Öko-Test: Warum Nuss- und Kernöle durchfallen

Mineralölrückstände im Speiseöl:Öko-Test: Viele Kern- und Nussöle mangelhaft

Florence-Anne Kälble
von Florence-Anne Kälble
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"Mangelhaft" und "ungenügend": 50 Speiseöle hat Öko-Test auf Mineralölrückstände geprüft. Viele Kern- und Nussöle fallen durch, die Charge eines Öls wurde aus dem Verkauf genommen.

Frau gießt Öl aus einer Flasche in eine Pfanne
Öko-Test untersuchte Nuss- und Kernöl: Was die Tester an den Speiseölen auszusetzen hatten - und wie die Hersteller reagierten.
Quelle: dpa

Nuss- und Kernöle sind bekannt für ihre vielfältigen Aromen. Öko-Test ist aktuell der Frage nachgegangen, wie stark Kern- und Nussöle mit Mineralölbestandteilen belastet sind.
Das Ergebnis ist erschreckend: 30 von getesteten 50 Ölen erhielten von Öko-Test in Bezug auf die Schadstoffbelastung die Note "mangelhaft".
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Positiv aufgefallen: Kürbiskernöl

Dagegen wurden zehn Öle in Bezug auf Mineralölbelastung von den Testern mit "sehr gut" bewertet. Das von Öko-Test beauftragte Labor konnte hier entweder gar keine Mineralölbestandteile nachweisen oder nur sehr geringe Mengen, die nicht abwertungsrelevant waren.
Besonders auffällig sei, dass unter den mit Bestnote bewerteten, sechs Kürbiskernöle aus Österreich sind. Allerdings kam kein Hanföl unter die Besten.
Mit "sehr gut" wurde unter anderem das Biokontor Walnussöl sowie das Allgäuer Ölmühle Bio Kürbiskernöl bewertet.
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Verunreinigungen sind nichts Neues

Bereits vor mehr als zehn Jahren kritisierten die Tester Verunreinigungen von Lebensmitteln durch Mineralöl. Gerade auch im Speiseöl-Bereich wurden die Tester fündig. Heute ist das Problem zwar bekannt, aber nur die wenigsten Hersteller hätten es laut Öko-Test auch im Griff.

Öko-Test hat 50 Speiseöle getestet; jeweils zehn Walnusskernöle, Erdnussöle, Kürbiskernöle, Hanföle und Sesamöle. 20 davon waren konventionell, 30 Bio-Produkte. Die Produkte waren raffiniert und kalt gepresst.

Preislich lagen die Produkte für 100 Milliliter zwischen 0,55 Euro für ein Erdnussöl und 6,49 Euro für ein Walnusskernöl.

Getestet wurde nur die Belastung durch Mineralölbestandteile, da die Tester der Frage nachgehen wollten, ob seltener verkaufte Produkte wie Nuss- und Kernöle mit Mineralölbestandteilen belastet sind. Bei Speiseölen aus Oliven-, Raps- und Sonnenblumenkernen ist das Öko-Test zufolge häufig der Fall.

Sehr bedenkliche Mineralölbestandteile

Mineralölbestandteile können in zwei große Gruppen unterteilt werden: Zum einen MOSH/MOSH-Analoge, das sind gesättigte Kohlenwasserstoffe, die sich im Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen. Bislang fehlen laut Öko-Test jedoch die Erkenntnisse, was genau diese im Körper anrichten.
Zur zweiten Gruppe gehören MOAH, das sind aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe. Sie sind laut den Testern noch bedenklicher, da sich auch krebserregende Stoffe in dieser Gruppe finden.

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Keine Schadstoff-Grenzwerte

Öko-Test kritisierte, dass sich seit Bekanntwerden erster Belastungen politisch wenig bis nichts getan habe. Es gebe keine Grenzwerte. Einzig die Industrie habe für sich selbst "Orientierungswerte" festgelegt - ohne rechtliche Bindung.
MOAH-Belastungen wurden am häufigsten in Erdnussölen nachgewiesen, wie unter anderem dem Lien Ying Erdnuss Öl geröstet, Gesamtnote "befriedigend", sowie dem Brändle Vita Erdnussöl, Note "mangelhaft".

Forderung nach EU-Grenzwerten

Öko-Test-Ernährungswissenschaftlerin Cerline Wolf-Gorny stellt fest, dass es "allerhöchste Zeit ist, dass die EU gesetzliche Grenzwerte festlegt." Der aktuelle Test habe gezeigt, dass es ohne nicht gehe.

MOAH haben in Lebensmitteln nichts zu suchen.

Cerline Wolf-Gorny, Ernährungswissenschaftlerin, Öko-Test

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Hersteller ignoriert Testergebnisse

Das Mazola Erdnussöl ist eines von insgesamt elf Speiseölen im Test, die mit MOAH belastet waren. Der im Labor festgestellte Schadstoff-Wert lag oberhalb des von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Höchstgehalts. Der Hersteller des Speiseöls, das von Öko-Test mit "ungenügend" im Gesamtergebnis bewertet wurde, sei nicht auf das MOAH-Ergebnis eingegangen, so die Tester.
Auch Laborergebnisse, die einen mehr als doppelt so hohen Wert an MOSH/MOSH-Analogen aufwiesen, wie der von der Industrie festgelegte Orientierungswert für Öle, blieben seitens des Herstellers unkommentiert.
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Aus dem Verkehr gezogen

Bei einem weiteren Öl, dem Rewe Bio Kürbiskernöl Naturland, hatte das Labor die laut Öko-Test mit Abstand höchste MOSH-Belastung im Test gemessen - Gesamtnote "mangelhaft". Die Menge lag gut sechsmal über dem Orientierungswert der Industrie.
MOAH wurden hingegen nicht nachgewiesen. Rewe reagierte unverzüglich und nahm die betroffene Charge aus dem Verkauf, so Öko-Test weiter.

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Quelle: dpa

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