NANO & Terra X: Wissens-Kolumne:Wird KI zum (besseren) Menschen?
Roboter rühren uns, Chatbots schmeicheln, KI coacht. Ist das mehr als gelungene Simulation? Entsteht da gerade eine "menschliche" KI - und wollen wir das überhaupt?
Ich hatte Mitleid, habe mich zur Weißglut treiben lassen und über mein eigenes Fehlverhalten nachgedacht. Was Künstliche Intelligenz bei den Dreharbeiten zu unserer Doku in mir ausgelöst hat, beschäftigt mich.
Sind wir bereit für ein technisches Gegenüber, das sich nach Emotionen, Gedanken, Empathie - ja, nach Leben - anfühlt? Ebnen wir den Weg für eine KI, die über kurz oder lang "menschlich" wird? Eins ist sicher: Es passiert etwas mit uns, wenn uns eine Maschine anschaut, mitfühlt und reagiert.
In der Wissens-Kolumne von NANO und Terra X auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpertinnen und Gastexperten jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Der "verletzliche" Roboter und ich
An der TU Darmstadt erlebe ich Robotik, die auf maschinelles Lernen trifft. Der vierbeinige Roboter, den mir Nico Bohlinger präsentiert, wirkt absurd lebendig auf mich. Wenn ich ihn rücksichtslos herumschubse, hält er dagegen, steht wieder auf, scheint verletzlich.
Wie empathisch, klug und lebensecht ist Künstliche Intelligenz wirklich? Reporter Eric Mayer stellt sich der Herausforderung und tritt gegen einen humanoiden Roboter an.
28.08.2025 | 43:52 minIn mir zuckt ein Impuls, den ich sonst bei Lebewesen habe. Ich empfinde Mitleid. Bohlinger erklärt: Über mathematische Belohnungsfunktionen hat der Roboter gelernt, nicht hinzufallen. Die Maschine probiert, optimiert, lernt - Gefühl steckt da nicht drin.
Kann KI coachen und Empathie zeigen?
Auch der KI-Coaching-Avatar am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken löst etwas Unerwartetes in mir aus. Zunächst gerate ich in einem virtuellen Klassenzimmer mit einem aufmüpfigen Schüler aneinander. Dabei werden meine Haltung, Stimme und Herzratenvariabilität aufgezeichnet.
Zwischen Missverständnis und Lösung: Eric Mayer testet, wie ein KI-Coach in einem virtuellen Konflikt hilft – und landet dabei in einem Albtraum, der ihn an sein Limit bringt.
24.08.2025 | 12:23 minDanach spiegelt mir KI-Coach "Paula" mein Verhalten so präzise wider, dass ich mich selbst mit anderen Augen sehe - und in Zukunft empathischer reagieren würde. Im Gespräch mit ihr vergesse ich fast, dass ich da vor einer Maschine sitze.
Was Maschinen "menschlich" macht
Algorithmen und Maschinen schaffen es, in uns Reaktionen hervorzurufen, als sei etwas Lebendiges vor uns. Das zeigen nicht nur meine Erfahrungen. Eine Studie, die in der Zeitschrift "Scientific Reports" veröffentlicht wurde, beschreibt, dass schon unsere Überzeugung, ob ein Gesicht menschlich oder android ist, die soziale Wahrnehmung messbar verschiebt: Wer glaubt, eine menschliche Mimik zu sehen, verarbeitet sie auch eher, als sei sie von einem Menschen.
Wie viel weiß KI über unsere Gefühle? Wie wird sie trainiert? Und wie gefährlich wäre eine Super-KI? Eine spannende Reise zwischen technischer Vision und gesellschaftlicher Verantwortung.
17.09.2024 | 29:52 minStimme, Blick, Gesicht genügen, um einem Gegenüber einen Geist zuzuschreiben. Hier beginnt die Verwechslungsgefahr: Wir fühlen Lebendigkeit - haben aber digitalisierte Statistik vor uns.
Erwartungsmanagement: KI scheint mehr, als sie ist
Diese Anthropomorphisierung - die Zuschreibung von menschlichen Eigenschaften an Nichtmenschliches - wird von Forschenden auch als Motor des KI-Hypes beschrieben. Sie erhöht Nähe und Vertrauen, bläht aber Erwartungen auf.
Künstliche Intelligenz verändert Welt und Menschenbild. Lesch und Schwartz fragen: Bestimmt Technik unser Denken, Fühlen, Handeln – oder bleibt der Mensch Gestalter seiner Zukunft?
15.08.2025 | 13:38 minDie Philosophin Adriana Placani argumentiert, dass Anthropomorphisierung KI-Fähigkeiten überhöhe und moralische Zuschreibungen verzerre. Umso wichtiger sei die Unterscheidung zwischen reiner Interaktion mit einer KI und ihrem fälschlicherweise angenommenen "Innenleben".
Transparenz wichtiger als Simulation
Maschinen können Signale lesen und spiegeln. Sie können aber nicht fühlen, wollen, meinen. Warum möchten wir dann KI-Maschinen um jeden Preis in ein menschliches Kostüm stecken? Beim Coaching-Avatar mag simulierte, dosierte Nähe sinnvoll sein.
Doch wenn mich ein Chatbot morgens als bester Freund begrüßt, uns Roboter anblinzeln oder ChatGPT mit warmer Stimme seufzt, verschiebt sich etwas. Wir verwechseln Interaktion mit Innenleben.
Kann man mit Künstlicher Intelligenz Liebe erleben? Was echte Liebe ist und welchen Einfluss KI auf Beziehungen hat - das erlebt Leon Windscheid mit Harald und seinem Chatbot.
02.07.2023 | 26:59 minVertrauen durch Offenheit: KI als Werkzeug
Dabei würde uns Ehrlichkeit mehr helfen als Inszenierung. Systeme, die offenlegen, welche Signale sie lesen, auf welchen Daten sie stehen und wie ihre Empfehlung entsteht, sind nicht schwächer - sie sind vertrauenswürdiger. Und sie müssen dafür nicht menschlich auftreten - im Gegenteil: Eine klare, sachliche Gestaltung ohne "Jemand"-Kostüm senkt falsche Erwartungen und hält den Blick auf das, was die Technik wirklich kann.
KI revolutioniert alles – von Arbeitsprozessen über Beziehungen bis hin zu globaler Macht. Was bedeutet das für uns? Alena Buyx diskutiert mit Gästen über unsere Zukunft.
28.08.2025 | 57:04 minSolche Systeme nehmen die Nutzer ernst, stärken deren Souveränität und halten Verantwortung dort, wo sie hingehört: beim Menschen. Behandeln wir KI als technisches Gegenüber - Spiegel und Werkzeug -, bleibt die Rollenverteilung klar. Dann wird aus KI kein Ersatzmensch, sondern ein verlässlicher Mitspieler: präzise im Erkennen, transparent in den Grenzen. So bleibt sie etwas - und wir jemand.
... ist Moderator und Reporter für das Wissenschaftsmagazin NANO bei 3sat, Terra X und vielen Kindern und Jugendlichen schon lange aus den Sendungen PUR+ und logo! bekannt. Er sagt: "Unterhaltsame Wissensvermittlung ist wichtig und schafft die Basis für eine fundierte Meinungsbildung bei unseren Zuschauer*innen." Der Natur- und Tierfan liebt es, über Wiesen und Felder zu joggen und engagiert sich in seiner Freizeit seit Langem bei Projekten zum Empowerment queerer Jugendlicher.
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