Abwehr-Routinier Francesco Acerbi: Inters Mann für große Momente

Abwehr-Routinier vor CL-Finale:Inters Francesco Acerbi: Mann für große Momente

von Claudio Palmieri
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Seit seinem Halbfinal-Tor gegen den FC Barcelona ist Francesco Acerbi in aller Munde. Wird der Abwehr-Oldie von Inter Mailand auch im Champions-League-Finale gegen PSG zum Faktor?

Francesco Acerbi (2.v.r) von Inter Mailand erzielt das dritte Tor seiner Mannschaft.
Acerbis Ausgleich gegen Barcelona - ein Moment, der bleibt.
Quelle: dpa

Woran lassen sich große Sportmomente erkennen? Vielleicht ja an solchen Szenarien: Am Samstag (21 Uhr, ab 19:25 Uhr live im ZDF) steigt in München das Finale der Champions League zwischen Inter Mailand und Paris Saint-Germain. Es ist das wichtigste Spiel der Saison im europäischen Vereinsfußball - doch noch immer wird vor allem über einen Moment in der Runde zuvor gesprochen.

Wann? Samstag, 31. Mai, ab 20 Uhr
Wo? Erstmals live und in voller Länge auf Twitch - im ZDF-Kanal
Mit dabei: ZDF-Kommentator Gari Paubandt, Meira Werner (Moderatorin Eintracht Spandau) und Denis Kudat (Schiri)
Spiel: PSG vs. Inter Mailand - Finale der Champions League
Rückblick aufs Turnier, Special-CL-Bingo, Live-Schalten nach München
Reactions auf alles rund ums Spiel - interaktiv und live!

Acerbis Ausgleich für die Ewigkeit

Der 3:3-Ausgleich von Inter Mailands Francesco Acerbi im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Barcelona ist dieser eine Moment. Ein alter Abwehr-Haudegen, der in der dritten Minute der Nachspielzeit wider alle Vorgaben in den gegnerischen Strafraum sprintet, den Ball in Stürmermanier in den Winkel donnert - und seine fast schon geschlagene Mannschaft in die Verlängerung rettet. Viel mehr Heldenepos geht nicht.

Die vier Königsklassen-Endspiele in München

Europapokal der Landesmeister, Finale 1979 in München, Nottingham Forest - Malmö FF: Ingemar Erlandsson (links, Malmö) gegen Ian Bowyer (Nottingham). Rechts Anders Ljungberg.
Champions League, Finale 1993 in München: Didier Deschamps (li.) und Alen Boksic präsentieren den Pokal
Champions League, Finale 1997 in München, Borussia Dortmund - Juventus Turin: Lars Ricken (links, BVB) trifft mit einem Heber zum 3:1-Endstand. Paolo Montero (Juve) kann nicht mehr eingreifen.
Champions League, Finale 2012 in München, Bayern München - FC Chelsea: Bayern-Spieler niedergeschlagen am Boden

Europapokal der Landesmeister - 1979

57.000 Zuschauer im Olympiastadion sehen das Finale Nottingham Forest - Malmö FF. Die Engländer gerwinnen 1:0.

Quelle: Imago / Pressefoto Baumann


"What is Acerbi doing there?", fragte sich nicht nur Ex-Barca-Stürmer Thierry Henry bei CBS Sports. Was hat Acerbi da gemacht? Bis heute weiß das niemand so genau. Auch Acerbis Mitspieler Davide Frattesi - der schließlich das 4:3-Siegtor erzielte - gibt sich überfragt.

Fachleute und Mitspieler wundern sich

"Selbst wenn er es 600 Mal versucht hätte, hätte er nicht noch mal so getroffen", sagte Mailands Mittelfeldspieler in dieser Woche:

Es war ein unglaubliches Tor, denn wir hatten noch einen anderen Stürmer auf dem Platz. Ich weiß gar nicht, was er da gemacht hat.

