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Update am Abend:Kriegstage
von David Metzmacher
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Guten Abend,
im Nahen Osten kocht die Gemengelage infolge der überraschenden US-Angriffe auf Atomanlagen in Iran weiter hoch, die Nato-Staaten haben ein Ausgabenziel für Aufrüstung fixiert und Deutschland scheint den Weg zu ebnen für eine Teilweise-Wehrpflicht.
Iran unter Beschuss
Die USA haben ihren Angriff auf Atomanlagen in Iran mit Dringlichkeit untermauert. Das Land habe eine "unmittelbare Bedrohung" dargestellt, sagt Regierungssprecherin Karoline Leavitt: "Der Präsident hätte die Angriffe nicht gestartet, wenn wir uns dessen nicht sicher gewesen wären." Derweil schießt Israel erneut Raketen. Ein Ziel: Zugangswege zur Atomanlage Fordo. Ein anderes: das berüchtigte Ewin-Gefängnis in Teheran. Die "Times of Israel" mutmaßt, der Angriff habe darauf abgezielt, den Gefangenen die Flucht zu ermöglichen.
Die EU warnt vor einer weiteren Eskalation in der Region. Eine Sperrung der wichtigen Schifffahrtsstraße von Hormus, wie von Iran angedroht, "wäre extrem gefährlich und für niemanden gut", sagt etwa die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas.
Die aktuelle Lage in Nahost im Video:
Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.
Fünf-Prozent-Nato
Ohne den US-Angriff wäre wohl das die wichtigste Nachricht des gestrigen Tages gewesen: Die 32 Mitgliedsstaaten der Nato haben sich offenbar auf eine historische Erhöhung der Verteidigungsausgaben geeinigt. Statt wie bislang mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für militärische Zwecke zu veranschlagen, sollen es künftig fünf Prozent sein - 1,5 Prozent davon für verteidigungsrelevante Infrastruktur.
Ein Rechenbeispiel für das Jahr 2024:
- Das BIP Deutschlands betrug rund 4,3 Billionen Euro.
- Deutschland gab der Nato an, etwa 90,6 Milliarden Euro für Verteidigung auszugeben.
- Das entspricht Ausgaben von 2,1 Prozent des BIP, womit erstmals das Zwei-Prozent-Ziel des Bündnisses erreicht wurde.
- Legt man nun das neue Fünf-Prozent-Ziel an, müsste Deutschland bei theoretisch konstantem BIP künftig mindestens 215 Milliarden Euro für Verteidigung ausgeben.
Zum Vergleich: Der gesamte Bundeshaushalt lag 2024 bei 476,8 Milliarden Euro. Erreicht werden soll das neu gesteckte Ziel bis 2035. Nur vereinzelt ist von Abweichlern zu hören: Spanien und Belgien etwa wollen mehr Flexibilität. Mehr Klarheit dürfte der morgige Nato-Gipfel bringen.
Wehrpflicht im Anmarsch
Die Wehrpflicht ist seit 2011 in Deutschland ausgesetzt. Nun steigt aus offensichtlichen Gründen der Personalbedarf - und es scheint, als könnte der nicht allein mit denen gedeckt werden, die freiwillig zur Bundeswehr gehen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will nun in einem Gesetzentwurf zum Wehrdienst, der vorerst auf Freiwilligkeit beruhen soll, eine Option für eine teilweise Rückkehr zur Wehrpflicht installieren. Eine "Teilverpflichtung von Teiljahrgängen" solle in Kraft gesetzt werden können, wenn die erwartete Zahl von Freiwilligen nicht ausreiche, sagte Pistorius in der ARD. Und auch aus der Union gibt es Zustimmung: Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) kann sich so einen Mechanismus vorstellen.
Bayerns Markus Söder (CSU) ist da rabiater: Es brauche mehr Soldatinnen und Soldaten, deshalb sei die CSU ganz klar für die Wehrpflicht, sagte er nach einer Parteivorstandssitzung: "Wehrpflicht und Zivildienst sind die Zukunft."
Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist wieder zum Ziel russischer Raketen- und Drohnenangriffe geworden. Die Angriffe trafen zivile Einrichtungen, Wohnhäuser gerieten in Brand.
Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Grafik des Tages
Bei der Bundestagswahl im Februar haben 82,5 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Damit lag die Wahlbeteiligung um 6,2 Prozentpunkte höher als bei der Bundestagswahl 2021 - und so hoch wie seit 1987 nicht mehr.
Quelle: Imago Images/Stefan Arend, Symbolbild
Weitere Schlagzeilen
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Ein Lichtblick
Polizisten haben in Rheinland-Pfalz mehrere Entenküken aus einem Bach gerettet. Die Tiere kamen nicht mehr aus eigener Kraft zu ihrer Mutter zurück. Grund dafür war eine drei bis vier Meter hohe Mauer. Die Einsatzkräfte konnten die Küken in einen Eimer lotsen, der anschließend mit einem Seil an der Mauer hochgezogen wurde. Danach wurden sie in einem Teich in der Nähe ausgesetzt - dort kümmerte sich die Entenmutter wieder um ihren Nachwuchs.
Zahl des Tages
Etwa jedes vierte Kind in Deutschland lebt in einer kinderreichen Familie - es wächst also mit zwei oder mehr Geschwistern auf. Der Anteil betrug im vergangenen Jahr nach Angaben des Statistischen Bundesamts 26 Prozent.
Sportliches
Früher beeindruckte Kirsty Coventry als Schwimmerin, nun soll sie den Weltsport durch eine politisch angespannte Zeit führen. Heute startete ihre Amtszeit als IOC-Präsidentin.
Als Nachfolger von Dirk Nowitzki klettert der Deutsche Isaiah Hartenstein auf den Basketball-Olymp und wurde in der Nacht mit den Oklahoma City Thunder NBA-Champion:
Quelle: IMAGO/Icon Sportswire; dpa/Julio Cortez
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Karo und Knut lieben sich - doch ein Brief bringt alles ins Wanken. Knut erfährt kurz vor seinem 40. Geburtstag ein Geheimnis, das ihn aus der Bahn wirft. Auf seiner Überraschungsparty eskaliert die Situation vor versammelter Familie. Was als harmonisches Fest beginnt, endet im tragikomischen Chaos voller unausgesprochener Wahrheiten. ("Feste Feiern", 89 Minuten)
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