Champions-League-Final-Partys in München: Wer die Nase vorn hat

München soll ja angeblich die nördlichste Stadt Italiens sein. Auch das Fan-Treiben vor dem Finale der Champions League zwischen Inter Mailand und Paris Saint-Germain am Samstag (21 Uhr / ab 19.25 Uhr live im ZDF) lässt keinen anderen Schluss zu: Das Zentrum der bayerischen Landeshauptstadt ist fest in italienischer Hand.

Das Zentrum der schwarz-blauen Feierlichkeiten ist schnell ausgemacht. Am Marienplatz gibt es gegen 11:30 Uhr kaum noch ein Durchkommen. Der Lautstärkepegel so mancher Meisterfeier an gleicher Stelle dürfte locker übertroffen worden sein.

Dass sich der offizielle "Fan Meeting Point" der Mailänder eigentlich am etwa 750 Meter entfernten Odeonsplatz befindet: geschenkt. Die Interisti, die die Terrassen der anliegenden Wirtshäuser vereinnahmt haben, müssen sich mit den marschierenden Anhängern auf der Weinstraße - viele tragen die weißen Shirts der berüchtigten Curva Nord - nicht abstimmen, wenn sie Halbfinal-Helden wie Yann Sommer oder Francesco Acerbi besingen.

"Wir sind seit Freitag hier", erzählt uns Theo Kouimtzis, der Vize-Präsident des Inter Club Greece. 60 Fans aus ganz Griechenland seien mitgereist, verrät er.

Dabei hätten nur zwei von ihnen ein Ticket für das Stadion. "Alle anderen werden das Spiel im Olympiapark schauen", sagt Fanklub-Präsident Giorgio Kokkalidis.

Nicht nur für den griechischen Inter-Anhang ist dabei sein in München alles. Knapp 40.000 Unterstützer der Mailänder wurden laut Schätzungen am Samstag erwartet. Dabei stellte die UEFA dem Vizemeister der Serie A nur 18.000 Karten zur Verfügung - genauso wie Finalgegner PSG.

Von Enttäuschung ist jedoch nichts zu spüren. "Wir haben uns gestern mit anderen Fanklubs getroffen", berichtet Kouimtzis: "Aus Serbien, Montenegro, Albanien, Marokko und sogar mit einem Inter-Klub aus Paris."

Viel mehr "Internazionale" - so der vollständige Vereinsname der Mailänder - gehe doch gar nicht, lacht Kouimtzis. Dann lernt er Emilio Esposito, den Vorsitzenden des Inter Club Imperia aus Ligurien, kennen. Und nimmt ihn spontan in den Arm.

Die Stimmung beim Inter-Fantreff am Odeonsplatz wirkt vergleichsweise orchestriert. Auf einem großen Bildschirm laufen die Höhepunkte der Champions-League-Saison der Nerazzurri.

Das Treiben auf der Bühne bewegt die Massen am frühen Nachmittag selten. Nur wenn sich Ex-Inter-Spieler wie Fredy Guarín ihren Weg auf das Parkett bahnen, gehen die Smartphones der Tifosi scharenweise in die Höhe.

Beim PSG-Treffpunkt am Königsplatz geht es ähnlich gesittet zu - auch wenn der harte Kern der französischen Anhänger andeutet, dass er sich vor den Italienern nicht verstecken muss. "Die Bühnenshow beginnt hier erst jetzt so richtig. Wir sind seit 11 Uhr da", bemängelt George Maridakis.

Der 44 Jahre alte Pariser ist mit sechs Freunden nach München gefahren. "Sicher haben die Inter-Fans einen Vorteil, weil sie im Zentrum sind", glaubt er: "Vielleicht haben sie auch mehr Erfahrung bei der Organisation. Als wir 2020 zum ersten Mal im Finale standen, war Covid angesagt."

Und so feiert Inter einen Punktsieg in der nördlichsten Stadt Italiens, der auch organisatorischen Fragen geschuldet ist. In Sachen Ergebnis-Tipps halten sich die befragten Fans derweil zurück. "Es ist mir lange schwergefallen, an einen Sieg zu denken - auch wenn diese Mannschaft ihn sicher verdient hätte", meint Maridakis. Kouimtzis fasst sich kürzer: "Ich hoffe einfach nur auf den vierten Titel".