Inter-Mittelfeldspieler Davide Frattesi

Acerbi lieferte keine Erklärung zu dem, was zu Recht als der bisher größte Moment seiner Karriere gilt. Er ließ seinen ausgelassenen Torjubel und eine Bilderstrecke in den sozialen Netzwerken für sich sprechen. "SIAMO IN FINALEEEEE!" - Wir stehen im Finale, schrieb er dazu. Einen Tag später teilte der 37-Jährige ein Foto, auf dem er sich glückselig die Hände vors Gesicht hält. "This is what it means" - das ist es, was es bedeutet.

Dramatische Vergangenheit

Vielleicht ahnte "Ace", so sein Spitzname, schon, was kommen würde. Sportseiten in aller Welt erzählten die bewegende Geschichte des Verteidigers noch mal von vorn. Das Serie-A-Debüt mit erst 23 Jahren.
Der Tod seines Vaters Ende 2012, nachdem der gebürtige Mailänder - der gerade bei seinem Herzensklub AC Milan angekommen war - dem Alkoholismus verfiel. Die Diagnose Hodenkrebs im Sommer 2013. Die Rückkehr der Krankheit. Eine Chemotherapie, dann das Comeback 2014.
Yann Sommer
Inter Mailand und der FC Barcelona bieten ein Spiel für die Geschichtsbücher. Nach 120 Minuten und sieben Toren stehen die Gastgeber im Finale. Yann Sommer ist der gefeierte Held.07.05.2025 | 2:59 min
Und schließlich: der Aufstieg zu einem der besten Verteidiger des Landes sowie zum Nationalspieler und Europameister. Vor so einer Biografie erstrahlt selbst eine epische Fußballnacht im San Siro in einem anderen Licht.

Schon Erling Haaland ausgeschaltet

In Italien gilt der Mann mit den vielen großen Momenten in seiner Vita eigentlich mehr als perfekter Gegenspieler für die großen Stürmer. Auch das lässt sich natürlich an einem Moment festmachen. Bei Inters 0:1-Niederlage im Champions-League-Finale 2023 gegen Manchester City schaltete Acerbi keinen Geringeren als Erling Haaland aus.
Denzel Dumfries (3.v.r) von Inter Mailand erzielt das zweite Tor für seine Mannschaft.
Traumtore, famose Dribblings, tolle Paraden: Beim 3:3 im Champions-League-Halbfinale zwischen dem FC Barcelona und Inter Mailand sind alle Fußball-Liebhaber auf ihre Kosten gekommen.30.04.2025 | 2:59 min
Der norwegische Stürmerstar sah auch im September beim 0:0 zwischen Inter und City in der Ligaphase kein Land gegen den 1,92-Meter-Mann, der trotz seines Alters als Idealbesetzung für die Position des zentralen Innenverteidigers im 3-5-2 von Simone Inzaghi gilt.

Zu alt für die Squadra Azzurra?

Inters Chefcoach war es, der Acerbi 2022 von seinem Ex-Klub Lazio nach Mailand lotste. Die anfänglichen Zweifel sind längst verflogen. Auch bei Luciano Spalletti: Italiens Nationaltrainer berief den Routinier erstmals seit Ende 2023 wieder ins Aufgebot der Azzurri, die in Norwegen in die WM-Qualifikation starten - gegen Haaland.
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Von magischen Nächten bis zu packenden Duellen: Inter und PSG kämpften sich durch ein episches Champions-League-Turnier - jetzt wartet das große Finale auf sie.28.05.2025 | 23:34 min
Die EM hatte Acerbi verletzt verpasst. Danach war er altersbedingt außen vor. Nach Italiens 3:3 im Rückspiel des Nations-League-Viertelfinals gegen die DFB-Elf im März hatte Spalletti eine Nachfrage zum Verteidiger mit einer Gegenfrage abgeblockt: "Sie wissen, aus welchem Jahrgang Acerbi ist?"
Ein schlechter Bluff, wie sich herausstellte. Aber Acerbi kennt auch solche Momente.

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