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FAQ
EU investiert Milliarden:Was bringen die KI-Gigafabriken Europa?
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Europa investiert viele Milliarden in Künstliche Intelligenz, weil man anderen Ländern deutlich hinterherhinkt. Wie sieht die Strategie aus? Die wichtigsten Antworten.
Europa will beim Thema Künstliche Intelligenz aufholen - und fördert deshalb den Bau mehrerer KI-Gigafabriken. (Symbolbild)
Quelle: dpa
KI-Gigafactories: Was plant die EU?
Die Planung der EU sieht vor, bis zu fünf KI-Gigafactories in Europa entstehen zu lassen. Sie fördert die geschätzten Kosten von etwa drei bis fünf Milliarden Euro mit bis zu 35 Prozent. Die ersten KI-Gigafabriken sollen ab 2026 in Betrieb gehen.
Was ist überhaupt eine KI-Gigafabrik?
Die EU-Kommission definiert sie als "Großanlage für die Entwicklung und das Training von KI-Modellen der nächsten Generation mit Billionen von Parametern". Geplant sind Anlagen mit rund 100.000 KI-Chips der neuesten Generation, die enorme Rechenleistung für das Training und den Betrieb großer KI-Modelle bereitstellen.
"Diese Rechenleistungen sind notwendig, damit Künstliche Intelligenz Prozesse umfassend automatisieren oder komplexe Fragen in Sekundenschnelle beantworten kann", sagt Vera Demary vom Institut der Deutschen Wirtschaft.
In Europa gibt es zwar schon KI-Fabriken - aber mit den Gigafabriken entstünde eine neue Dimension, glaubt Demary: "Die geplanten KI-Gigafabriken gehen noch einen Schritt weiter: Sie sind viermal so groß und ermöglichen dadurch noch leistungsfähigere Berechnungen."
Diese Infrastruktur ist entscheidend für die Entwicklung der nächsten Generation von KI-Modellen.
Vera Demary, Institut der Deutschen Wirtschaft
Warum will die EU diese Fabriken?
Die EU verfolgt mehrere strategische Ziele. So will man etwa die digitale Souveränität stärken, aber vor allem auch den Rückstand bei der Entwicklung von KI-Technologie aufholen. 70 Prozent aller KI-Modelle kamen in den vergangenen acht Jahren aus den USA und 15 Prozent aus China, sagt die Bertelsmann-Stiftung.
Insgesamt will die EU deshalb 200 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um, wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagt, Europa zum "KI-Kontinent" zu machen.
Wird die EU den Abstand zu den führenden KI-Nationen dadurch verringern?
Fakt ist, dass Europa bislang der Musik hinterherläuft. Deswegen ist eine solche Initiative längst überfällig. KI macht rasante Fortschritte mit immer neuen Geschäftsmodellen, weit über KI-Sprachmodelle wie ChatGPT hinaus.
Und genau hierin könnte die Chance von Europa liegen. Künstliche Intelligenz wird sich künftig noch stärker auf Industrie-Anwendungen konzentrieren. "Gerade in Europa, mit seiner starken industriellen Basis, eröffnen sich vielfältige Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten - von der Fertigung über Logistik bis hin zur Qualitätssicherung. Ein weiterer zukunftsweisender Bereich sind KI-Agenten, die Prozesse vollständig automatisieren können - ohne menschliches Eingreifen", meint deshalb Demary.
Allerdings hat Europa im Bereich KI dieselben Probleme, die man auch aus anderen Wirtschaftszweigen kennt. Zu teure Energie etwa, Gift für die riesigen Strommengen, die Rechenzentren verbrauchen. Oder die allgegenwärtige Bürokratie. Diese muss die richtige Balance finden: einerseits wirksam zu regulieren, dabei aber andererseits nicht jegliche Innovation abzuwürgen.
Bekommt auch Deutschland eine Fabrik?
Das ist noch nicht klar. Die Bewerbungsfrist ist gerade abgelaufen und viele europäische Länder haben Interesse. Fakt ist, dass im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehalten wurde, dass Deutschland Standort für mindestens eines der geplanten KI-Zentren sein soll. Viele glauben, dass es eine der letzten Chancen für Deutschland ist, auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung Künstlicher Intelligenz global noch eine Rolle zu spielen.
Oliver Falck, Leiter des Ifo-Zentrums für Innovationsökonomik und Digitale Transformation, sieht jedenfalls enorme Chancen, sollte die Bundesrepublik den Zuschlag erhalten: "Wenn Deutschland eine KI-Gigafabrik bekäme, zu der Unternehmen und insbesondere auch Startups niedrigschwellig Zugang bekommen können, um ihre KI-basierten Prozessinnovationen und neuen KI-basierten Geschäftsmodelle zu entwickeln - dann kann eine solche Ansiedlung durchaus bedeutsame Wachstumsimpulse auslösen."
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