Telekom baut mit Nvidia KI-Rechenzentrum: Beginnt die Aufholjagd?

Rechenzentrum in München geplant:Telekom und Nvidia starten KI-Offensive in Deutschland

von Richard Luttke

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Es ist ein Milliardenprojekt: In München will die Telekom zusammen mit Nvidia ein Rechenzentrum für Künstliche Intelligenz bauen. Gelingt so Deutschlands Aufholjagd im KI-Rennen?

Tim Höttges (l), CEO Deutsche Telekom AG, und Jensen Huang (r), CEO NVIDIA bei der Vorstellung einer neuen KI-Fabrik von Telekom und Nvidia.

Die Telekom und Nvidia wollen in München ein KI-Rechenzentrum bauen. Am Dienstag stellten die CEOs beider Unternehmen die Pläne in Berlin vor.

Quelle: dpa

Die Welt der Künstlichen Intelligenz (KI) kennt momentan nur Superlative: Schwindelerregende Investitionen, beispielloses Wachstum, aber vor allem große Visionen. In diesem Licht stand auch die Präsentation der Telekom und Nvidia am Dienstag in Berlin. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) sprach von "einem großen Tag für Deutschland und für Europa".

Nvidia-Chef Jensen Huang nannte es eine "neue Ära" und Telekom-Chef Timotheus Höttges ging noch weiter und prophezeite: "Ohne KI kann man den Standort Deutschland vergessen." Worte, die nach Aufbruch, aber gleichzeitig auch nach einer Warnung klingen.

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Anlass sind die neuesten Pläne der Telekom: Gemeinsam mit dem US-Chipproduzenten Nvidia plant der deutsche Telekommunikationsanbieter, ein riesiges KI-Rechenzentrum in München zu bauen. Für über eine Milliarde Euro sollen 10.000 Hochleistungschips (GPUs) die deutsche Industrie beim Thema KI nach vorne bringen und für mehr Unabhängigkeit sorgen. Doch kann das gelingen - und wie steht Deutschland wirklich da?

Telekom hofft auf EU-Förderung als KI-Gigafactory

Das Rechenzentrum für Künstliche Intelligenz im Münchner Tucherpark soll den Anfang einer umfassenden KI-Strategie der Telekom markieren. Der Konzern hofft so, bei einem großen Förderprogramm der Europäischen Union für sogenannte KI-Gigafactories berücksichtigt zu werden. Das sind KI-Zentren mit über 100.000 Chips.

Die Planung der EU sieht vor, bis zu fünf KI-Gigafactories in Europa entstehen zu lassen. Sie übernimmt bis zu 35 Prozent der geschätzten Kosten von etwa drei bis fünf Milliarden Euro. Diese KI-Fabriken stehen im Zentrum eines 200 Milliarden Euro schweren Investitionsplans der EU, mit dem Europa zum "KI-Kontinent" werden möchte.

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Wir wollen oben mitspielen - dieses Signal soll aus Europa und auch aus Deutschland gesendet werden. Für Joachim Köhler, Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS), kein unrealistisches Ziel:

Deutschland hat eine Aufholjagd gestartet. Wir sehen sehr spannende Aktivitäten überall und haben dazu viele führende Forschungszentren.

Joachim Köhler, Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme

Experte fordert: KI-Einsatz in der Industrie

Doch trotz einzelner Leuchtturmprojekte kommen entscheidende Entwicklungen weiterhin vor allem aus den USA. Das liegt unter anderem am besseren Zugang zu großen Summen Risikokapitals. Hier könne Deutschland nicht mithalten, weshalb Köhler auch staatliche Subventionen für notwendig hält.

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Jedoch dürften laut Köhler auch hohe Investitionen kaum dafür sorgen, dass das nächste ChatGPT in Deutschland entsteht. Stattdessen sollte der Fokus ohnehin auf der industriellen Nutzung der Technologie liegen:

Entscheidend ist, dass KI in Unternehmen eingesetzt wird und da kann Europa einen Vorsprung haben.

Joachim Köhler, Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme

Europa soll unabhängiger von China und USA werden

Hierbei kommt dem Standort auch zugute, dass in Wirtschaft und Verwaltung die Unabhängigkeit von China und den USA immer wichtiger wird. Verlässlichkeit und echter Datenschutz könnten im KI-Rennen zu einem wahren Trumpf werden. Um diesen auszuspielen, brauche es die entsprechende Infrastruktur und europäische Kooperationen.

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In München wollen sie auf die Stärken des Standorts setzen. Zu den ersten Kunden gehört unter anderem Agile Robots, ein deutsches Hightech-Unternehmen, das sich auf intelligente Robotik spezialisiert hat. Ob sich die Milliarden-Investition auszahlt, wird letztlich davon abhängen, wie groß der Bedarf an KI-Rechenleistung in Deutschland tatsächlich ist.

Richard Luttke ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

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