Stabilere Energiepreise: Entwarnung oder trügerische Ruhe?

Gedämpfte Heizkosten:Stabilere Energiepreise: Entwarnung oder trügerische Ruhe?

von Eva Schmidt

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Der Anstieg der Heizkosten ist fürs Erste ausgebremst. Zum Aufatmen gibt es allerdings wenig Anlass - 2027 wird für die Energiepreise ein entscheidendes Jahr sein.

Symbolbild: Eine Heizung wird eingestellt

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung sind in Deutschland im vergangenen Jahr die Zahlen gestiegen. Die Daten sind vorläufig und können abweichen.

03.12.2025 | 0:24 min

Die gute Nachricht vorweg: Mit Beginn des Winters vermeldet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine abklingende Kostenspirale bei den Heizkosten. Die Preise für Öl, Gas und Fernwärme haben sich 2024 durchschnittlich um rund sechs Prozent erhöht - nach 20 Prozent im Vorjahr. Das scheint Erleichterung für die deutschen Haushalte zu bringen, die seit Ausbruch der Energiekrise 2022 mit heftigen Preissprüngen konfrontiert sind.

Wie die Zahlen des DIW auch zeigen, ist die Fernwärme beim Preisanstieg ein Ausreißer: Sie stieg mit 27 Prozent stärker an als der Durchschnitt. Studienautor Till Köveker erklärt den Sprung gegenüber ZDFheute mit "Nachholeffekten":

Fernwärme war zuvor stärker durch Preisdeckel gedämpft als Erdgas.

Till Köveker, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Wichtig sei daher die längerfristige Preisbetrachtung. Und da zeige sich, dass seit Beginn der Energiekrise die Heizenergiepreise durchschnittlich um 77 Prozent gestiegen seien, die für Fernwärme dagegen nur um 67 Prozent.

Fernwärme soll klimaneutrales Heizen voranbringen

Fernwärme gilt politisch als Schlüsseltechnologie auf dem Weg zum klimaneutralen Heizen, der sogenannten "Wärmewende". Denn viele Fernwärmenetze nutzen gemischte Quellen, darunter auch Müll, Biomasse, Abwärme oder erneuerbare Energiequellen. "Fernwärme hat das Potenzial zur Klimaneutralität im Gegensatz zum Heizen mit Öl und Gas. Das ist wichtig im Blick zu behalten", meint Till Köveker vom DIW.

Die Frage, wie klimaneutral ein Gebäude beheizt werden kann, bestimmt immer stärker die Höhe der Heizkosten. Wer mit Öl oder Gas heizt, für den wird es jedes Jahr teurer.

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Denn 2026 steigt der CO2-Preis für Öl und Gas auf bis zu 65 Euro je Tonne. Der CO2-Preis soll Anreize schaffen, sparsam mit Ressourcen umzugehen oder gleich auf erneuerbare Energien umzusteigen. Er wurde in Deutschland 2021 auf fossile Brennstoffe wie Öl und Gas eingeführt, und mit den Einnahmen fördert die Bundesregierung beispielsweise den Heizungsaustausch in Wohnungen oder die Elektromobilität.

Ursprünglich war von der Vorgängerregierung auch ein sogenanntes Klimageld versprochen worden, eine Art sozialer Ausgleich für die steigenden CO2-Preise. Die jetzige Bundesregierung hat das Klimageld aber nicht in ihren Koalitionsvertrag mitaufgenommen.

2027 wird zum Preisschlüsseljahr: CO2-Preis verteuert Energiekosten

Eine Beispielrechnung: Bei einem Erdgas-Verbrauch von etwa 20.000 Kilowattstunde macht der CO2-Preis 2025 etwa 20 Euro pro Monat zusätzlich aus. Nimmt man die obere Grenze des Preises von 2026, also 65 Euro, steigt die Belastung dann auf 24 Euro pro Monat. Entscheidend ist aber, was ab dem Jahr 2027 passiert, erklärt Prof. Ralf-Michael Marquardt vom Westfälischen Energieinstitut in Gelsenkirchen.

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Geplant war ursprünglich, die deutsche CO2-Bepreisung durch ein europäisches System abzulösen, bei dem der Preis nicht staatlich, sondern marktorientiert durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Diese Pläne hat die EU aber erst kürzlich um ein Jahr auf 2028 verschoben - wohl aus Rücksicht auf die EU-weiten Haushalte und deren Kostenbelastung.

Wie können Verbraucher handeln?

Wie Ralf-Michael Marquardt gegenüber ZDFheute erklärt, tritt nun für die Übergangszeit 2027 für Deutschland eine Regelung in Kraft, die sich am bisherigen EU-Emissionshandelssystem (ETS 1) orientiert. Was das für die Preise 2027 konkret heißen wird, kann heute noch niemand sagen. Eine erste Orientierung bietet aber der aktuelle CO2-Preis innerhalb des EU-Emissionshandelssystems, er liegt bei gut 80 Euro pro Tonne CO2.

Für den genannten Beispielhaushalt stiege die Belastung durch den CO2-Preis dann auf 30 Euro pro Monat. "Es wird 2027 teurer, aber ohne die Verschiebung auf 2028 wäre der Preissprung noch höher", so das Fazit von Ralf-Michael Marquardt.

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher mit Öl- oder Gasheizung dagegen tun? Sofern man über Wohneigentum verfügt, so Till Köveker, könnte man energetisch sanieren und auf eine Wärmepumpe umsteigen. Beides bringt allerdings auch erstmal hohe Investitionskosten mit sich. Ansonsten helfe erstmal nur, beim Heizen zu sparen.

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Über das Thema berichtete ZDFheute Xpress in dem Beitrag "Heizen wird teurer: Öl, Gas, Fernwärme" am 03.12.35 um 16:25 Uhr und 3Sat in dem Nano-Beitrag "20 Jahre Europäischer Emissionshandel" am 27.11.25 ab 18:30 Uhr.

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