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Migration zurück nach Südamerika:Das Schicksal der rückkehrenden Migranten
von Dominik Kotzur, Rio de Janeiro
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Durch die harte Anti-Migrationspolitik Trumps kehren viele venezolanische Migranten zurück nach Südamerika. Es entstehen neue Migrationsströme mit verschiedenen Gefahren.
Gegen Abschiebungen aus den USA in ein Drittland wird in Venezuela protestiert. Trumps Migrationspolitik macht Hoffnungen zunichte.
Quelle: dpa
Der Darién-Dschungel, ein schmaler Streifen Regenwald zwischen Panama und Kolumbien, gilt als eine der gefährlichste Migrationsrouten weltweit. 2024 durchquerten 70.000 Menschen allein im Januar und Februar den dichten Dschungel auf dem Weg Richtung Norden. Dieses Jahr waren es in den gleichen Monaten weniger als 3.000 Migranten.
Viele Migranten kehren zurück
Die Anti-Migrationspolitik Trumps hat für viele die Hoffnung auf ein Leben in den USA zunichte gemacht. Diese Menschen machen sich nun stattdessen auf den Weg zurück Richtung Süden.
"Dieses Phänomen wird Rückkehrmigration genannt", sagt Javier González, der das Büro des Deutschen Roten Kreuzes in Kolumbien leitet. "Dabei handelt es sich um Migranten, die in Zentralamerika gestrandet sind, die Grenze in die USA nicht überqueren konnten oder sich freiwillig dazu entschieden haben, zurückzukehren." Betroffen sind vor allem venezolanische Staatsbürger. Noch überwiegt die Zahl der Migranten Richtung Norden, aber die Route Richtung Süden wird immer wichtiger.
Ende 2024 zählte das UN-Flüchtlingshilfswerk 370.200 Flüchtlinge sowie weitere insgesamt 5,9 Millionen Menschen aus Venezuela, die internationalen Schutz benötigen. Das sind 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist Venezuela das Herkunftsland mit der größten Zahl an Geflüchteten und schutzbedürftigen Personen weltweit. Die Mehrheit dieser Menschen hat eine Aufenthaltserlaubnis oder reguläre Papiere im jeweiligen Aufnahmeland erhalten. Wie bereits in den Vorjahren halten sich fast alle registrierten Venezolaner in Ländern Lateinamerikas auf - vor allem in Kolumbien (2,8 Millionen), Peru (1,1 Millionen), Brasilien (605.700), Chile (523.800) und Ecuador (441.600), so das UNHCR.
Neue Fluchtrouten an der Pazifikküste
Die Hafenstadt Buenaventura an der kolumbianischen Pazifikküste entwickelt sich vermehrt zum Einfallstor für rückkehrende Migranten. Die Stadt ist umgeben von dichtem Regenwald: "Es ist eine Region, in der Behörden und Organisationen kaum präsent sind. Es ist ein sehr großes, abgelegenes und isoliertes Gebiet", erklärt Javier González.
Täglich kommen zwischen 20 und 40 Personen an - meist nachts oder in den frühen Morgenstunden. Die Menschen kommen in einer Region an, die von bewaffneten Gruppen kontrolliert wird und von Konflikten geprägt ist.
Die Gefahren sind deutlich spürbar
Die Migranten befinden sich oft in einer sehr vulnerablen Situation. Sie sind häufig gesundheitlich angeschlagen, unterernährt und körperlich erschöpft.
Es besteht das Risiko, dass sie von kriminellen Gruppen rekrutiert, erpresst oder Opfer von Menschenhandel, sexueller Ausbeutung oder Drogenschmuggel werden.
Javier González, Leiter Deutsches Rotes Kreuz Kolumbien
Viele Organisationen vor Ort mussten ihre Arbeit einstellen, da aufgrund von Budgetkürzungen der Regierung Donald Trumps in den USA bei nationalen und internationalen Hilfswerken, die humanitäre Hilfe stark eingeschränkt wurde. Die Menschen sind oft auf sich allein gestellt.
Ziele der rückkehrenden Migranten
Für einige Migranten ist der kolumbianische Pazifik nur ein Zwischenstopp auf ihrer Suche nach einem sicheren Zuhause: "Es ist noch nicht klar, ob die Menschen auf Durchreise sind oder hierbleiben werden. Ob sie nach Chile, Argentinien oder Brasilien weiterreisen, um dort nach neuen Möglichkeiten zu suchen", sagt Fabio Sánchez, Professor an der Universität Sergio Arboleda in Bogotá.
"In Kolumbien haben viele Venezolaner einen Zufluchtsort gefunden, dank der kulturellen und sprachlichen Nähe, aber auch der Offenheit, mit der das Land die Migranten aufgenommen hat", betont er. Für viele ist eine Rückkehr in ihr Heimatland Venezuela keine Option.
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