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Schulden-Schock in den USA:Trumps Steuerpläne verunsichern Märkte
von Dennis Berger
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Das Repräsentantenhaus hat Donald Trumps Steuersenkungen zugestimmt. Dafür wollen die USA noch mehr Schulden aufnehmen. Die Börsen reagieren nervös.
Die Finanzwelt blickt nach Washington - und erschrickt. Die Pläne von Donald Trump zur Steuerreform haben das Repräsentantenhaus passiert. Doch die Märkte reagieren unruhig. Weltweit fürchten Anleger ein wachsendes Haushaltsloch in den USA mit womöglich verheerenden Folgen für den Dollar als Leitwährung.
Am Donnerstag stiegen die Renditen langlaufender US-Staatsanleihen stark an. Das bedeutet: die Vereinigten Staaten müssen nun höhere Zinsen für Kredite bezahlen. Die Renditen der 30-jährigen US-Anleihen kletterten auf 5,15 Prozent - das ist der höchste Wert seit fast zwei Jahren. Auch die Renditen der zehnjährigen Anleihen stiegen deutlich an.
Trump setzt auf Schulden
Der Hintergrund: Trumps neue Steuerreform. Der US-Präsident nennt das Gesetz "Big Beautiful Bill", zu Deutsch "Großes, schönes Gesetz". Es sieht dauerhafte Steuersenkungen vor - laut Experten vor allem für Reiche. Aber auch die Sozialabgaben sollen sinken. Dafür nimmt die Regierung neue Schulden in Kauf.
Geringverdiener profitieren nur in geringem Maße. Zum Beispiel sollen Trinkgelder steuerfrei werden. Doch der Effekt ist klein, denn viele ärmere US-Bürger zahlen ohnehin kaum Steuern. Beobachter warnen sogar, dass die ärmsten Haushalte am Ende stärker belastet werden könnten.
Wie sich die Prognose für die US-Wirtschaft 2025 entwickelt
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Marktwächter schlagen Alarm
Die Pläne haben Folgen. An der Börse bricht Nervosität aus. Schon die Auktion von 20-jährigen Anleihen verlief schwach. Der Dollar gerät weiter unter Druck - deshalb wird an den Finanzmärkten schon eine Weile diskutiert: Verliert der Dollar seine Rolle als Weltleitwährung?
Hinzu kam auch noch die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Moodys. Das schürt Zweifel bei Investoren, ob US-Staatsanleihen noch als "sichere Häfen" taugen. Seit Trump gelten diese Papiere offenbar nicht mehr als wirklich risikofrei.
"Der Anleihemarkt sendet ein Warnsignal"
Priya Misra, Portfoliomanagerin bei JP Morgan, sagte dem Finanzsender Bloomberg: "Der Anleihemarkt sendet ein Warnsignal. Die Politik kann das Problem nicht länger ignorieren." Ihre Sorge teilen viele Investoren.
Bereits in der Vergangenheit reagierten die Märkte empfindlich auf unsolide Haushalte. In den 1990er-Jahren zwang das steigende Renditeniveau der US-Staatsanleihen Präsident Bill Clinton zu Reformen. Auch während der Eurokrise 2008 erhöhten Anleger den Druck auf sogenannte Schuldenstaaten.
Hohe Zinsen für hohe Schulden
Zwar liegen die Zinsen in den USA noch unter alten Höchstständen. Doch die Rahmenbedingungen haben sich verschärft: Die Staatsverschuldung beträgt inzwischen rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Bruttoinlandsprodukt der USA
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Und die Zinslast des Staates allein wird 2024 auf 880 Milliarden Dollar geschätzt - das ist mehr als der gesamte Verteidigungshaushalt. Die Steuererleichterungen könnten den riesigen Schuldenberg noch vergrößern.
Ende 2016 lagen die US-Schulden noch unter 14 Billionen Dollar. Inzwischen sind es fast 30 Billionen. Der Anstieg ist Folge früherer Steuersenkungen und gestiegener Ausgaben unter Trump und Biden.
In den USA ist es üblich, eine andere als die in Deutschland berichtete Wachstumszahl zu veröffentlichen. Wenn wir in Deutschland von zwei Prozent Wachstum sprechen, vergleichen wir das BIP des aktuellen Quartals entweder mit dem vorangegangenen Quartal oder mit dem Wert von vor einem Jahr. Die Wirtschaftsleistung liegt also zwei Prozent höher als im Quartal davor oder im gleichen Quartal vor einem Jahr.
In den USA wird das BIP des aktuellen Quartals auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Es wird quasi so getan, als würde sich die wirtschaftliche Entwicklung des aktuellen Quartals auch im Rest des Jahres genauso wiederholen. Deshalb können berichtete Zahlen voneinander abweichen.
In den USA wird das BIP des aktuellen Quartals auf das gesamte Jahr hochgerechnet. Es wird quasi so getan, als würde sich die wirtschaftliche Entwicklung des aktuellen Quartals auch im Rest des Jahres genauso wiederholen. Deshalb können berichtete Zahlen voneinander abweichen.
Sparen bei den Ärmsten
Um die Steuerausfälle teilweise zu kompensieren, will die Regierung bei Sozialprogrammen kürzen. Die Krankenversicherung Medicaid und die staatliche Lebensmittelhilfe stehen auf der Streichliste. Millionen Menschen könnten ihre Krankenversicherung verlieren. Dabei sind mehr als 70 Millionen US-Bürger auf diese Leistungen angewiesen.
Das Gesetz liegt nun dem Senat vor, wo die Republikaner eine knappe Mehrheit haben. US-Finanzminister Scott Bessent warnte bereits vor dem Kongress: Der Schuldenpfad sei "nicht tragfähig". Wann die Märkte endgültig rebellieren, bleibt unklar. Doch die Zeichen stehen auf Sturm.
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