Dreisteste Werbelüge: Milka bekommt den "goldenen Windbeutel"

Foodwatch kürt dreiste Werbelüge:Milka bekommt den "goldenen Windbeutel"

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Der Negativpreis "Goldener Windbeutel" der Verbraucherorganisation Foodwatch geht in diesem Jahr an Milka. Die Schokoladentafel sei ein Beispiel für Shrinkflation, hieß es.

Milka-Schokolade
Teurer, dafür weniger - eine Preiserhöhung um 48 Prozent bringt Milka den "Goldenen Windbeutel".
Quelle: dpa

Die "Alpenmilch"-Schokolade von Milka ist in einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation Foodwatch zur "dreistesten Werbelüge des Jahres" gewählt worden. 34 Prozent der Teilnehmer stimmten dafür, den Schmähpreis "Goldener Windbeutel" an den Hersteller Mondelez zu verleihen.
Er hatte den Preis für die Tafel "Milka Alpenmilch" von 1,49 Euro auf 1,99 Euro erhöht und kurz darauf den Inhalt von 100 auf 90 Gramm verringert. Im Ergebnis war dies eine Preiserhöhung um 48 Prozent, wie Foodwatch betonte.
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Shrinkflation bei Milka: Weniger kostet mehr

"Versteckte Preiserhöhungen sind eine immer beliebtere Masche der Lebensmittelindustrie", erklärt Rebekka Siegmann von Foodwatch.

Die Milka-Tafel ist ein Paradebeispiel für Shrinkflation, und genau deshalb haben die Verbraucherinnen und Vebraucher sie zur dreistesten Werbelüge des Jahres gewählt.

Rebekka Siegmann von Foodwatch

Die Wortkreuzung aus dem englischen "shrink" (schrumpfen) und "Inflation" (Aufblähen) beschreibt die Praxis, bei gleichem steigendem Preis die Menge oder Größe eines Produkts zu reduzieren, also über Shrinkflation Kosten zu sparen.

Mondelez verteidigt sich mit gestiegenen Preisen

Mondelez hatte bei der Nominierung für den Schmähpreis erklärt, die Kakaopreise und die Kosten in der gesamten Lieferkette seien massiv gestiegen. Insgesamt sei das Geschäftsumfeld "komplexer und instabiler als je zuvor". Um wettbewerbsfähig zu bleiben, habe das Unternehmen "wohlüberlegte Maßnahmen" ergreifen müssen. Das neue Gewicht der Tafeln werde auf der Verpackung angegeben, auch seien die Verbraucher in den Onlinenetzwerken informiert worden.
Foodwatch hingegen kritisierte, dass auf die Mengenveränderung nicht deutlich hingewiesen werde: "Auf der Vorderseite steht klein '90 g' - das sieht man im Supermarktregal dank der Kartonlaschen aber oft nicht."

Foodwatch vergab den Goldenen Windbeutel zum vierzehnten Mal. Die Verbraucherorganisation engagiert sich seit langem gegen Etikettenschwindel und fordert verbesserte Kennzeichnungsregeln.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes seien die Schokoladenpreise zwischen Anfang 2024 und 2025 um rund acht Prozent gestiegen - Mondelez aber habe die Preise in diesem Zeitraum um bis zu 64 Prozent erhöht, betonte Foodwatch.

Weitere Werbelügen bei Lachs, Rama und Eistee

Auf Platz zwei der Online-Abstimmung mit 21,1 Prozent der Stimmen landete ein norwegischer Räucherlachs des Unternehmens Fish Tales, der laut Foodwatch von einem Lachsproduzenten stammt, bei dem es zu Tierschutzverstößen gekommen sei. Zudem könne die Herkunft des Lachses nicht wie beworben bis zur einzelnen Aquafarm zurückverfolgt werden.

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Auf Platz drei im Rennen um den Goldenen Windbeutel wurde der Schokoriegel "Menstru Chocbar" des Unternehmens Innonature gewählt. "Mit Eisen, rotem Maca und Vitamin B6 soll er zum Wohlbefinden während der Menstruation beitragen, obwohl das für keinen der drei Inhaltsstoffe nachgewiesen ist", kritisierte Foodwatch. 17,8 Prozent der Abstimmungsteilnehmer hielten dies für die dreisteste Werbelüge.
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Auf den Plätzen vier und fünf folgten die Rama Margarine der Flora Food Group und der Eistee Dirtea Glow der Rapperin Shirin David. Bei der Margarine bemängelte Foodwatch, dass sie mit der Angabe "100 Prozent natürliche Zutaten" beworben wurde, obwohl sie voller "Zusatzstoffe und industriell hergestellter Zutaten" sei. Shirin David bewarb ihren Eistee mit einem sichtbaren Glow-Effekt für "schöne Haut und Nägel".
Bereits zum 14. Mal vergab Foodwatch den Goldenen Windbeutel. Bei der Online-Abstimmung wurden in diesem Jahr mehr als 58.000 Stimmen abgegeben.
Quelle: AFP, EPD

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