Update am Abend: Hunger in Gaza und Flut-Sorgen in Blatten

Update

Update am Abend:Hunger in Gaza und Flut-Sorgen in Blatten

von Jan Schneider
|
ZDFheute Update - Jan Schneider

Guten Abend,

die Lage im Nahen Osten bleibt auch heute unübersichtlich - und zunehmend widersprüchlich. Einerseits hat Israel dem Weißen Haus signalisiert, einer neuen Waffenruhe zuzustimmen. Geplant sei eine 60-tägige Feuerpause, die Freilassung von Geiseln und Inhaftierten sowie weiterführende Gespräche über ein Kriegsende. Auf der anderen Seite sorgt eine Äußerung des israelischen Verteidigungsministers Katz für neuen Zündstoff in der Region: Er kündigte offen den Bau eines "jüdischen israelischen Staates" auf besetztem palästinensischem Gebiet im Westjordanland an - ein Affront gegenüber internationalen Friedensbemühungen und der geplanten Konferenz zur Zweistaatenlösung.

Sie werden einen Palästinenserstaat auf dem Papier anerkennen - aber wir werden den jüdischen israelischen hier auf diesem Boden errichten.

Israel Katz, israelischer Verteidigungsminister

Am Vortag hatte Israels Regierung bereits den Bau von 22 weiteren Siedlungen im Westjordanland beschlossen - völkerrechtlich illegal. Dass nun inmitten der militärischen Eskalation solche politischen Fakten geschaffen werden, wirkt wie eine direkte Absage an die diplomatischen Initiativen.
Das Leid der Bevölkerung in Gaza wird während alldem jeden Tag größer. Die UN bezeichnet den Landstreifen mittlerweile als das "hungrigstes Gebiet der Welt":

Menschen sind ausgehungert nach Wochen, in denen Israel ihnen Hilfe verweigert hat.

ZDF-Reporterin Alica Jung aus Tel Aviv

Gaza: "Chaos verbreitet sich"
30.05.2025 | 3:47 min
Wie viel Substanz die vermeintliche Annäherung tatsächlich hat und wie sehr sie Verteidigungsminister Katz mit seinen Äußerungen torpediert, ist noch unklar. Die Hamas will den Vorschlag der Waffenruhe prüfen - und die israelische Armee setzt ihre Angriffe in Gaza fort.

Angst vor der Flut im Lötschental

Nach dem gewaltigen Gletscherabbruch am Kleinen Nesthorn entspannt sich die Lage im Lötschental nur langsam. Und über Allem schwebt die Angst vor einer plötzlichen Flutwelle.
Eine Aufnahme einen Tag nach einer gewaltigen Lawine, die durch den Zusammenbruch des Birch-Gletschers ausgelöst wurde, zeigt die Zerstörung, die diese anrichtete, als sie ins Tal stürzte und das Dorf Blatten in der Schweiz zerstörte, 29. Mai 2025.
30.05.2025 | 3:22 min
Hinter der gigantischen Schutt- und Gerölllawine, die das Dorf Blatten am Mittwoch fast vollständig verschüttet hat, sammelt sich weiter Wasser. Ein neuer, instabiler See hat sich gebildet, gespeist durch Schmelzwasser, das nicht wie gewohnt abfließen kann. Noch fließt ein Teil langsam durch das Schuttfeld ab, doch Fachleute warnen: Die Gefahr ist längst nicht gebannt.

Das Worst-Case-Szenario ist eine plötzliche Flut, die das Staubecken nicht halten kann.

Christian Studer, Dienststelle Naturgefahren Wallis

Ein geordneter Wasserablauf mit schwerem Gerät ist nicht möglich: Der Schuttberg ist durchsetzt mit Eis, losem Geröll und teils bereits aufweichendem Gestein - ein gefährlicher Mix, der den Eingriff zu gefährlich macht.
Blatten Erdsturz

Mehrere Ortsteile wurden bereits zur Vorbereitung auf eine mögliche Evakuierung aufgerufen - mehr als 2.000 Menschen in der Region sitzen weiter auf gepackten Taschen.

