Lebensmittelpreise beim Discounter: Sind sie wirklich gesunken?

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Senken der Lebensmittelpreise:Haben die Discounter ihr Wort gehalten?

Robert Meyer
von Robert Meyer
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Vor zwei Monaten versprachen die Discounter deutliche Preissenkungen. Tatsächlich sind Lebensmittel günstiger geworden. Doch die Kunden dürften diese Preisnachlässe kaum spüren.

Eine Frau steht mit einem kleinen Einkaufskorb vor dem Obstregal im Supermarkt.
Obst ist in den letzten zwölf Monaten teurer geworden.
Quelle: iStock/VLG

An großen Worten wurde nicht gespart. Die angeblich "größte Preissenkung seiner Geschichte" kündigte der Discounter Lidl Ende Mai an. Auch Aldi versprach ein "klares Zeichen" und reduzierte den Preis zahlreicher Produkte. Kurz nach der Ankündigung der beiden Discounter zogen auch andere Supermärkte nach und kündigten niedrigere Preise für ihre Eigenmarken an.
Was ist aus den vollmundig angekündigten Preissenkungen geworden - kommen sie auch in den Geldbeuteln der Menschen an? "Ja", sagt Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, "aber sie sind vergleichsweise moderat". Er beschäftigt sich unter anderem mit der Preispolitik im Handel.
11.04.2024, Baden-Württemberg, Eßlingen: Ein Verbraucher hält nach einem Einkauf in einem Supermarkt einen Kassenzettel in der Hand.
Nach jahrelang steigenden Preisen für Lebensmittel haben die Discounter Lidl und Aldi deutliche Preissenkungen angekündigt. Konkurrenten wie Edeka oder Rewe wollen nachziehen.27.05.2025 | 1:42 min

Preise beim Discounter sinken, aber nicht stark

Um 2,5 Prozent seien die Preise bei den Discountern gesunken, sagt Kortum. Diese Angabe beziehe sich aber auf das gesamte Sortiment, nicht nur auf Lebensmittel. Viele der Preisnachlässe würden nur ausgewählte Waren betreffen - je nach Discounter nur ein Viertel der Produkte. Diese "haben nur begrenzten Einfluss auf den durchschnittlichen Warenkorb der Haushalte".
Gemeint ist damit der Warenkorb des Statistischen Bundesamts. Mit dessen Hilfe beobachtet die Behörde die Preise. Er soll den durchschnittlichen Konsum der Menschen in Deutschland abbilden - egal ob Waren von Discountern oder Markenprodukte. Er zeigt, ob die Preise in den Supermärkten insgesamt gesunken sind.
Einkaufswagen mit Lebensmitteln, darüber Logos von verschiedenen Supermärkten
Was hinter den angekündigten Preissenkungen von Aldi, Lidl und Co. steckt und ob Kunden langfristig profitieren, erklärt Handelsexperte Prof. Stephan Rüschen bei ZDFheute live.26.05.2025 | 7:50 min

Welche Lebensmittel sind günstiger und welche teurer?

Beim Blick in den Warenkorb sieht man, dass Lebensmittel im Vergleich zu April - der Monat vor den Ankündigungen der Discounter - tatsächlich günstiger sind. Aber nur 0,7 Prozent. Das sind bei einem 30-Euro-Einkauf gerade mal 21 Cent Ersparnis.
Ein solcher Einkauf umfasst beim Warenkorb des Statistischen Bundesamts aber auch teurere Markenprodukte, deren Preise womöglich nicht gesenkt wurden. Kauft man gezielt nur die angekündigt günstigeren Produkte, spart man etwas mehr.

Die angekündigte Preisoffensive ist mehr Kommunikation als echte Entlastung, zeigt aber in die richtige Richtung.

Prof. Carsten Kortum, Duale Hochschule Baden-Württemberg

Diese Lebensmittel sind günstiger geworden

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Zudem fällt auf, dass vor allem hochverarbeitete Lebensmittel und zucker- oder alkoholhaltige Getränke reduziert worden sind, kritisiert Jochen Geilenkirchen von der Verbraucherzentrale Bundesverband. "Die reduzierten Preise tragen also eher nicht zu einer gesunden Ernährung bei." Gerade Obst ist in den letzten zwölf Monaten deutlich teurer geworden.
Diese Lebensmittel sind teurer geworden

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Inflation seit 2020 viel höher

Für Carsten Kortum sind die Preisnachlässe der Discounter nur "ein Tropfen auf dem heißen Stein". Seit Beginn der Corona-Pandemie sind die Lebensmittelpreise um 35,5 Prozent gestiegen.

Angesichts der gravierenden Preisentwicklung seit 2020 sind aktuelle Rückgänge kaum spürbar.

Prof. Carsten Kortum, Duale Hochschule Baden-Württemberg

Kaufte man 2020 für 50 Euro Lebensmittel ...

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Dafür gibt es neben der Pandemie laut Carsten Kortum viele Gründe:
  • Energiekrise nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine
  • Hohe Rohstoffpreise: Getreide oder Verpackungen waren zeitweise "extrem teuer"
  • Höhere Löhne
  • Klima und Ernteausfälle, beispielsweise bei Kakao und Kaffee
  • Weltweite Unsicherheit durch Kriege und Zölle
  • Lieferkettenprobleme
Viele der Probleme haben sich mittlerweile aber wieder beruhigt. So sinken zum Beispiel wieder die Energiekosten. Gleichzeitig sei beim Klima "keine Entspannung in Sicht".
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Preise steigen weiter, aber nicht mehr so stark

2024 und 2025 hat sich die Inflation wieder auf ein normales Maß eingependelt. Niedrige Inflationsraten heißen aber nicht, dass die Preise wieder sinken. Sie steigen nur nicht mehr so stark.
Nachdem die Lebensmittelpreise 2023 teils um mehr als 20 Prozent gestiegen sind, sind es pro Jahr aktuell ca. zwei Prozent. Zudem haben die Löhne in der Zwischenzeit nachgezogen und konnten so Teile der Inflation ausgleichen - wenn auch nicht komplett.
Inflation bei Lebensmitteln

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Lebensmittelpreise steigen weiter

Können wir künftig doch nochmal sinkende Preise erwarten? Das lasse sich nur schwer bewerten, sagt Jochen Geilenkirchen. "Das hängt auch davon ab, ob politische Maßnahmen ergriffen werden." Allein wegen der Folgen der Klimakrise könnten die Lebensmittelpreise ohne Gegenmaßnahmen laut Expert*innen "pro Jahr um bis zu 3,2 Prozent steigen", betont Geilenkirchen.
Auch Carsten Kortum ist skeptisch. "Die jetzigen Preisnachlässe haben nicht nur symbolischen Charakter. Wir sind aber weit von dem Preisniveau 2020 entfernt und werden dieses auch nicht wieder erreichen."

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von Dietrich Duppel
Lebensmittel liegen auf einem Kassenband an einer Supermarktkasse.
mit Video

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