Beginn der Heizperiode:Heizkosten: Weniger Haushalte müssen frieren
von Sven-Hendrik Hahn
Millionen Menschen in Deutschland können sich das Heizen nicht leisten - aber es werden weniger. Energie bleibt trotzdem teuer. Und Experten können kaum Entwarnung geben.
Regional zahlen Menschen unterschiedlich viel fürs Heizen.
Quelle: ZDF/Thomas DewaldNach Jahren steigender Energiepreise und Schlagzeilen vom "Heizhammer" zeigt sich ein kleiner Lichtblick: Weniger Menschen müssen aus Geldnot frieren. Laut Statistischem Bundesamt lebten 2024 rund 5,3 Millionen Menschen in Haushalten, die ihre Wohnung nicht ausreichend heizen konnten - das entspricht 6,3 Prozent der Bevölkerung. 2023 waren es noch 8,2 Prozent.
Im europäischen Vergleich steht Deutschland damit gut da. Nach Daten der europäischen Statistikbehörde "Eurostat" waren 2024 EU-weit 9,2 Prozent der Bevölkerung betroffen. Am höchsten lag der Anteil in Bulgarien und Griechenland (je 19%), am niedrigsten in Finnland (2,7%).
Von 2021 bis 2024 sind die Heizkosten explodiert – besonders zugelegt hat Fernwärme. In Duisburg zeigt ein Praxisbeispiel, wie die Wärmewende gelingen kann.
14.10.2025 | 1:31 min"Heizen für viele Menschen Luxus"
Die Zahlen stammen aus der EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Befragt wurden Haushalte nach subjektiver Einschätzung, ob sie ihr Zuhause ausreichend heizen können. Unterschiedliche Wohnstandards, klimatische Bedingungen und die Erwartungen der Befragten können das Ergebnis beeinflussen.
Doch Heizen sei für weitaus mehr Menschen Luxus, als es die Statistik darstelle, widerspricht Antje Kahlheber, Referentin für Energiekosten bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz:
Die Zahl derjenigen, die ihre Heizkostenrechnung nicht bezahlen können und deswegen eine Sperre angedroht bekommen, ist viel höher.
Antje Kahlheber, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz
Rechne man Zahlen der Bundesnetzagentur hoch, komme man auf deutlich mehr als zehn Prozent der deutschen Haushalte, die Probleme hätten. Gründe: Einkommensschwache Haushalte seien besonders von den hohen Preisen der letzten Jahre betroffen, steckten oft in teuren Tarifen und bewohnten Häuser mit schlechtem Standard.
Steigende Energiepreise machen Balkonkraftwerke immer beliebter – kleine Solaranlagen für Zuhause. Sie liefern Strom vom eigenen Balkon und schonen den Geldbeutel.
17.06.2025 | 3:09 minEnergiepreise sinken endlich
Immerhin geben die Energiepreise Anlass zur vorsichtigen Entspannung. Laut Destatis mussten Verbraucher im September 2025 für Strom, Gas und Brennstoffe 1,9 Prozent weniger zahlen als ein Jahr zuvor.
Zur Wahrheit gehört aber: Langfristig liegen die Preise etwa für Haushaltsenergie deutlich höher: zwischen 2020 und 2024 stiegen sie um 50,3 Prozent, für Erdgas und Heizöl noch mehr.
Osten zahlt mehr fürs Heizen
Überraschend sind die regionalen Unterschiede in Deutschland. Eine Analyse des Vergleichsportals "Verivox" präzisiert die Daten. Auf Basis eines Musterhaushalts mit definiertem Wärme- und Stromverbrauch sowie jährlicher Fahrleistung und kaufkraftbereinigten Einkommen zeigt sich: Heizkosten schlagen im Osten im Schnitt 23 Prozent kräftiger zu Buche als im Westen.
Kaufkraftbereinigt am härtesten von hohen Heizkosten betroffen seien Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern sowie Bremen.
Heizkosten senken - aber wie?
Allein sparsames Heizen bringt nicht mehr viel, zeigt auch der "Atlas für Energie, Wärme & Wasser 2025" des Energiedienstleisters Techem. Demnach sei der Energieverbrauch in Mehrfamilienhäusern zuletzt kaum gesunken, obwohl viele Mieter bewusst weniger heizten. Die Spielräume beim individuellen Sparen seien weitgehend ausgeschöpft, effizientere Technik biete noch Chancen.
Die Heizperiode hat begonnen - nun gilt: Energie sparen beim Heizen. Hierbei können sogenannte "smarte" Thermostate helfen.
01.11.2023 | 2:38 minDie Energiekrise hat Spuren hinterlassen - aber auch Bewegung gebracht. Verbraucherinnen und Verbraucher reagieren sensibler auf ihren Energieverbrauch, bessere Heizsysteme zeigen jetzt schon Wirkung. Der Ausblick jedoch sieht wenig rosig aus: Verbraucherschützerin Kahlheber rechnet wieder mit höheren Preisen auch für Fernwärme und Erdgas. Grund seien politische Vorgaben und der höhere CO2-Preis.
Höhere Preise in Sicht
Und auch die Tarifexperten von Verivox erwarten kaum Preissenkungen. Beispiel Erdgas: Zum einen drohten in manchen Gebieten deutlich höhere Netzentgelte, allerdings falle die Gasspeicherumlage, so Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.
Dort wo die Netzentgelte stark steigen, sind auch spürbare Erhöhungen möglich.
Verivox-Energieexperte Thorsten Storck
Sven-Hendrik Hahn ist Redakteur des ZDF-Magazins "WISO".
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