Politik mit Studien, die es gar nicht gibt

Health Secretary Robert F. Kennedy Jr. made his pledge to discover the reason for the increasing rates of autism during a cabine
Quelle: laif

In den USA sorgt derzeit ein zentraler Gesundheitsreport für Empörung und Kopfschütteln: Der Bericht des US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. wird kritisiert, weil darin Studien zitiert werden, die gar nicht existieren. Der "Make America Healthy Again"-Report fordert unter anderem eine Änderung des Impfplans für Kinder, stützt sich dabei aber teils auf erfundene oder falsch interpretierte Quellen.
Forscher von der Columbia University erklärten, sie hätten mit den angeblichen Studien nichts zu tun - Zitate seien "frei erfunden". Ein Link im Bericht führte statt zu wissenschaftlicher Literatur sogar zu einem Artikel der "New York Times".
Das Weiße Haus räumt zwar "Formatierungsprobleme" ein, hält aber an den Kernaussagen von Kennedys Bericht fest. Die Demokraten sprechen von "gezielter Desinformation" - und werfen der Trump-Regierung vor, Politik mit Schein-Wissenschaft zu machen. Die ganze Geschichte lesen Sie hier:

Zahl des Tages

50
So viele extreme Hitzetage gab es im Zeitraum vom Anfang Mai vergangenen Jahres bis Anfang Mai dieses Jahres in Deutschland. Das sind Tage an denen die Höchsttemperatur jeweils 90 Prozent der durchschnittlich lokal gemessenen Temperaturen im Zeitraum von 1991 bis 2020 überstieg. 24 davon, also knapp die Hälfte, sind einer Analyse der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central zufolge auf den Effekt des Klimawandels zurückzuführen.

Weitere Schlagzeilen

Gesagt

Ich sehe das allergrößte Problem der Champions League sowieso nicht in Übersättigung, sondern dass sie den Wettbewerb in den nationalen Ligen kaputt macht und dort immer wieder die gleichen vorne stehen.

Christoph Biermann, Chefreporter des Monatsmagazin "11Freunde"

Die runderneuerte Champions League endet am Samstag mit dem Finale Paris Saint-Germain gegen Inter Mailand. Hat sich der neue Modus bewährt? Ein Fazit mit Autor Christoph Biermann.
Wenn Sie unser ZDFheute Update abonnieren möchten, können Sie das hier tun oder in Ihrer ZDFheute-App unter Meine News / Einstellungen / ZDFheute-Update-Abo.

Streaming-Tipps für den Feierabend

Die Champions League ist das größte jährliche Sportereignis der Welt. Was kaum jemand weiß: Zwei Deutsche haben sie erfunden. In "Trophy Men" erzählen sie erstmals exklusiv ihre Geschichte.
Trophy Men: Die Erfindung der UEFA Champions League
16.05.2025 | 82:38 min
Irgendwann in naher Zukunft ist der Retortenmensch Wirklichkeit geworden und hat die Gesellschaft in zwei Klassen gespalten. Den im Labor designten Menschen gehört die Welt, während die noch durch natürliche Zeugung Entstandenen keine Chance auf gesellschaftliche Anerkennung besitzen.
Der Science-Fiction-Thriller "Gattaca" von Andrew Niccol aus dem Jahr 1997 ist eine Parabel über die Auswüchse von Genmanipulationen und des Strebens nach Perfektion. In verstörend schönen Bildern konzentriert sich der sehenswerte Film ganz auf seine zutiefst menschliche Botschaft von der Fehlbarkeit und auf seine ausdrucksstarken Charaktere.
Plakatmotiv zum Film mit Ethan Hawke und Uma Thurman.
28.05.2025 | 102:06 min

Genießen Sie Ihren Abend!

Jan Schneider und das gesamte ZDFheute-Team
Alles gut? Danke, dass Sie unser ZDFheute Update lesen! Empfehlen Sie das Briefing gerne Ihren Freunden und Bekannten - hier ist der Anmeldungs-Link. Außerdem freuen wir uns weiterhin über Ihr Feedback, was Ihnen besonders gut gefällt und was wir noch besser machen sollten an zdfheute-feedback@zdf.de. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Das war erstmal allesZDFheute-Update-Abo verwalten