche Luftraumverletzung.
Ein besonderer Fokus wird dabei deswegen auch auf militärische Fähigkeiten zur Drohnenabwehr gelegt. Deutschland und anderen europäischen Nato-Partnern ist die Verteidigungslücke durchaus bewusst.
Nach dem Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum üben die USA im UN-Sicherheitsrat scharfe Kritik an Russland. Man sei bereit, Nato-Territorium zu schützen.
13.09.2025 | 1:22 minWie steht es bisher um die Drohnenabwehr?
Bei dem Drohnenvorfall in der Nacht auf Mittwoch ließ der Generalstab der polnischen Armee die Flugobjekte von polnischen und in Polen stationierten niederländischen Kampfjets abschießen. Das ist aufwendig.
In Deutschland hat der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, die fehlenden Fähigkeiten zur Abwehr von Drohnen als größte Schwäche bezeichnet. In anderen Nato-Streitkräften ist die Lage kaum anders.
Immer wieder gibt es Versuche Russlands, durch hybride Bedrohungen die politische Debatte auch in Deutschland zu beeinflussen, vor allem bei Themen wie Migration oder Klimawandel.
12.09.2025 | 1:22 minNun soll wieder eine Heeresflugabwehr aufgebaut werden. Die Bundeswehr wartet dafür auf Waffensysteme wie den Skyranger, ein mobiles Flugabwehrsystem auf Fahrzeugen. Die Ukraine bekommt diese Waffe noch vor der Bundeswehr.
Das Heer setzt auch auf die sogenannte Fliegerabwehr aller Truppen. Dabei werden auch Waffen genutzt, die nicht zuvorderst für den Einsatz gegen Ziele in der Luft gedacht sind. Mais nannte als Beispiel die 30-Millimeter-Kanone des Schützenpanzers Puma und Änderungen am Feuerleitrechner des Systems.
Welche Länder wollen Polen stäker unterstützen?
Regierungschef Donald Tusk hat Polens Forderung klar formuliert: "Wir erwarten deutlich mehr Unterstützung bei der Verteidigung des polnischen Luftraums". Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz sagte, Schweden wolle kurzfristig Gerät zur Luftabwehr und Flugzeuge nach Polen verlegen.
Russlands Militärübung „Sapad“ findet größtenteils in Belarus nahe der polnischen und litauischen Grenze statt. Polen verstärkt seine Sicherheitsvorkehrungen.
12.09.2025 | 1:42 minTschechien will drei Hubschrauber einer Spezialeinheit entsenden, sie sollen der polnischen Armee helfen, das Land vor Drohnen zu schützen, die in geringer Höhe operieren.
Auch der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans sagte weitere Hilfe bei der Luftabwehr zu. Nach Angaben von Kosiniak-Kamysz gibt es zudem Angebote aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Finnland und den baltischen Staaten.
Wie gefährlich ist die Lage an Polens Ostgrenze?
An insgesamt 1.200 Kilometern seiner Ostgrenze hat es Polen mit Nachbarn zu tun, die nicht Teil von EU und Nato sind. Das Land grenzt an die russische Exklave Kaliningrad, an das mit Moskau verbündete Belarus und an die Ukraine (535 Kilometer), die seit mehr als dreieinhalb Jahren einen russischen Angriff abwehrt.
Polens Ostgrenze ist zugleich auch die Ostgrenze der Nato-Staaten.
Quelle: ZDFInsofern sind Ziele in Polen für russische Drohnen leicht erreichbar, da diese auch aus Belarus oder Kaliningrad gestartet werden können. Mit besonderer Besorgnis blickt man in Warschau daher auf das russisch-belarussische Militärmanöver Sapad 2025, das noch bis 16. September abgehalten werden soll.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, geht bei der russisch-belarussischen Großübung von rund 13.000 übenden Soldaten in Belarus und weiteren 30.000 auf russischem Gebiet aus.
Russland und Belarus haben ihr gemeinsames Manöver "Sapad" an der NATO-Ostflanke gestartet. Nach dem letzten Drohnenvorfall in Polen schürt die Militärübung Sorgen im Westen.
12.09.2025 | 2:16 minWelche Konsequenzen gegen Moskau sind möglich?
Vorschläge, um gegenüber Moskau Stärke zu zeigen, gibt es viele: Härtere Sanktionen, einen endgültigen europäischen Ausstieg aus russischem Öl und Flüssigerdgas, die Einziehung eingefrorener russischer Guthaben. Neben der Stärkung der polnischen Flugabwehr werden auch militärische Schritte diskutiert.
Der CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter nannte es sinnvoll, "die Luftverteidigung über der Westukraine zu übernehmen, also die Luftverteidigung in die Nato-Verteidigung zu integrieren und unbemannte Flugkörper abzuschießen". Bislang haben die westlichen Verbündeten Kiews diesen Schritt gescheut, um eine direkte militärische Konfrontation mit Moskau zu vermeiden.
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