IPAI-Campus: Warum Heilbronn einen Stadtteil für KI baut

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Künstliche Intelligenz :Warum Heilbronn einen Stadtteil für KI baut

von Max Schwarz

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Mit dem IPAI-Campus entsteht in Heilbronn Europas größtes Ökosystem für Künstliche Intelligenz. Was der reichste Deutsche damit zu tun hat und was das Prestigeprojekt ändern kann.

Baden-Württemberg, Heilbronn: Architekt Jacob van Rijs (l-r), Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel, Bundesdigitalminister Karsten Wildberger, Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt Dorothee Bär, Reinhold Geilsdörfer (Vorsitzender der Schwarz Stiftung), Bundeskanzler Friedrich Merz, Gerd Chrzanowski (Schwarz Gruppe), der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl und IPAI Geschäftsführer Moritz Gräter beim Spatenstich zum IPAI Campus. Im Rahmen seines Antrittsbesuches nimmt Bundeskanzler Merz beim ersten Spatenstich für den IPAI Campus in Heilbronn teil. Auf dem 30 Hektar großen Areal entsteht ab sofort ein zukunftsweisendes KI-Quartier, das Forschung, Anwendung und industriellen Transfer im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) auf europäischer Ebene maßgeblich vorantreiben soll. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa

In Heilbronn startet Europas größtes KI-Ökosystem: Ein kreisrunder Campus, so groß wie 42 Fußballfelder, vereint Forschung, Entwicklung und Unternehmen an einem Ort.

21.10.2025 | 2:26 min

Der Baubeginn eines Stadtteils im Norden Baden-Württembergs wäre normalerweise kein Anlass für einen Besuch des Bundeskanzlers und zweier Bundesminister. Und doch ist Kanzler Friedrich Merz (CDU) Gast beim Spatenstich am Dienstag ebenso wie Digitalminister Karsten Wildberger (CDU) und Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU). Denn in Heilbronn entsteht ein Projekt, das weit über die Region hinausstrahlen soll.

Luftbild des IPAI-Campus - eine Visualisierung des Architekturbüros

So soll - gemäß der Visualisierung des Architektenbüros - der IPAI-Campus nach seiner Fertigstellung aussehen.

Quelle: IPAI/MVRDV

Was wird in Heilbronn gebaut?

Der kreisrunde Campus, so groß wie 42 Fußballfelder, soll die gesamte Wertschöpfungskette der KI vereinen: Spitzenforschung, Softwareentwicklung, Reallabore, Rechenzentren und Unternehmen - alles an einem Ort. Rund 5.000 Menschen sollen hier künftig arbeiten. Moritz Gräter, CEO Innovation Park Artificial Intelligence, erklärt:

Wir sehen uns als Plattform, die KI in die Anwendung bringen will. Der Campus ist die perfekte Symbolik dafür.

Moritz Gräter, CEO Innovation Park Artificial Intelligence

Gräter fügt hinzu: "Wir glauben an die Kraft, Menschen zusammenzubringen, gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten. Dafür braucht es diesen Stadtteil."

Das 60 Meter hohe Kommunikationszentrum des IPAI-Campus soll zum zentralen Ort des Campus werden. Es bietet Raum für Ausstellungen, Konferenzen, Seminare und Veranstaltungen.

Das 60 Meter hohe Kommunikationszentrum des IPAI-Campus soll zum zentralen Ort des Campus werden. Es bietet Raum für Ausstellungen, Konferenzen, Seminare und Veranstaltungen.

Quelle: IPAI/MVRDV

Wer ist an dem KI-Großprojekt beteiligt?

Bereits jetzt sind rund 90 Unternehmen Teil des IPAI, darunter zahlreiche Mittelständler, aber auch große Konzerne wie Audi, SAP oder das Ingenieur- und Bauunternehmen Exyte aus Stuttgart. Die Spezialisten für den Bau von Hightech-Produktionsstätten nutzen beispielsweise KI, um ihre Baustellen automatisiert auf Fehler zu kontrollieren.

Das IPAI gibt uns die Möglichkeit, Kooperationen zu schaffen zwischen Industrie, Start-ups und Hochschulen.

Klaus Glatz, CIO Exyte

Sievers und Krüger im Schaltgespräch

Der neue KI-Campus nahe Heilbronn sei sehr wichtig für den Forschungsstandort Deutschland, sagt Prof. Antonio Krüger vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz.

