Gerry Weber: Modeunternehmen schließt alle Shops, verkauft Marke

Insolventer Modehersteller :Gerry Weber schließt alle Shops, verkauft Marke

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Der insolvente Modehersteller Gerry Weber gibt alle Shops und Outlets in Deutschland auf. Die Marke soll von einem spanischen Modehändler übernommen werden.

Modeunternehmen Gerry Weber
Das Modeunternehmen Gerry Weber schließt alle Filialen.
Quelle: dpa

Der insolvente Modehersteller Gerry Weber schließt alle seine Geschäfte in Deutschland. Das Unternehmen teilte im nordrhein-westfälischen Halle mit, dass der vorläufige Gläubigerausschuss dem Übernahmekonzept zugestimmt habe. Auch der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther habe sein Einverständnis gegeben.
Den Angaben zufolge übernimmt das Familienunternehmen Victrix aus Spanien die Marke Gerry Weber. Die noch gut 40 Shops und Outlets von Gerry Weber in Deutschland sowie weitere Shops in anderen Ländern sollen hingegen in den kommenden Monaten geschlossen werden.

Knapp 1.000 Mitarbeiter betroffen

Die rund 280 Mitarbeiter in der Zentrale sowie weitere knapp 300 in den Läden dürften damit über kurz oder lang ihre Arbeitsplätze verlieren, ebenso wie die meisten der 400 Gerry-Weber-Beschäftigten im Ausland.
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Kunden können voraussichtlich künftig weiter Gerry-Weber-Kleidung in Deutschland einkaufen: Der neue Markeneigentümer möchte die Gerry-Weber-Damenmode künftig über Handelspartner verkaufen, die auch andere Marken im Sortiment haben. Die Herbst-/Winter-Kollektion werde schon unter der Leitung der Spanier entstehen, hieß es.

Sanierungsversuche scheiterten

Gerry Weber ist seit Langem in der Krise. Sanierungsversuche in den Jahren 2019 und 2023 scheiterten, auch herbe Einschnitte brachten nicht den erwünschten positiven Einspareffekt.
2023 schloss Gerry Weber 122 seiner 171 eigenen Läden und Outlets in Deutschland und strich dabei etwa 450 Stellen. Doch diese radikale Schrumpfkur verpuffte.

Spanische Modegruppe: Passt perfekt zu uns

Nun soll es künftig nur noch die Marke geben. Die Spanier, deren Modemarke Punt Roma heißt, ziehen auch die Produktion an sich. Der Modehersteller Gerry Weber hingegen verschwindet.
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Wie viel das Familienunternehmen aus Mataró bei Barcelona für die deutsche Damenmode-Marke zahlt, ist nicht bekannt. Über die wirtschaftlichen Details der Vereinbarung sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.
"Gerry Weber passt perfekt zu unserer Kernmarke Punt Roma", teilte das Management der Victrix-Gruppe mit.

Wir bauen damit unsere Position im gehobenen Mittelpreissegment aus, vor allem in Mittel- und Osteuropa, wo Gerry Weber eine hohe Bekanntheit hat.

Victrix-Gruppe

Durch die zügige Umstellung von Produktion und anderer Abläufe auf bestehende Victrix-Strukturen werde für den Handel und die Endkunden ein nahtloser Übergang sichergestellt.
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Modebranche ist unter Druck

Deutschlands Modebranche durchlebt schwierige Zeiten. Zuletzt meldeten bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz an. Den Firmen macht zu schaffen, dass viele Kunden angesichts der schwachen Konjunktur sparsamer sind. Zugleich sind Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen.
Schwierig ist die Situation vor allem im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Pandemie hohe Verluste erlitt. Anschließend nahm das Geschäft wieder Fahrt auf, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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