Inflation: In welchen Bereichen sich das Leben verteuert hat

Inflation in Deutschland:In welchen Bereichen sich das Leben verteuert hat

von Sina Mainitz
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Die Inflation ist im September zum zweiten Mal in Folge auf einen Jahreshöchststand gestiegen. Wo wir uns langfristig an hohe Preise gewöhnen müssen - und wo nicht.

Lebensmittelpreise, Symbolbild

Lebensmittelpreise, Symbolbild

Quelle: ddp

Die Schlagzeilen sind bekannt: An einem Tag ist die Butter teurer, dann wird sie wieder günstiger, aber dafür muss man für Kakao und damit die Schokolade wieder mehr bezahlen. Wie genau Lebensmittelpreise zustande kommen, ist eine Wissenschaft für sich. Sie hängen unter anderem mit den Rohstoffpreisen, den Logistikunternehmen, dem Handel und am Ende mit der Nachfrage der Verbraucher zusammen. Fest steht: Inzwischen liegen die Lebensmittelpreise fast 30 Prozent über dem dem Vor-Corona-Niveau und sind damit ein enormer Inflationstreiber.

Auch die Preise für Rind-, Geflügel- und Schweinefleisch liegen demnach mittlerweile um rund 30 Prozent über dem Niveau von Ende 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. "Deutschland ist immer noch ein Land der Schweinefleischesser", sagt Björn Fromm, Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland e.V. gegenüber dem ZDF. Gerade auf steigende Fleischpreise wird sensibel reagiert - trotz aller Essenstrends rund um Veganismus und Vegetarismus.

Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)

ZDFheute Infografik

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Weltmarkt und Klimawandel spielen eine Rolle bei den Preisen

Seit 2019 sind die Milchpreise um rund 40 Prozent gestiegen, die Butterpreise um rund 50 Prozent. Kaffee, Olivenöl, Kakao und Schokolade haben sich sogar noch stärker verteuert. "Die Milchpreise sind insgesamt vom volatilen Weltmarkt abhängig. Sinkt die Nachfrage von einem der größten Abnehmer (z.B. China), wirkt sich dies negativ auf die Inlandspreise aus."

Die Kakao- und Kaffeepreise werden vermutlich nicht mehr sinken. Es sind klimabedingte Ernteausfälle, die zu Verknappung der Rohstoffe und damit zu höheren Preisen führen.

Stephan Rüschen, DHBW Heilbronn

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Rüschen stellt ernüchtert fest, dass wir preislich bei den Lebensmitteln nie wieder auf das Vor-Corona-Niveau kommen werden. Auch für viele Dienstleistungen wie Reisen und Restaurantbesuche müssen Verbraucherinnen und Verbraucher tiefer in die Tasche greifen. Denn Anbieter schlagen höhere Lohnkosten auf ihre Preise drauf.

Energie war etwas günstiger

Das Leben in Deutschland hat sich im September auch in anderen Bereichen verteuert: Die Preise für Dienstleistungen lagen um 3,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Deutlich mehr bezahlt werden musste auch bei Kfz-Versicherungen sowie Tickets für Busse und Bahnen.

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Entwarnung gibt es in Sachen Energie: Die Preise waren im September 0,7 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr 2025 wurden Gas und Strom für Verbraucher in Deutschland günstiger. Die Preise sind aber deutlich höher als vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 und der folgenden Energiekrise. Auf absehbare Zeit müssen wir uns wohl auf breiter Front an höhere Preise gewöhnen. Eine kleine Entwarnung gibt es dennoch:

Allerdings gibt es zwei Faktoren, die in den kommenden Monaten eher preisdämpfend wirken: Erstens die Euro-Aufwertung zum Dollar, die Importe günstiger macht. Und zweitens die kluge Handelspolitik der Europäischen Kommission.

Friedrich Heinemann, Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Ein kleiner Lichtblick also in Sachen Inflation vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung - mit einem Hinweis auf richtungsweisende Weichenstellung bei der EU in Brüssel.

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