Klassiker mit Mängeln:Öko-Test: Acrylamid in Bio-Butterkeksen
von Florence-Anne Kälble
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Butterkekse sind ein Dauerbrenner im Gebäckregal. Jetzt hat sich Öko-Test mit den rechteckigen Backwaren befasst. Überraschend: Ein Klassiker schneidet nur mit "befriedigend" ab.
Butterkekse sollen knusprig sein und buttrig schmecken. Öko-Test hast 19 Produkte unter die Lupe genommen. Einge enthalten kritische Inhaltsstoffe.
Quelle: ZDF
Nur echt mit den Zähnen - die meisten, die das hören, wissen direkt, dass hier von Butterkeksen die Rede ist. Der rechteckige Klassiker ist traditionell und zeitlos zugleich. Zumindest was seine Form angeht.
Öko-Test zerlegt in seiner Juni-Ausgabe die Backware und zeigt, dass die Zutaten nicht ganz so traditionell sind. Gesamturteil "sehr gut" erhielten im konventionellen Bereich unter anderem der Covo Butterkeks klassik, sowie im Bio-Bereich der DmBio Dinkel Butterkeks.
Kein einziger konventioneller Butterkeks wurde von Öko-Test wegen erhöhter Acrylamidgehalte kritisiert. Jedoch zeigte sich unter den acht Bio-Produkten ein anderes Bild: Vier der acht Bio-Butterkekse schöpften den von der Europäischen Kommission empfohlenen Richtwert zu mehr als der Hälfte aus. Sie sind deshalb von den Testern nur mit "befriedigend" bewertet worden. Der Dinkel-Butterkeks von Wikana überschritt den rechtlich nicht bindenden Richtwert sogar und fiel seitens Öko-Test mit der Gesamtnote "mangelhaft" durch.
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Acrylamid in Bio-Produkten gefunden
Eine Erklärung für den erhöhten Acrylamid-Wert in den Bio-Produkten könnte laut den Testern sein, dass sich Acrylamid nur bei hohen Temperaturen aus der in Getreide vorkommenden Aminosäure Asparagin bilde.
Laut Öko-Test habe das CVUA Stuttgart (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt zur Lebensmittelüberwachung) weitere Faktoren entdeckt, die sich auf die Acrylamidbildung auswirken können. Beispielsweise die Verwendung von Ammoniumsalzen als Backtriebmittel sowie das Süßen mit Einfachzuckern wie Fruktose oder Glukose.
Die konventionellen Kekse deklarieren fast durchweg sowohl Glukosesirup als auch Ammoniumsalze, zeigten aber dennoch keine Auffälligkeiten bei Acrylamid. Das liege laut Öko-Test am Einsatz eines Enzyms.
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Enzym verhindert Bildung von Acrylamid
Das Enzym Asparaginase zerlege laut CVUA Stuttgart die Aminosäure Asparagin im Teig, sodass beim Backen kein Acrylamid entstehen könne. Von der EU-Verordnung zur Minimierung von Acrylamid wird der Einsatz explizit empfohlen. Da das Enzym als Verarbeitungshilfsstoff gilt, muss es als solches nicht auf der Zutatenliste stehen.
Auf Nachfrage von Öko-Test gaben die Hersteller der konventionellen Produkte an, Asparaginase zu verwenden. Bei den Bio-Herstellern hingegen kam es nicht zum Einsatz. Das liege laut den Testern daran, dass ein Großteil der hierzulande eingesetzten Asparaginase gentechnisch hergestellt werde und deshalb für Bio-Lebensmittel nicht in Frage komme.
Enzyme können beim Backen von Butterkeksen helfen, die Acrylamidbelastung zu reduzieren. Einige Bio-Anbieter zeigen aber: Es geht auch ohne.
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Heike Baier, Öko-Test-Redakteurin
Drei der vier "sehr guten" Bio-Produkte mit unauffälligen Acrylamidgehalten beinhalten weder Glukosesirup noch Honig.
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Pestizide in konventionellen Keksen
Während in Bio-Produkten keine Pestizide nachgewiesen wurden, fand das Labor in allen elf konventionellen Keksen mindestens eine Pestizid-Spur, bei vielen sogar bis zu vier. Den Fund quittierte Öko-Test mit Punktabzug.
In drei mit "befriedigend" bewerteten Produkten wies das Labor auch Spritzmittel nach, die von Öko-Test als besonders bedenklich eingeordnet werden. Unter anderen fand sich das stark bienentoxische Insektizid Deltamethrin in den Keksen von Aldi und der Unkrautvernichter Glyphosat in den Gut & Günstig Butterkeksen von Edeka. Sie erhielten jeweils die Gesamtnote "befriedigend".
Aroma und Phosphate im Klassiker
Ebenfalls nur "befriedigend" schneidet der Leibniz Original Butterkeks von Bahlsen ab. Als einziges Produkt im Test fand sich bei den Leibniz-Keksen Aroma auf der Zutatenliste sowie Phosphate. Die Tester kritisierten, dass laut Studien, Menschen mit hohen Phosphatmengen im Blut ein größeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall haben.
Daneben fand Öko-Test bei den meisten Keksen im Test neben Zucker noch andere Süßungsmittel. Da aber Butterkekse Süßigkeiten seien, führten die hohen Zuckergehalte zu keiner Abwertung.
So wurde getestet
Getestet wurden 19 verschiedene Butterkeksfabrikate, die in (Bio-)Supermärkten, bei Discountern und in Reformhäusern eingekauft wurden. Elf konventionelle Produkte aus Weizenmehl, sieben der acht Bio-Produkte aus Dinkelmehl. 200 Gramm Butterkekse kosteten zwischen ein Euro und 3,55 Euro.
Verschiedene Labore analysierten die Kekse auf Acrylamid sowie Pestizide inklusive Glyphosat, Chlormequat und Mepiquat. Keine abwertungsrelevanten Befunde ergab die Untersuchung auf Mineralölbestandteile (MOSH/MOSH-Analoge, MOAH) und Schimmelpilzgifte wie Ochratoxin A, T2-/HT2-Toxine und Aflatoxine. Stand in der Zutatenliste Bourbon-Vanille, konnte ein spezialisiertes Labor jeweils bestätigen, dass es sich um authentische Vanille handelt.
Deklarierte Fett- und Zuckergehalte bewegten sich nach den Analysen innerhalb der zulässigen Toleranzen. Eine indirekte Bestimmung des Butteranteils ergab: Kein Hersteller mischt weniger Butter in seine Kekse als auf der Verpackung angegeben. Auch die für Butterkekse vorgeschriebene Mindestmenge von 10 Kilogramm Butter auf 100 Kilogramm Mehl erreichten alle.
Die Deklarationen auf den Keks-Packungen wurden auf nährwertbezogene Angaben wie die Auslobung als "Ballaststoffquelle" hin untersucht. Ebenso wurde der auf der Verpackung abgedruckte Nutri-Score nachgerechnet.
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Quelle: dpa
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