21.10.2025 | 7:55 min

"Durch diesen Austausch", so Glatz, "können wir unsere KI-Lösungen noch besser entwickeln und unseren Kunden anbieten".

Wer steckt hinter dem IPAI?

Einen ikonischen KI-Standort aus dem Boden zu stampfen kostet Geld, viel Geld. Der in Heilbronn geborene Lidl-Gründer Dieter Schwarz hat laut dem "Manager Magazin" davon so viel wie kein anderer Deutscher.

 Das Logo von OpenAI, dem Hersteller von ChatGPT, wird auf dem Bildschirm eines Smartphones angezeigt.

In München eröffnet der ChatGPT-Erfinder sein erstes Deutschland-Büro. Bayern ist schon jetzt ein Zentrum für die KI-Branche - und will hier noch attraktiver werden.

22.05.2025 | 1:41 min

Seit Jahren investiert seine Schwarz-Gruppe Milliarden in die Digitalisierung. Zunächst um interne Prozesse zu strukturieren und Produktivität zu steigern. Ein Beispiel ist die digitale Kaffeefabrik in Rheine: Von hier werden alle europäischen Filialen von Lidl und Kaufland beliefert.

Möglich macht das Künstliche Intelligenz, die den Röstgrad der Kaffeebohnen kontrolliert, fehlerhaft gelabelte Kaffeepäckchen erkennt und automatisch aussortiert.

Ein Student sitzt im Computerraum einer Hochschule vor einem Bildschirm.

Im EU-Vergleich schneidet Deutschland bei der Digitalisierung nur mittelmäßig ab. Doch es gibt auch Fortschritte: Immer mehr Unternehmen setzen auf KI.

18.08.2025 | 1:34 min

Über alle unsere Werke verarbeiten wir ca. 30 Millionen Bilder pro Tag und treffen damit 20 Millionen Produktentscheidungen. Manuell wäre das überhaupt nicht umsetzbar, deshalb setzen wir auf KI-Lösungen.

Sascha Rowohl, IT-Leiter Schwarz-Produktion

Und weil Daten nun mal das Gold der Zukunft sind, will die Schwarz-Gruppe auch bei der KI-Infrastruktur zu einem wichtigen Player werden. Die 100-Millionen-Euro-Anschubfinanzierung für das IPAI teilt sich daher die Dieter-Schwarz-Stiftung mit dem Land Baden-Württemberg. Die Gesamtinvestitionen für den IPAI-Campus dürften bei mehreren Milliarden liegen.

Piazza des IPAI-Campus

So soll die Piazza des künftigen IPAI-Campus aussehen: Photovoltaik, Regenwassernutzung und recycelte Materialien sollen Grundausstattung im neuen Stadtviertel sein.

Quelle: IPAI/MVRDV

Was kann der IPAI-Campus bewirken?

Im KI-Wettlauf mit den USA und China droht Deutschland immer weiter den Anschluss zu verlieren. Besonders kleine und mittlere Industrieunternehmen tun sich schwer, KI in die Praxis zu bekommen.

Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang ist auf einem Bildschirm zu sehen, während er bei der Eröffnungszeremonie der Weltkonferenz für künstliche Intelligenz am 26. Juli 2025 in Shanghai spricht.

China hat für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz die Gründung einer internationalen Organisation vorgeschlagen. Es müsse ein weltweit anerkanntes Regelwerk geschaffen werden.

26.07.2025 | 0:23 min

Dabei liegt gerade dort großes Potenzial, sagt Barbara Engels, KI-Expertin am Institut der deutschen Wirtschaft: "Der deutsche Mittelstand, die deutsche Industrie hat unglaublich große Datenschätze, die gehoben werden müssen."

In Kombination mit KI kann man Qualität schon während der Bearbeitung verbessern, man kann Prozessabläufe verbessern, man kann Material und Energie einsparen.

Barbara Engels, Institut der deutschen Wirtschaft

Ein Prestigeprojekt wie das IPAI habe daher vor allem Signalwirkung, sei aber kein Garant für eine Wirkung in der Breite der deutschen Wirtschaft. Der Wohlstand der Zukunft, so Engels, sei nur mit KI möglich.

Max Schwarz ist Reporter im ZDF-Studio Baden-Württemberg.

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