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Wegen "Hexenjagd" auf Bolsonaro:Trump: 50 Prozent Zölle gegen Brasilien
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US-Präsident Donald Trump verhängt Rekordzölle von 50 Prozent auf brasilianische Produkte - und macht dem Land wegen dessen Ex-Präsidenten schwere Vorwürfe.
US-Präsident Donald Trump hat Zölle in Höhe von 50 Prozent gegen Brasilien verkündet. Er begründete dies am Mittwoch in einem Brief an die Führung in Brasilia mit dem Vorgehen der brasilianischen Justiz gegen den früheren Präsidenten Jair Bolsonaro, der sich wegen des Vorwurfs, einen Staatsstreich geplant zu haben, vor Gericht verantworten muss.
Die Zölle würden "unter anderem wegen Brasiliens heimtückischer Angriffe auf freie Wahlen und das grundlegende Recht auf freie Meinungsäußerung von Amerikanern" erhoben, hieß es in dem Schreiben.
Die selbst für Trumps Verhältnisse ungewöhnlich hohen US-Importzölle auf brasilianische Produkte sollen demnach am 1. August in Kraft treten. Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva verkündete bereits, dass er auf die angekündigten Strafzölle mit Gegenmaßnahmen reagieren will.
Trump: Prozess gegen Bolsonaro sei "Hexenjagd"
Der Prozess gegen Bolsonaro sei eine "Hexenjagd, die sofort enden" müsse, kritisierte Trump in dem Schreiben an Lula, das er in seinem Onlinedienst Truth Social veröffentlichte. Trump hatte der brasilianischen Justiz bereits in den vergangenen Tagen einen "Angriff auf einen politischen Gegner" vorgeworfen.
Zollankündigung belastet brasilianische Währung und Aktien
Die Ankündigung des hohen Strafzolls schickte die Landeswährung und Aktien brasilianischer Firmen auf Talfahrt. Der brasilianische Real wertete am Mittwoch um gut zwei Prozent auf 5,58 je Dollar ab.
Die in den USA gehandelten Papiere des Ölkonzerns Petroleo Brasil gaben im nachbörslichen Handel um 1,3 Prozent nach, die des Flugzeugbauers Embraer um rund sechs Prozent. Der börsengehandelte Fonds iShares MSCI Brazil verlor zwei Prozent.
Die brasilianische Lebensmittelindustrie erwartet für US-Verbraucher erhebliche Auswirkungen. Der Kaffee-Exporteurverband Cecafé erklärte unter anderem, die Zölle würden US-Konsumenten tragen. Der Verband der Exporteure von Zitrusfrüchten, CitrusBR, erklärte, die Maßnahme treffe nicht nur Brasilien, sondern auch die US-Saftindustrie.
Bolsonaro muss sich wegen Putschversuchs verantworten
Der 70-jährige Rechtsaußen-Politiker Bolsonaro muss sich in seinem Heimatland wegen eines mutmaßlichen Putschversuchs verantworten. Am 1. Januar 2023 hatten Bolsonaro-Anhänger in der Hauptstadt Brasília den Kongress, den Amtssitz des Präsidenten sowie das Oberste Gericht gestürmt und schwere Verwüstungen angerichtet.
Zuvor hatte Bolsonaro, ein erklärter Trump-Anhänger, die Präsidentschaftswahl gegen seinen linksgerichteten Rivalen Lula verloren. Der Fall erinnert an den Sturm von Trump-Anhängern auf den US-Kongress am 6. Januar 2021, nachdem der Rechtspopulist die Präsidentschaftswahl gegen den Demokraten Joe Biden verloren hatte.
Bolsonaro plant politisches Comeback
Bolsonaro selbst weist alle Vorwürfe zurück und plant sein politisches Comeback bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr, obwohl er wegen seiner Verurteilung in einem anderen Verfahren bis 2030 nicht kandidieren darf. Im Falle einer Verurteilung in dem Putsch-Prozess drohen dem rechtsradikalen Politiker bis zu 40 Jahre Haft.
Seit Dienstag hatte Trump Zoll-Briefe an 21 weitere Länder verschickt, darunter wichtige Handelspartner wie Japan und Südkorea. Er kündigte darin Aufschläge zwischen 20 und 40 Prozent an. Die Europäische Union war zunächst nicht darunter.
Quelle: AFP, Reuters, dpa
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