Update am Morgen:Teflon-Mark und das wehrhafte Europa
von Anne Gellinek
Guten Morgen,
der Mann scheint immer gut gelaunt zu sein. Groß, schlaksig und freundlich winkend wird er am Morgen zum Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz aus der Dienstlimousine springen - und später eine Grundsatzrede zu den Herausforderungen der Nato in Berlin halten.
Der Mann heißt Mark Rutte und ist Optimist, das ist wohl Teil der Jobbeschreibung für einen Nato-Generalsekretär. Denn er muss eine Militärallianz zusammenhalten, die bis vor kurzem chronisch unterfinanziert und neuerdings von ihrem stärksten Mitglied in Zweifel gezogen wird. Doch der smarte Niederländer Rutte wird sich nichts anmerken lassen, er wird auf jeden Fall Donald Trump loben (macht er immer) und gleichzeitig Europa dazu aufrufen, weiter an der eigenen Verteidigungsfähigkeit und Souveränität zu arbeiten.
11.12.2025 | 0:49 min
Das mit der europäischen Souveränität ist allerdings so eine Sache. Noch während Merz und Rutte sich im Kanzleramt austauschen, wird der Bundesfinanzhof bekanntgeben, ob eine markige deutsche Entscheidung rechtens war. Es geht um den Frachter "Eventin", der im Januar dieses Jahres vor Rügen festgesetzt wurde. Das Schiff unter der Flagge Panamas soll zur so genannten Schattenflotte gehören, mit der Russland die europäischen Sanktionen umgeht. Der wehrhafte deutsche Zoll beschlagnahmte den manövrierunfähigen Tanker in der Ostsee und erklärte die "Eventin" mitsamt fast hunderttausend Tonnen Öl zu deutschem Eigentum. Ein europäisches Exempel sollte hier wohl statuiert werden gegen die immer dreister auftretende russische Schattenflotte.
Der Reeder aber klagte und beruft sich auf internationales Seerecht. Der Fall wirft die Frage auf, ob Deutschland fremdes Eigentum beschlagnahmen darf, weil der mutmaßliche Absender Sanktionen umgeht und damit einen Krieg finanziert?
Genau darum wird es nächsten Donnerstag auch auf dem letzten EU-Gipfel dieses Jahres gehen. Darf Europa die festgesetzten Milliarden russischen Staatsvermögens enteignen und das Geld der Ukraine als russische Reparationszahlungen überweisen? Strenge Juristen sagen nein, der belgische Premierminister auch. Die EU-Staats- und Regierungschefs aber brauchen das Geld dringend für die Ukraine und wollen ein starkes Zeichen von Wehrhaftigkeit und europäischen Zusammenhalts gegen Russland setzen.
Rechtsstaat gegen Rechtsempfinden? Der Bundesfinanzhof wird am Morgen eine erste Antwort geben.
Ich wünsche Ihnen einen gutgelaunten Tag
Anne Gellinek, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin
Was heute noch wichtig ist
USA beschlagnahmen Öltanker vor Venezuela: Die USA haben laut Präsident Trump einen Tanker vor der Küste Venezuelas beschlagnahmt. Das Schiff soll sanktioniertes Öl transportiert haben, erklärt Justizministerin Bondi. Der international isolierte venezolanische Präsident Nicolás Maduro vermutet dahinter US-Pläne zu seinem Sturz.
Was hat der Koalitionsausschuss gebracht? Die Spitzen von CDU, CSU und SPD wollen gegen 08:45 Uhr die Ergebnisse des Koalitionsausschusses vorstellen. Am Abend hatten Union und SPD keine Informationen über die Gespräche nach außen dringen lassen. Auf der Tagesordnung standen konfliktträchtige Themen wie die drohenden höheren Krankenkassenbeiträge, aber auch umfassende Pläne bei der Beschleunigung von Ausbauprojekten bei Straße oder Schiene.
Ifo-Institut legt neue Konjunkturprognose vor: Am Ende eines weiteren Krisenjahres veröffentlicht das Münchner Institut heute seine neue Konjunkturprognose für 2026. Bislang erwarten Ifo- und andere Wirtschaftsforscher zwar eine Belebung. Doch ohne grundlegende Reformen könnte das nach Einschätzung vieler Ökonomen ein Strohfeuer bleiben.
