KI: Wo Europa im Rennen um Künstliche Intelligenz steht

Schranken für ChatGPT & Co. :Wo Europa im Rennen um KI steht

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Ein digitaler Fingerabdruck.

In der EU gelten neue Regeln für Betreiber von KI-Modellen. Was das bedeutet und wie Europa im Bereich der Künstlichen Intelligenz aufgestellt ist, analysiert Professorin Feiyu Xu.

ChatGPT, DeepSeek und andere Anbieter von Modellen für Künstliche Intelligenz müssen sich an neue EU-Regeln halten. Das im Mai 2024 beschlossene EU-Gesetz zur KI, der sogenannte AI Act, ist in Kraft getreten. Anbieter von KI-Modellen müssen künftig offenlegen, wie ihre Systeme funktionieren und mit welchen Daten sie trainiert wurden. Durch die neuen Regeln soll unter anderem das Urheberrecht gestärkt werden.
Denn KI-Modelle wurden teilweise auch mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert, wie Beispiele aus den USA zeigen. Donald Trump will die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz schnellstmöglich und mit wenig Regulierung vorantreiben. Um China und den USA entgegenzutreten, müssten Europa und Deutschland unbedingt einen "AI-Winning-Plan" definieren, sagt KI-Expertin Feiyu Xu.
Was die neuen Regeln der EU zur Künstlichen Intelligenz erreichen können und wie die EU in Bezug auf die Entwicklung von KI im Vergleich zu den USA und China dasteht, darüber hat Christian Hoch bei ZDFheute live mit Professor Feiyu Xu von der German University of Digital Science gesprochen.

Chancen und Herausforderungen für europäische Firmen

Xu erläutert zunächst, das Ziel des EU-KI-Gesetzes müsse sein, ein KI-System so zu benutzen und auch zu entwickeln, dass es "sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und menschenzentriert". Das KI-Gesetz der EU schütze das Grundrecht und schaffe Vertrauen. Alle Firmen, die KI-Systeme entwickelten oder verwendeten, müssten außerdem die vier Risikoklassen von KI-Systemen, ...
  • ... inakzeptables Risiko,
  • hohes Risiko,
  • begrenztes Risiko,
  • niedriges Risiko, ...
... kennen. Viele Firmen bewegten sich im geringen Risikobereich. Zudem sei für alle Entwickler oder Nutzer die Frage der Haftung eine sehr wichtige. Viele würden sich der Risiken nun erst bewusst. Andererseits würden viele Firmen und Behörden nun auch entsprechende KI-Regelungen entwickeln, um Risiken abzusichern. Es müsse identifiziert werden, welche Anwendungen mit dem Gesetz konform seien und welche nicht.

Horrende Bußgelder bei Missachtung des EU-KI-Gesetzes

Wenn Firmen die neuen Gesetzesregeln nicht anwendeten, drohen ihnen Bußgelder. Yu warnt: "Man soll die Sanktionen sehr ernst nehmen. Wenn man verbotene KI-Praktiken ausübt, könnte es bis zu 35 Millionen Euro oder sieben Prozent des weltweiten Jahresumsatzes sein." Das könne für viele Firmen verheerend sein. Xu mahnt zudem: "Außerdem könnte es für viele Firmen auch rufschädigend sein für das Image." Zudem könnte es auch zivile Verfahren geben, weil Risiken für den Kunden oder für die Benutzer entstehen. "Deshalb denke ich, man sollte es sehr, sehr ernst nehmen."
Andererseits sieht Xu positive Herausforderungen durch die neue Regelung. Insbesondere beim Aufbau von Infrastruktur, die dann auch wieder Innovationen unterstütze.
Zu der Frage, ob diese Regeln und zusätzlich die Bürokratie Europa in seiner KI-Strategie noch weiter nach hinten drängt gegenüber der USA oder China, betont Xu:

Es könnte für manche Firma sogar eine Beschleunigung sein, weil durch die klare gesetzliche Regeln werden vielleicht viele Firmen bereit sein, KI-Anwendung zu benutzen.

Feiyu Xu, German University of Digital Science

USA und China decken "Gesamt-Ökosystem" ab

Wenn man den Wettbewerb zwischen USA, China und Europa vergleiche, müsse man sagen, dass die USA und China von Chips über Cloud-Infrastruktur bis hin zu KI-Technologie ein Gesamt-Ökosystem abdeckten. Xu nennt das eine "Wertschöpfungskette". Im Vergleich zu Europa seien USA und China besonders auf der Infrastruktur-Ebene, führend.
Deshalb hält es Xu aber für wichtig, dass nun auch in Europa mit dem KI-Gesetz und GDPA ("Global Data Protection Alliance") eine gute Basis bestehe, "dass die KI-Systeme transparent und verantwortungsvoller und vertrauensvoller sein können".
Mit Material von dpa

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