Rohstoff-Hype in Argentinien: Umweltschützer kritisieren Bergbau
Protest von Umweltschützern:Rohstoff-Hype: Argentinien stärkt Bergbau
von Tobias Käufer, Buenos Aires
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Gold, Kupfer, Lithium: In Argentinien herrscht Aufbruch-Stimmung. Die Regierung will den Bergbau wiederbeleben und das Land zum Global Player machen. Umweltschützer protestieren.
Luftaufnahme der Verdunstungsbecken zur Lithiumgewinnung in der Salzwüste Salar de Olaroz. Lithium und Kupfer sind wichtige Rohstoffe für die Herstellung von Batterien für Elektroautos.
Quelle: Luis Robayo
Ökonomen weltweit beobachten mit Interesse, ob das wirtschaftsliberale Reformprojekt von Argentiniens Präsident Javier Milei das südamerikanische Land wieder zurück in die Erfolgsspur bringen kann. Ein zentraler Baustein dabei: Die Wiederbelebung des Bergbaus. In den letzten Wochen häuften sich Meldungen über spektakuläre Funde von Gold, Silber, Kupfer, aber auch anderen seltenen Mineralien.
Mit seinem radikalen Ansatz konnte Präsident Javier Milei die Inflation von 25,5% auf 2,7% senken. Zugleich ist die Armut in der argentinischen Bevölkerung groß. 10.12.2024 | 1:30 min
Neue Funde sorgen für Goldgräber-Stimmung
Zur Euphorie im argentinischen Bergbau-Sektor tragen vor allem die Meldungen über neue Funde bei. So konnte das argentinische Bergbauunternehmen "Vicuna" riesige Kupfer-, Gold- und Silbervorkommen in einer Region zwischen Argentinien und Chile entdecken. Experten gehen davon aus, dass Lagerstätten, die zum größten Teil auf argentinischem Gebiet liegen, 12,8 Millionen Tonnen Kupfer, 659 Millionen Unzen Silber und 32,2 Millionen Unzen Gold umfassen.
Lithium und Kupfer sind wichtige Rohstoffe für die Herstellung von Batterien für Elektroautos. Könnte also Argentinien einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende beitragen?
Weltweit werden sie gebraucht: Seltene Erden. China dominiert die Produktion der Rohstoffe, hat vor kurzem aber den Export gestoppt. Der Rohstoffkrieg ist längst ausgebrochen.05.06.2025 | 3:05 min
"Grünes Kupfer" aus San Juan
Der gebürtige Düsseldorfer Michael Meding leitet in der nordargentinischen Provinz San Juan eines der größten Kupferprojekte weltweit. Die Investitionssumme des Vorhabens "Los Azules" vom kanadischen Konzern McEwen beträgt rund 2,7 Milliarden US-Dollar.
Neu ist, dass nach Konzernangaben "grünes Kupfer", also ein mit Hilfe von erneuerbaren Energien produziertes Kupfer entsteht. Meding sieht in Argentinien gute gesellschaftliche Rahmenbedingungen für den Bergbau, deutlich weniger Kritik als in anderen Ländern, dafür parteiübergreifende Zustimmung:
Es gibt in Argentinien eine große Übereinstimmung zwischen allen großen politischen Kräften. Vor den letzten Wahlen haben sich alle aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten für den Bergbau ausgesprochen. Das ist nicht in allen Ländern so.
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Michael Meding, Bergbau-Manager "Los Azules"
Kritik von Umweltschützern
Vor allem Umweltschützer sehen Bergbau-Vorhaben kritisch. So wird beispielsweise bei der Lithium-Förderung viel Wasser verbraucht. Betroffene Gemeinden berichten unter anderem aus dem Fördergebiet Salar del Hombre Muerto in der Provinz San Luis, dass die Auen des Rio Trapiche vollständig ausgetrocknet seien.
Geologe Colin Devey auf Spurensuche in Jordanien. Auf engstem Raum beherbergt das Wüstenland wichtige Rohstoffe für eine klimafreundliche Zukunft der Welt - allen voran Metalle.17.03.2024 | 43:28 min
Argentiniens Regierung hatte dafür eigens ein Investitionsschutzprogramm mit dem Namen RIGI verabschiedet, das Großinvestoren Anreiz bieten soll.
Lithium – grüner Hoffnungsträger oder gewaltiges Umweltproblem? Eine Einschätzung von Dirk Steffens.16.02.2020 | 9:54 min
Auch Gasvorkommen von zentraler Bedeutung
Ein zentraler Baustein zur Konsolidierung soll auch der Energieexport beisteuern. Argentinien war in den letzten Jahren Importeur von Energie, nun verändern Infrastrukturprojekte wie große Ölpipelines, die bereits vor Milei geplant waren, die Spielregeln. Inzwischen exportiert Argentinien Gas und könnte erstmals seit Jahren einen Energiehandelsüberschuss von fünf Milliarden US-Dollar erzielen. Bis Ende 2030 sollen es sogar 30 Milliarden US-Dollar sein. Für das Land, das mit einer hohen Staatsverschuldung zu kämpfen hat, wäre das eine spürbare Erleichterung.
Für die Energiewende werden kritische Rohstoffe benötigt - doch bei deren Abbau wird der Schutz von Umwelt und Menschenrechten häufig vernachlässigt. Die UN wollen das nun ändern.