Update
Update am Abend:Hunger in Gaza und Flut-Sorgen in Blatten
von Jan Schneider
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Guten Abend,
die Lage im Nahen Osten bleibt auch heute unübersichtlich - und zunehmend widersprüchlich. Einerseits hat Israel dem Weißen Haus signalisiert, einer neuen Waffenruhe zuzustimmen. Geplant sei eine 60-tägige Feuerpause, die Freilassung von Geiseln und Inhaftierten sowie weiterführende Gespräche über ein Kriegsende. Auf der anderen Seite sorgt eine Äußerung des israelischen Verteidigungsministers Katz für neuen Zündstoff in der Region: Er kündigte offen den Bau eines "jüdischen israelischen Staates" auf besetztem palästinensischem Gebiet im Westjordanland an - ein Affront gegenüber internationalen Friedensbemühungen und der geplanten Konferenz zur Zweistaatenlösung.
Sie werden einen Palästinenserstaat auf dem Papier anerkennen - aber wir werden den jüdischen israelischen hier auf diesem Boden errichten.
Israel Katz, israelischer Verteidigungsminister
Am Vortag hatte Israels Regierung bereits den Bau von 22 weiteren Siedlungen im Westjordanland beschlossen - völkerrechtlich illegal. Dass nun inmitten der militärischen Eskalation solche politischen Fakten geschaffen werden, wirkt wie eine direkte Absage an die diplomatischen Initiativen.
Das Leid der Bevölkerung in Gaza wird während alldem jeden Tag größer. Die UN bezeichnet den Landstreifen mittlerweile als das "hungrigstes Gebiet der Welt":
Menschen sind ausgehungert nach Wochen, in denen Israel ihnen Hilfe verweigert hat.
ZDF-Reporterin Alica Jung aus Tel Aviv
Wie viel Substanz die vermeintliche Annäherung tatsächlich hat und wie sehr sie Verteidigungsminister Katz mit seinen Äußerungen torpediert, ist noch unklar. Die Hamas will den Vorschlag der Waffenruhe prüfen - und die israelische Armee setzt ihre Angriffe in Gaza fort.
- Neuer Vorstoß von US-Vermittler: Gelingt eine neue Waffenruhe im Gazastreifen?
- Kritik an Israel: Gaza ist "hungrigstes Gebiet der Welt"
- Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und hier im Liveblog.
Angst vor der Flut im Lötschental
Nach dem gewaltigen Gletscherabbruch am Kleinen Nesthorn entspannt sich die Lage im Lötschental nur langsam. Und über Allem schwebt die Angst vor einer plötzlichen Flutwelle.
Hinter der gigantischen Schutt- und Gerölllawine, die das Dorf Blatten am Mittwoch fast vollständig verschüttet hat, sammelt sich weiter Wasser. Ein neuer, instabiler See hat sich gebildet, gespeist durch Schmelzwasser, das nicht wie gewohnt abfließen kann. Noch fließt ein Teil langsam durch das Schuttfeld ab, doch Fachleute warnen: Die Gefahr ist längst nicht gebannt.
Das Worst-Case-Szenario ist eine plötzliche Flut, die das Staubecken nicht halten kann.
Christian Studer, Dienststelle Naturgefahren Wallis
Ein geordneter Wasserablauf mit schwerem Gerät ist nicht möglich: Der Schuttberg ist durchsetzt mit Eis, losem Geröll und teils bereits aufweichendem Gestein - ein gefährlicher Mix, der den Eingriff zu gefährlich macht.
Mehrere Ortsteile wurden bereits zur Vorbereitung auf eine mögliche Evakuierung aufgerufen - mehr als 2.000 Menschen in der Region sitzen weiter auf gepackten Taschen.
- Bangen nach dem Gletscherabbruch: Die Sorge vor einer Flut ist groß
- Um 17:15 Uhr schaltet ZDFheute live ins Lötschental und berichtet von der aktuellen Situation und Gefahrenlage.
Politik mit Studien, die es gar nicht gibt
Quelle: laif
In den USA sorgt derzeit ein zentraler Gesundheitsreport für Empörung und Kopfschütteln: Der Bericht des US-Gesundheitsministers Robert F. Kennedy Jr. wird kritisiert, weil darin Studien zitiert werden, die gar nicht existieren. Der "Make America Healthy Again"-Report fordert unter anderem eine Änderung des Impfplans für Kinder, stützt sich dabei aber teils auf erfundene oder falsch interpretierte Quellen.
Forscher von der Columbia University erklärten, sie hätten mit den angeblichen Studien nichts zu tun - Zitate seien "frei erfunden". Ein Link im Bericht führte statt zu wissenschaftlicher Literatur sogar zu einem Artikel der "New York Times".
Das Weiße Haus räumt zwar "Formatierungsprobleme" ein, hält aber an den Kernaussagen von Kennedys Bericht fest. Die Demokraten sprechen von "gezielter Desinformation" - und werfen der Trump-Regierung vor, Politik mit Schein-Wissenschaft zu machen. Die ganze Geschichte lesen Sie hier:
- Kritik an Gesundheitsbericht: US-Regierung gibt Fehler zu
- Fake News statt Erkenntnisse? Kennedys Autismus-Plan alarmiert Fachleute
Zahl des Tages
50
So viele extreme Hitzetage gab es im Zeitraum vom Anfang Mai vergangenen Jahres bis Anfang Mai dieses Jahres in Deutschland. Das sind Tage an denen die Höchsttemperatur jeweils 90 Prozent der durchschnittlich lokal gemessenen Temperaturen im Zeitraum von 1991 bis 2020 überstieg. 24 davon, also knapp die Hälfte, sind einer Analyse der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central zufolge auf den Effekt des Klimawandels zurückzuführen.
- Auswertung zur Klimakrise: Zahl der Hitzetage in Deutschland verdoppelt
Weitere Schlagzeilen
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- Verbraucherpreise im Mai: Inflation bleibt stabil bei 2,1 Prozent
- Nach Sonne am Brückentag kommt das Gewitter: Es wird schwül - und dann knallt's
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Gesagt
Ich sehe das allergrößte Problem der Champions League sowieso nicht in Übersättigung, sondern dass sie den Wettbewerb in den nationalen Ligen kaputt macht und dort immer wieder die gleichen vorne stehen.
Christoph Biermann, Chefreporter des Monatsmagazin "11Freunde"
Die runderneuerte Champions League endet am Samstag mit dem Finale Paris Saint-Germain gegen Inter Mailand. Hat sich der neue Modus bewährt? Ein Fazit mit Autor Christoph Biermann.
- Fußball-Autor zur Champions League: Die Königsklasse zerstört nationale Liga
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Die Champions League ist das größte jährliche Sportereignis der Welt. Was kaum jemand weiß: Zwei Deutsche haben sie erfunden. In "Trophy Men" erzählen sie erstmals exklusiv ihre Geschichte.
Irgendwann in naher Zukunft ist der Retortenmensch Wirklichkeit geworden und hat die Gesellschaft in zwei Klassen gespalten. Den im Labor designten Menschen gehört die Welt, während die noch durch natürliche Zeugung Entstandenen keine Chance auf gesellschaftliche Anerkennung besitzen.
Der Science-Fiction-Thriller "Gattaca" von Andrew Niccol aus dem Jahr 1997 ist eine Parabel über die Auswüchse von Genmanipulationen und des Strebens nach Perfektion. In verstörend schönen Bildern konzentriert sich der sehenswerte Film ganz auf seine zutiefst menschliche Botschaft von der Fehlbarkeit und auf seine ausdrucksstarken Charaktere.
Genießen Sie Ihren Abend!
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