Bergsturz in den Schweizer Alpen:Zunächst keine weiteren Evakuierungen geplant
Nach dem Gletscherabbruch in den Schweizer Alpen hat sich die Lage im Katastrophengebiet stabilisiert. Es fließt nun mehr Wasser des angestauten Flusses Lonza ab.
Eine gute Nachricht aus dem Lötschental: Die nach dem Gletscherbruch aufgestauten Wassermassen laufen ab – ein vorsichtiges Aufatmen. Doch die entstandenen Schäden sind enorm.
31.05.2025 | 1:29 minNach dem Gletscherabbruch in der Schweiz und der dadurch verursachten Zerstörung des Dorfs Blatten hat sich die Lage nach Ansicht der Behörden zumindest vorläufig entspannt. Wie Vertreter des Kantons Wallis am Freitag vor Journalisten erklärten, ist die Evakuierung weiterer Menschen aus benachbarten Orten derzeit nicht mehr vorgesehen. "Das ist eine gute Nachricht", sagte Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab im Lötschental.
Das heißt, der See hinter dem Schuttkegel hat einen Durchlass gefunden.
Jonas Jeitziner, Führungsstab im Lötschental
Das Flussbett der Lonza ist seit Mittwoch durch gigantische Geröllmengen blockiert. Dahinter ist ein riesiger See entstanden, der den Behörden Sorge bereitet hat.
Mit einer Flutwelle oder einer Schuttlawine rechnen die Behörden jetzt nicht mehr. Aus Wiler in der Schweiz berichtet Sandra Susanka.
31.05.2025 | 1:11 minLage stabilisiert sich langsam
Immer noch sei damit zu rechnen, dass sich mit dem Wasser auch Geröll oder Eis aus dem gigantischen Schuttberg löse und abgehe. "Das dürfte aber keine Konsequenzen für andere Talbewohner haben", sagte Jeitziner. Das Gelände dort sei relativ flach und das Flussbett der Lonza weit, so dass der Krisenstab eine Gerölllawine weitgehend ausschließe.
Zuvor war das Risiko eines unkontrollierten Durchbruchs der Wassermengen noch größer geschätzt worden. Die Bewohner von zwei Gemeinden im unteren Tal waren in der Nacht zu Freitag aufgerufen worden, das Nötigste zu packen, um im Fall einer nötigen Flucht bereit zu sein. Die Gefahr ist nun zurückgegangen.
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23.05.2025 | 0:39 minWeitere Felsabbrüche möglich
Die Behörden können aber nach wie vor keine weiteren Felsabbrüche oberhalb des Katastrophengebiets und dann folgende neue Gerölllawinen oberhalb des Dorfs Blatten ausschließen.
Der Schuttkegel wird mit Drohnen und einer Webcam überwacht. Experten schätzen, dass ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter im Schuttkegel Gletschereis ist - welchen Einfluss die Schmelze auf die Geröll- und Felsmasse hat, ist schwer abzuschätzen.
64-Jähriger wird noch vermisst
Das Katastrophengebiet liegt im Lötschental im Kanton Wallis auf rund 1.500 Metern Höhe. Dort hatte am Mittwoch eine Eis-, Fels- und Gerölllawine das Dorf Blatten fast vollständig verschüttet. Die rund 300 Einwohner waren zuvor evakuiert worden.
Vorausgegangen waren tagelang Abbrüche am rund 3.000 Meter hohen Kleinen Nesthorn. Die Felsbrocken donnerten auf den Birschgletscher, der unter der Last abbrach. Ein 64-jähriger Mann, der sich am Mittwoch im Katastrophengebiet aufhielt, wird noch vermisst.
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