LinkedIn plant KI-Training mit Nutzerdaten: Kritik am Datenschutz

KI-Training mit Nutzerdaten:LinkedIn: So stoppen Sie die KI-Datennutzung

von Ebba Petzsche

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LinkedIn will die Daten seiner Nutzer zum Training der Künstlichen Intelligenz verwenden. Wer das nicht möchte, muss aktiv widersprechen. Das ist mit wenigen Klicks möglich.

Die LinkedIn App im Apple App-Store auf einem iPhone.

Kommentare, Beiträge, Bilder - diese Nutzerdaten sollen ab November von LinkedIn als KI-Trainingsdaten verwendet werden. So widersprechen Sie der Nutzung.

Quelle: imago/Rüdiger Wölk

Meta - Mutterkonzern von Facebook und Instagram - ist den Schritt schon gegangen, nun auch das Business-Netzwerk LinkedIn: Ab dem 3. November 2025 soll die KI mit Nutzerdaten gefüttert werden. Daten aus privaten Nachrichten sind laut LinkedIn zwar ausgenommen, Kritiker warnen jedoch, dass Angaben aus den Profilen und öffentlich geteilten Beiträgen bereits viele personenbezogene und eventuell auch sensible Informationen enthielten.

Christine Steffen, Juristin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW), weist darauf hin, "dass alles, was an Text, Bild und Kommentaren auf LinkedIn gepostet wird, als Trainingsdaten in der LinkedIn-KI landet". Sie gibt zu bedenken, dass Daten, die einmal zum Training der KI verwendet wurden, sich im Nachhinein nicht einfach löschen ließen. Damit seien die Betroffenenrechte wie das Recht auf Löschung oder Korrektur infrage gestellt.

Es ist auch eine Frage der Werte - es geht beim Datenschutz nicht um den Schutz der Daten, sondern der Menschen, die dahinterstehen.

Christine Steffen, Juristin der Verbraucherzentrale NRW

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Wozu braucht LinkedIn die Daten?

Grundlage für eine funktionierende KI sind enorme Datenmengen, mit denen sie trainiert wird. Alle großen sozialen Netzwerke nutzen KI-gestützte Systeme, um beispielsweise Inhalte zu personalisieren, Werbung anzupassen oder auch Betrug zu erkennen. Beim Business-Netzwerk LinkedIn soll die KI nach eigener Aussage zukünftig für präzisere Empfehlungen und eine verbesserte Suche nach Arbeitskräften sorgen.

Auf seiner Webseite weist LinkedIn auf die neuen Nutzungsbedingungen folgendermaßen hin: "Ab dem 3. November 2025 verwenden wir einige Daten von Mitgliedern […], um inhaltsgenerierende KI-Modelle zu trainieren, die Ihre Erfahrung optimieren und unsere Mitglieder besser mit Jobangeboten verbinden. Dies kann beispielsweise Daten aus Ihrem Profil sowie Inhalte, die Sie auf LinkedIn veröffentlichen, umfassen. Dies umfasst keine Daten aus privaten Nachrichten. Wir stützen uns auf unser berechtigtes Interesse, um Ihre Daten zu diesem Zweck zu verarbeiten. Sie können dies jederzeit in Ihren Einstellungen deaktivieren, wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Daten auf diese Weise verwendet werden."


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Nutzung von Daten widerrufen

LinkedIn setzt voraus, dass die Nutzer mit der Verwendung ihrer Daten einverstanden sind - das bedeutet: Wer nicht aktiv widerspricht, akzeptiert das. Wer widersprechen will, muss eine Einstellung zurücksetzen. Das funktioniert folgendermaßen:

  1. Bei LinkedIn einloggen
  2. Auf das Profilbild klicken, dann auf "Einstellungen & Datenschutz" gehen
  3. Im Menü den Bereich Datenschutz auswählen
  4. Unter der Überschrift "So verwendet LinkedIn Ihre Daten" den Abschnitt "Daten zur Verbesserung generativer KI" (oder ähnlicher Wortlaut) auswählen. Diese Option ist standardmäßig aktiviert.
  5. Funktion / Button zur Zustimmung zur Nutzung Ihrer Daten für KI-Training ausschalten

Juristin Steffen hält es für den falschen Weg, "dass marktmächtige Anbieter sich an den über Jahre angesammelten Nutzerdaten bedienen und diese kommerziell verwenden, ohne die Nutzer vorher zu fragen". Nutzer seien auf sozialen Netzwerken in dem Vertrauen gestartet, dass alles, was auf dem Netzwerk passiert, auch dort bleibe und Informationen geschützt seien. Statt widersprechen zu müssen, müsse jeder aktiv entscheiden dürfen, ob er der Verwendung seiner persönlichen Daten zustimme oder nicht.

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Hinter dem Begriff KI stecken kurz gesagt Computerprogramme, die aus sehr vielen Daten Muster und Zusammenhänge erkennen. Dadurch können sie Informationen einordnen, was bisher menschliche Intelligenz leisten musste.

Die zugrunde liegenden Modelle kann man sich wie neuronale Netze vorstellen. Diese Modelle lernen aus den Daten, die ihnen zur Verfügung stehen. Entscheidend ist, womit man sie füttert. Das können sowohl gezielt eingegebene Informationen sein als auch sogenannte "unlabeled" Daten, also Daten, die keiner Kategorie zugeordnet sind. Je mehr die KI trainiert wird, desto besser kann sie werden.


Weniger Transparenz bei LinkedIn

LinkedIn kündigt außerdem an, dass zukünftig weniger vorab über Änderungen an den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und der Datenverarbeitung informiert wird. Das bedeutet, dass neue Funktionen ohne umfassende Vorankündigung eingeführt werden könnten. Umso wichtiger für Nutzerinnen und Nutzer, alle Mitteilungen zu Änderungen - vor allem, wenn sie Datenschutz, Datennutzung und KI-Funktionen betreffen - besonders aufmerksam zu lesen und zu prüfen, ob Einstellungen selbst aktiviert beziehungsweise deaktiviert werden können.

Juristin Steffen sieht auch einen Interessenkonflikt: "Wir wollen KI, wir brauchen Daten, aber wir brauchen auch eine gesellschaftliche Debatte, wie wir die Kommerzialisierung von Daten regeln." Das könne allerdings noch Jahre dauern.

Ebba Petzsche ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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