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Die perfiden Maschen der Gauner:WhatsApp-Gruppen als Betrugsfalle
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Plötzlich ist man Mitglied in einer dubiosen WhatsApp-Gruppe, bekommt Finanztipps oder Jobangebote. Dahinter stecken Betrugsmaschen - oft mit verheerenden Folgen für die Opfer.
Wie funktionieren die Tricks der Betrüger in WhatsApp-Gruppen? ZDFheute mit einem Überblick.
Quelle: dpa
Auf einmal findet man sich in einer neuen, dubiosen WhatsApp-Gruppe wieder, hinzugefügt von einem unbekannten Nutzer. Auch die anderen, offenbar neuen Mitglieder scheinen überrascht: "Hallo, kennen wir uns?", fragt eine Julia. "Was macht diese Gruppe? Kann mir jemand etwas dazu sagen?", will eine Emilia wissen.
Doch die scheinbar ahnungslosen anderen Nutzer sind nicht echt, die ganze Gruppe eine perfide Betrugsmasche bei WhatsApp, die in vielen Varianten um sich greift: Schon bald melden sich die Administratoren mit angeblichen Geheimtipps für totsichere Investitionen in Wertpapiere. Berichte über Opfer, die teils sechstellige Beträge verloren, häufen sich. Bei einer anderen Masche unterbreiten die Betrüger vermeintliche Jobangebote. Was steckt dahinter, wie funktionieren die Tricks der Betrüger? ZDFheute mit einem Überblick.
Die Nebenjob-Masche
Die Gruppenmitglieder werden aufgefordert, einen Youtube-Kanal zu abbonieren oder ein Instagram-Profil zu liken und zum Beweis einen Screenshot davon zu schicken. Dafür versprechen die Betrüger ein Honorar: "Du kannst etwa 200 - 800 Euro pro Tag verdienen", heißt es. Die Auszahlung erfolge über eine Telegram-Gruppe.
Die Betrüger wollen so offenbar zum einen persönliche Daten wie Bankverbindung, Anschrift und anders erbeuten, mit denen später weitere Angriffe ermöglicht werden. Aber die Masche wird noch tückischer:
In den Chats bei WhatsApp und Telegram tummeln sich weitere, scheinbar echte Menschen, die begeistert von ihrem erfolgreichen Nebenjob berichten. Doch auch sie sind Fakes und Teil der Betrugsstrategie: Die Opfer sollen glauben, dass das System funktioniert. Teilweise erhalten Sie für ihre Dienste zunächst sogar tatsächlich eine kleine Entlohnung, um Vertrauen zu schaffen, berichtet das österreichische Online-Portal Mimikama. Dann jedoch kann der nächste Schritt folgen: Nutzer sollen Geld zahlen, um an lukrativere Aufträge zu kommen. Die gibt es natürlich nicht - das Geld ist verloren.
Gruppenchat bei Whatsapp (Screenshot) - auch viele andere Mitglieder sind Fake-Accounts.
Quelle: WhatsApp
Die Trading-Plattform-Masche
"Vor allem bei betrügerischen Trading-Plattformen läuft die Anbahnung regelmäßig über eine WhatsApp-Ansprache", erklärt Ralph Kummer vom Vebraucherzentrale Bundesverband. Dabei werden die Opfer zunächst dazu gebracht, kleinere Summen in angeblich vielversprechende Geldanlagen zu investieren.
Die vermeintlichen Trading-Portale wirken seriös und die ersten Investitionen haben scheinbar sogar Erfolg: Oft werden zunächst Gewinne ausgezahlt, um Vertrauen aufzubauen. "Da werden dann vermeintliche Kurse und Gewinne angezeigt, die aber gar nicht existieren. Und dann werden die Verbraucher angeregt, höhere Summen zu investieren", so Kummer. "Am Ende ist das Geld weg."
In einigen aktuellen Fällen gebe es Schäden bis zu 170.000 Euro, berichtet der Experte. Besonders tragisch: Manche Opfer vertrauten große Teile oder die gesamte Altersvorsorge den Anlagebetrügern an.
Da droht nicht nur Altersarmut, dies kann finanziell und psychisch existenzbedrohend sein.
Ralph Kummer, Vebraucherzentrale Bundesverband
Die Penny-Stocks-Masche
Auch das Bundeskriminalamt (BKA) warnte kürzlich vor Betrug mit Aktien in Chatgruppen. Dabei geht es um die Penny-Stocks-Masche: Betrüger empfehlen extrem billige Aktien - sogenannte "Penny Stocks" - mit großen Gewinnversprechen offensiv zum Kauf.
Wenn genug Anleger zugreifen, kann tatsächlich kurzfristig der Kurs steigen. Davon profitieren aber nur die Betrüger selbst, die auch die Aktien besitzen. "Sobald die Täter ihre Aktien verkaufen, bricht der Kurs meist rapide ein und die übrigen Anleger erleiden hohe Verluste", schreibt das BKA in einer Mitteilung.
So schützen Sie sich
Die wichtigsten Tipps:
- Seien Sie besonders vorsichtig bei unaufgeforterten Jobangeboten oder "heißen Tipps" in Messenger-Diensten. Telegram und WhatsApp bieten eine gewisse Anonymität und eignen sich deshalb besonders gut für Betrüger. Am besten den Absender blockieren und aus der Gruppe austreten.
- Erscheinen die Gewinnversprechen extrem hoch oder wird Zeitdruck aufgebaut? Lieber die Finger weglassen - seriöse Anlageberater überreden ihre Kunden nicht zu einer bestimmten Geldanlage.
- Wenn Sie bereits Opfer wurden: Suchen Sie Hilfe bei Verbraucherzentralen und bringen Sie den Betrug bei der Polizei zur Anzeige. Sichern Sie dafür auch Beweise wie Screenshots oder den Chatverlauf.
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