Hilfswerk stellt Kinderrechteindex vor: Unterschiedliche Schulsysteme, ungleiche Wahlalter - Kinderrechte werden in Deutschland regional sehr unterschiedlich umgesetzt. Heute veröffentlich das Deutsche Kinderhilfswerk seine Daten für das Jahr 2025.
Was im Ukraine-Krieg passiert ist
Europäer treffen sich mit Selenskyj: Selenskyj trifft sich erneut mit europäischen Unterstützerstaaten. Für das Wochenende ist auch Trump eingeladen - eine Teilnahme lässt der US-Präsident aber offen.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Der Tag sportlich
In Deutschland ist er eine absolute Sport-Legende: Georg Hackl war zuletzt Trainer der österreichischen Weltcup-Rodler. Von diesem Posten will er sich bald zurückziehen. Wohin führt der Weg des mehrfachen Olympiasiegers? Unser Autor Lars Becker bringt Sie auf den neuesten Stand:
Wer steckt hinter chinesischen Wettanbietern, die Partner deutscher Bundesliga-Klubs sind? Die Spur führt in eine kriminelle Unterwelt, in die Schattenwelt der Bundesliga-Partner:
10.12.2025 | 43:13 min
Champions League
Borussia Dortmund muss sich im Kampf um den direkten Achtelfinaleinzug mit einem Remis gegen Bodö/Glimt aus Norwegen begnügen. Zwei Tore von Julian Brandt reichen nur zu einem 2:2.
10.12.2025 | 2:57 min
Unter dem Link finden Sie alle Spiele und alle Tore der UEFA Champions League sowie ausführliche Zusammenfassungen der Spiele mit deutscher Beteiligung.
Zahl des Tages
7.000
Mit über 7.000 Kilometern Länge sind die Anden das längste Gebirge der Welt. Zum Vergleich: Die Alpen sind etwa 1.200 Kilometer lang. Der Mount Everest kürt mit 8.849 Metern den Himalaya zum höchsten Gebirge der Welt. Haben Sie heute, am internationalen Tag der Berge, Lust auf eine schöne Doku über die Anden (ZDF, Terra X, 43 Minuten)?
Die Doku sendete Terra X am 16.11.2025 um 19.30 Uhr.
12.11.2025 | 43:29 minEin Lichtblick
Verspielt, verschnörkelt, versteckt: Art Déco begann vor 100 Jahren von Frankreich aus seinen Siegeszug in der Kunstwelt. Das Pariser Museum der dekorativen Künste widmet der Art Déco eine Ausstellung.
Über die Ausstellung berichtete heute in europa am 10.12.2025 um 16.38 Uhr.
10.12.2025 | 2:05 minGesagt
Eine Person auszuwählen, die acht Milliarden Menschen auf dem Planeten repräsentiert, ist keine leichte Aufgabe.
Sam Jacobs, Chefredakteur "Time" Magazine
Adolf Hitler war dabei und Willy Brandt, Queen Elizabeth II. und Taylor Swift, Wladimir Putin und Donald Trump: Heute stellt das "Time" Magazine die diesjährige "Person des Jahres" vor. Dabei geht es um den Menschen, der - nach Einschätzung der Redakteure - den größten Einfluss auf die Ereignisse des Jahres gehabt hat. Das kann im guten wie im schlechten Sinne gemeint sein. Den Titel will das Magazin nicht als Ehre verstanden wissen.
Weitere Schlagzeilen
- Friedensnobelpreisträgerin: Machado in Oslo eingetroffen
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11.12.2025 | 2:07 minWenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.
So wird das Wetter heute
Am heutigen Donnerstag kann sich in der nördlichen Mitte und am Alpenrand länger die Sonne zeigen. Sonst überwiegen die Wolken und im Südosten kann es etwas regnen. Die Temperaturen steigen auf sieben bis zwölf Grad.
Den aktuellen Wetterbericht der ZDF-Meteorologen finden Sie hier im Video.
Zusammengestellt von Nicola Frowein.
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