Mogelpackungen im Supermarkt:Wenn weniger Inhalt genauso viel kostet
Shrinkflation oder Skimpflation sagen Ihnen nichts? Das ist bei diesen Begriffen kein Wunder. Erlebt haben Sie es aber laut Verbraucherschützern in letzter Zeit des öfteren.
Verbraucherschützer schlagen Alarm. Grund: Laut aktuellen Zahlen sind im ersten Halbjahr des Jahres 2023 Rekordmeldungen zu Shrinkflation eingegangen. Doch was bedeutet Shrinkflation eigentlich und warum ist es so problematisch?
Shrinkflation: weniger Inhalt, gleicher Preis
Shrinkflation beschreibt das Phänomen, dass der Inhalt eines Produkts schrumpft, während der Preis gleich bleibt. Der Begriff setzt sich aus dem englischen Wort "shrink" für "schrumpfen" und "Inflation" zusammen. Mit dieser Methode können sich Produkte unbemerkt um die 30 Prozent oder - wie es in der Septemberausgabe der Stiftung Warentest vorgerechnet wird - auch noch deutlich mehr verteuern.
"Mogelpackung des Monats" September der Verbraucherzentrale Hamburg ist die Mundspülung Listerine von Johnson & Johnson. Hier haben Verbraucherschützer eine Preiserhöhung von 33 Prozent berechnet.
Skimpflation: Wenn an der Qualität gespart wird
Hinzu kommt neuerdings noch vermehrt die Skimpflation. Hier wird nicht an der Menge des Produkts gespart, sondern an der Qualität. Auch hier handelt es sich um ein Wortspiel aus dem englischen Wort "skimp" für "abschöpfen" und "Inflation". Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale die Butter von Arla, bei der der Anteil an Butter und Rapsöl reduziert und stattdessen Wasser hinzugefügt wird.
Bei den Zerealien "Cini Minis" von Nestlé erkennt man die Qualitätsverschlechterung besonders gut, da sich hier der Nutri-Score verändert hat. Mit der ursprünglichen Rezeptur, die Sonnenblumenöl enthielt, hatte das Produkt einen Nutri-Score von C. Jetzt, mit Palmöl, das aufgrund seines Gehalts an ungesättigten Fettsäuren ungesünder ist, liegt der Nutri-Score neuerdings bei D.
Rein, einkaufen, raus. Der Einkauf im Supermarkt ist häufig nur ein schnelles Abarbeiten der Einkaufsliste. Es ist alles da, was man braucht – oder was die Hersteller denken, was man braucht.
09.07.2023 | 30:05 minHohe Dunkelziffer bei Skimpflation vermutet
Skimpflation ist im Gegensatz zu Shrinkflation wesentlich schwerer zu erkennen, daher wird sie auch deutlich seltener gemeldet. Aber die Dunkelziffer sei hoch, warnt die Verbraucherzentrale Hamburg.
Wenn der Hersteller nicht eindeutig auf eine neue Rezeptur hinweist, bleibt die Trickserei oft unbemerkt, denn nicht jeder schaut sich die Rezeptur genau an oder merkt die Veränderung. Auf Anfrage der Verbraucherzentrale argumentieren Hersteller mit hohen Rohstoff- und Energiepreisen.
Preiserhöhungen oft über der Inflationsrate
Hinzu komme noch, dass die Preiserhöhungen häufig über der Inflationsrate liegen. Im Juli 2023 lag diese für Nahrungsmittel bei elf Prozent, im August bei neun Prozent.
Die meisten der von uns gezeigten Beispiele übertreffen bei weitem die Inflationsrate.
Ina Bockholt, Stiftung Warentest
Nicht nur Trendmarken täuschen, wie aus der Beispielliste der Verbraucherzentrale Hamburg ersichtlich wird. Auch Discounter-Eigenmarken und Biomarken setzen zunehmend geschickte Marketingtricks ein, um den Konsumenten teurere Produkte oder Produkte von minderer Qualität zu verkaufen. Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale Hamburg hier die Schokolade Amandes Edel Marzipan Zartbitter von Aldi Nord. Hier wurde nicht nur am Marzipan gespart, sondern auch an der Grammzahl.
Auf was man beim Einkaufen achten kann
Was Konsumenten laut Verbraucherzentrale tun können:
- Grundpreise vergleichen: Die Angaben zum Preis pro Kilogramm geben bessere Aufschlüsse darüber, wie teuer die Produkte wirklich sind.
- Mengenangaben und Rezepturen merken: Bei Lebensmitteln, die öfter in ihrer Küche landen, lohnt es sich, sich die Mengenangaben und Rezepturen zu merken oder zu notieren.
- Innovationen prüfen: Vorsicht ist geboten, wenn der Hersteller mit neuen Sorten, Maxigrößen oder neuer Rezeptur lockt. Hier lohnt sich ein genauerer Blick, da Veränderung oft nicht zum Vorteil des Verbrauchers sind.
Illegal sind die Tricks der Hersteller nicht. Das sollte sich, nach Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, jedoch ändern: "Wir brauchen andere Rahmenbedingungen, auf diesem Niveau können wir nicht weitermachen."
Vittoria Helzer ist Mitarbeiterin im ZDF-Landesstudio Hamburg.
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