Europas Hoffnung auf eigene KI:ASML-Einstieg bei Mistral: Was der Deal für KI in Europa bringt
Der europäische Chip-Gigant ASML steigt bei Europas KI-Hoffnung Mistral ein. Ein Gewinn für beide Unternehmen. Doch was bedeutet der Deal für Europa?
ASML hält rund elf Prozent an Mistral. (Symbolbild)
Quelle: AFPMilliarden fließen weltweit in Künstliche Intelligenz, und KI-Chatbots prägen zunehmend unseren Alltag. Doch der Markt wird von den USA und China dominiert. Europa will das ändern.
Nun wagt sich ASML, Europas führender Tech-Konzern, in eine Partnerschaft, die den Kontinent voranbringen könnte: Der niederländische Hersteller von Chipmaschinen übernimmt elf Prozent des französischen KI-Startups Mistral AI und wird damit größter Anteilseigner. Kann Europa auf technologische Unabhängigkeit hoffen? Erste Reaktionen sind positiv:
Investitionen in europäische KI-Unternehmen sind ein wichtiges Signal. Auch wenn die Impulse bei KI vor allem aus den USA und zuletzt aus China kamen, ist das Rennen noch längst nicht entschieden.
Janis Hecker, Referent Künstliche Intelligenz Digitalverband Bitkom
Ende Januar hatte Donald Trump ein 500-Milliarden-US-Dollar-Projekt für Künstliche Intelligenz angekündigt: "Project Stargate" - eine Kampfansage nicht nur an China.
06.02.2025 | 2:46 minDeal ein Gewinn für ASML und KI-Startup Mistral
Für Mistral ist der Einstieg von ASML ein Ritterschlag. Das erst 2023 gegründete Pariser Startup wird nun mit 11,7 Milliarden Euro bewertet - mehr als jedes andere junge Unternehmen in Frankreich.
ASML wiederum ist ein internationales Schwergewicht der Halbleiterindustrie. Seine Maschinen sind unverzichtbar für die modernste Chip-Produktion. Wer Top-Chips herstellen will, kommt an ASML nicht vorbei.
Laut ASML-Finanzvorstand Roger Dassen soll die KI vor allem die eigene Produktion optimieren: Bevor ein Chip entsteht, werden winzige Schaltmuster "fotografiert" und millionenfach auf Silizium übertragen.
Jeder dritte Computer-Chip in Europa kommt aus Dresden. In "Silicon Saxony" entwickeln Startups Höchstleistungshalbleiter.
04.08.2025 | 1:53 minDiese Prozesse erfordern enorme Rechenleistung. KI-Modelle beschleunigen die Simulationen, verbessern die Schaltmuster und helfen bei der Fehlererkennung. Wie eine Qualitätsprüferin mit "Superaugen" entdeckt KI jedes Staubkorn - rund um die Uhr und ohne Ermüdung.
KI-Forscher: Wille zu mehr technologischer Unabhängigkeit
Experten werten den europäischen Zusammenschluss als strategische Partnerschaft. Kristian Kersting, KI-Forscher an der TU Darmstadt, sieht für beide Unternehmen klare Vorteile:
Für Mistral bedeutet der Deal finanzielle Sicherheit und Zugang zu Europas wichtigstem Chip-Technologie-Unternehmen. ASML lernt direkt von einem der besten KI-Unternehmen Europas, welche Chips die Zukunft braucht.
Kristian Kersting, Professor für Künstliche Intelligenz und Machine Learning, TU Darmstadt
Der Super Computer Jupiter ist 20-mal leistungsfähiger als jeder andere Computer in Deutschland. Damit will Europa beim Thema KI in der Welt aufholen.
05.09.2025 | 1:30 minDoch es geht um mehr als Prozessoptimierung. Für Europa ist der Deal ein Symbol. Europa zeige, dass eigene starke Unternehmen den Willen haben, technologisch unabhängiger zu werden, sagt Kersting dem ZDF.
Seit Jahren versucht die EU, ihre technologische Souveränität zu stärken. Nun gibt es erstmals eine enge Verbindung zwischen einem europäischen KI-Hoffnungsträger und einem global führenden Hardwareanbieter. KI-Experte Kersting ist optimistisch:
Für Europa bedeutet das: weniger Abhängigkeit von amerikanischen und chinesischen Technologien, mehr eigene Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen und eine stärkere Position in internationalen Verhandlungen.
Kristian Kersting, Professor für Künstliche Intelligenz und Machine Learning, TU Darmstadt
Quantencomputer ermöglichen ein ultraschnelles und abhörsicheres Internet. Deutschland ist in der Forschung in Europa derzeit führend.
19.09.2025 | 8:53 minFehlende Rechenzentren, Fachkräfte, Infrastruktur
Eine konkurrenzfähige europäische KI braucht leistungsstarke Rechenzentren, Supercomputer und Fachwissen. Doch hier hapert es. Es fehlt an Kapital, Fachkräften und einer funktionierenden Daten-Infrastruktur. Vor allem aber mangelt es an politischem Mut, groß zu denken.
Starke KI-Anbieter aus Europa könnten einen entscheidenden Beitrag zu Europas digitaler Souveränität leisten, sagt Janis Hecker vom Digitalverband Bitkom. Doch dafür brauche Europa einen Perspektivwechsel, der die "Chancen von KI für Wirtschaft und Gesellschaft in den Mittelpunkt rückt und geeignete Rahmenbedingungen für KI-Wachstum schafft", so Hecker.
Wie kann Europa bei Künstlicher Intelligenz wettbewerbsfähig bleiben? Darüber diskutierten Regierungschefs, Experten und die KI-Branche in Paris. Eine Forderung: Deregulierung.
11.02.2025 | 2:31 minBürokratie weiteres Hemmnis für KI in Europa
Ein Hindernis auch im Wettbewerb um die Technologieführerschaft ist Bürokratie. In Deutschland dauern Bau- und Planungsverfahren für Rechenzentren oft bis zu drei Jahre - deutlich länger als der eigentliche Bau der Zentren.
Auch deshalb droht Europa im globalen KI-Wettrennen zurückzufallen. Der Kontinent hält derzeit nur noch fünf Prozent der weltweiten Supercomputer-Kapazitäten - 2021 waren es noch elf Prozent, wie eine Studie des US-Thinktanks Rand Corporation zeigt. Europa muss sich beeilen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Dennis Berger ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
KI, Europa und die Welt
- mit Videovon Jan Stremmel
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Verbraucher | WISO:Junge Startups - Hightech für die Weltspitze
- Interview
Experte zu KI-Infrastruktur :Europa hat "Fenster von ein, eineinhalb Jahren"
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Supercomputer für KI made in EU:Jupiter: Europas KI-Gigant erwacht
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Neue Regel tritt in Kraft:EU-KI-Verordnung verlangt Daten-Offenheit
von Sven Rieken - FAQ
EU investiert Milliarden:Was bringen die KI-Gigafabriken Europa?
von Klaus Weber - mit Video
"Made in China" 2025:China auf dem Weg zur Hightech-Supermacht
Elisabeth Schmidt, Peking - mit Video
Deutscher KI-Pionier Hochreiter:Was KI besser kann und wo es in Europa hakt
von Svenja Bergerhoff