Mit Spielstärke zum Erfolg:Die SV Elversberg überrascht in der Zweiten Liga
von Christoph Ruf
Die 2. Liga hat einen Spitzenreiter, mit dem vor der Saison niemand gerechnet hatte: Der Erfolg der SV Elversberg hat tiefergreifende Ursachen als nur geglückte Transferpolitik.
Die Erfolgsmacher bei der SV Elversberg: Sportdirektor Nils-Ole Book (l.) und Trainer Vincent Wagner
Quelle: IMAGO / Jan HuebnerMan kann sich gut den Gesichtsausdruck von Nils-Ole Book vorstellen, als er zu Wochenbeginn mit den nicht repräsentativen Zahlen der "Saarbrücker Zeitung" konfrontiert wurde. 54 Prozent der Leser trauen seiner SVE den Aufstieg in die erste Liga zu.
Doch solche Sehnsüchte, davon ist Elversbergs Sportdirektor überzeugt, sind Hirngespinste. Auch dass sein Team ja tatsächlich die Tabelle anführt, ficht Book nicht an:
Wir dürfen nicht anfangen zu träumen, das wäre kein guter Ratgeber.
Nils-Ole Book, Sportdirektor SV Elversberg
Die SV Elversberg ist ihrer Favoritenrolle gerecht geworden. Gegen Zweitliga-Absteiger Ulm gewann "die Elv" mit 1:0.
18.08.2025 | 1:00 minManagement wagt noch keine Prognose
Einig weiß er sich dabei mit seinem Trainer Vincent Wagner, der verständlicherweise im Oktober noch nicht über die Platzierung am Ende des 34. Spieltags sprechen will: "Wir sind ja noch nicht mal beim Weihnachtsmann angekommen."
Tatsächlich hat die SVE bislang fast nur gegen Gegner aus der zweiten Tabellenhälfte gespielt. Allerdings waren ihre Kontrahenten nicht nur bei den Siegen in Magdeburg (4:0), Braunschweig (4:1) und bei Hertha BSC (0:2) chancenlos.
Trotz aller Widrigkeiten: Elversberg überzeugt
Als spielstarkes Team, das im Kollektiv überzeugt, präsentierte sich die Elf im gesamten Saisonverlauf. Seit sechs Spielen sind die Saarländer nun ungeschlagen. Sie holten 19 von 24 Punkten und stellen dabei mit 16 Treffern die beste Offensive.
Das alles ist umso überraschender, als Elversberg im Sommer mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Da wäre vor allem der Abgang von Erfolgstrainer Horst Steffen zu nennen, der sieben Jahre lang an der Kaiserlinde gewirkt hatte.
Enormer Aderlass im Sommer
Zeitgleich verließ mit dem 18-maligen Torschützen Fisnik Asllani (TSG Hoffenheim) der Shootingstar den Klub. Es folgten weitere Leistungsträger wie Robin Fellhauer (FC Augsburg), Semih Sahin (Kaiserslautern) und Elias Baum (Eintracht Frankfurt).
Finanziell hat sich das gelohnt, schließlich erzielte man so erneut eine positive Transferbilanz. Allerdings, so glaubte man, zum Preis einer Schwächung der Mannschaft.
Die Neuen schlugen ein
Es sollte anders kommen. Weil Spieler wie Younes Ebnoutalib (sechs Tore) aufblühten. Und weil die Neuen einschlugen. Bambasé Conté gelangen schon vier Torvorlagen.
Auch Sechser Amara Condé, Linksaußen Tom Zimmerschied und Felix Keidel sind vor dem Heimspiel gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth (Sonntag, 13.30 Uhr) in bestechender Form.
Geheimnis des Erfolgs: Book und Wagner
Doch der Erfolg des kleinen Vereins aus Spiesen-Elversberg hat grundsätzlichere Ursachen. An der Kaiserlinde bestätigt sich die These, dass nicht einzelne Stars, sondern der Sportdirektor und der Cheftrainer die wichtigsten Angestellten des Vereins sind.
Dass Horst Steffen und Book die Väter der jüngsten Erfolge sind, ist an der Kaiserlinde unbestritten. Bemerkenswert ist hier aber nicht nur, dass beide derart lange bei der SVE arbeite(te)n, sondern dass sie einst überhaupt verpflichtet wurden.
Passte genau ins Profil: Trainer Wagner
Book fing nach seiner Spielerkarriere direkt als Scout bei der SVE an. Ein Jahr später war er Sportdirektor. Und Steffen hatte zuvor bei den Stuttgarter Kickers und Preußen Münster gute Arbeit geleistet - doch das war nur Insidern bekannt gewesen.
Mut und Sachverstand brauchte es auch im Sommer, um erneut einen Mann als Trainer zu verpflichten, der überregional weitgehend unbekannt war. Als Trainer der Hoffenheimer U23 hatte Wagner seit 2022 Erfolg.
Ein Dorfverein feiert in der großen Arena: Mit einer ganz starken Vorstellung und einem 2:1-Sieg auf Schalke sichert sich die SV Elversberg die Bundesliga-Relegation.
18.05.2025 | 7:49 minStatt Bundesliga: Book verlängerte bis 2029
Krönung war der Aufstieg in die dritte Liga im vergangenen Sommer. Zudem stand er dort exakt für den attraktiven Offensivfußball wie Steffen. Fachlich gesehen lag seine Verpflichtung also nah - und das ist das einzige Kriterium, das Book interessiert.
Dass Letzterer jüngst eine Anfrage von Borussia Mönchengladbach abschlägig beschied und seinen Vertrag im Saarland bis 2029 verlängerte, ist für die SVE also vielleicht sogar noch wichtiger als der Tabellenstand.
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