Projekt "Wohnen für Hilfe" in Kiel:Wie Studierenden günstiger Wohnraum vermittelt werden kann
von Saskia Schüring und Cornelia Petereit
Hilfe im Haushalt für eine bezahlbare Unterkunft: Das Projekt "Wohnen für Hilfe" in Schleswig-Holstein vermittelt Wohnpartnerschaften. Davon profitieren nicht nur Studierende.
Studierende haben oft Probleme, eine Wohnung zu finden. Die Initiative "Wohnen für Hilfe" bringt Studierende mit Menschen zusammen, die eine Unterkunft für Hilfe im Alltag zur Verfügung stellen.
17.10.2025 | 4:30 minBundesweit waren rund 30.000 Studierende zu Beginn des Wintersemesters 2025/26 noch ohne Bleibe. Das Studentenwerk Schleswig-Holstein schafft mit dem Projekt "Wohnen für Hilfe" bezahlbaren Wohnraum, denn der ist auch in Kiel knapp und teuer: Etwa 420 Euro kostet ein 20 Quadratmeter großes WG-Zimmer.
So funktioniert die Hilfe für Studierende in Wohnungsnot
Dass mit "Wohnen für Hilfe" mehr bezahlbarer Wohnraum für Studierende geschaffen werden könne, davon ist Andrea Harrie vom Studentenwerk Schleswig-Holstein überzeugt. "Wir vermitteln Wohnpartner", konkretisiert die Koordinatorin des Projekts. Seit Semesterbeginn hat sie rund 30 Wohnpartnerschaften zusammengebracht.
Über 1.000 Euro für ein WG-Zimmer ohne Warmwasser: Eine ZDF-Recherche zeigt, wie kommerzielle Anbieter mit möbliertem Wohnen Profit machen - und was das für Mieter bedeutet.
03.09.2025 | 28:41 minMeist seien es Senioren, die viel Platz hätten und ein Zimmer an Studierende abgeben, "gegen etwas Hilfe im Haushalt", erklärt Harrie das Prinzip. Pflegeleistungen seien allerdings ausgeschlossen. Aber auch Familien mit Kindern könnten Wohnraum für Studierende anbieten und von deren Hilfe profitieren. Mitmachen kann jeder, wichtig sei nur "Offenheit für Neues", so Harrie. Für die Vermittlung erhebt das Studentenwerk Gebühren für Anbieter und Studierende.
Für Anbieter von Wohnraum wird eine einmalige Gebühr von 30 Euro für die Aufnahme in die Wohnpartnerschaftskartei fällig. Die Gebühr für die Folgevermittlung beträgt 20 Euro. Wohnraumsuchende Studierende bezahlen eine Gebühr von zehn Euro, wenn eine Wohnpartnerschaft zustande kommt.
"Wohnen für Hilfe" bringt Vorteile für Senioren und Studierende
Die Brasilianerin Mitzi Passos wohnt seit drei Monaten bei der 87 Jahre alten Bärbel Knigge. Mitzi zahlt lediglich eine Nebenkostenpauschale und hilft der Seniorin einige Stunden im Monat im Haushalt. Dazu gehört Müll rauszubringen oder Wäsche aufzuhängen. Dafür verbessert die Brasilianerin mithilfe der ehemaligen Lehrerin ihr Deutsch und lernt viel über deutsche Kultur. Für Mitzi Passos ist das Projekt "Wohnen für Hilfe" eine Win-Win-Situation.
Ich mache einfach, was so anfällt, was ich sehe. Und Frau Knigge ist wie eine Oma für mich.
Mitzi Passos, Studentin
Es sei sehr schön mit ihr und trotzdem habe sie ihre Privatsphäre, betont die Austausch-Studentin. Auch Bärbel Knigge ist glücklich über die Wohnpartnerschaft mit Mitzi und deren Gesellschaft.
Sie ist ein Schatz, sie hilft mir bei Dingen, die ich nicht mehr so gut kann.
Bärbel Knigge, Seniorin
Erstsemester haben es bei der Wohnungssuche oft schwer - die Wohnungsmärkte sind angespannt. Ein Angebot, das vorübergehend helfen kann, kommt vom Deutschen Jugendherbergswerk.
12.10.2025 | 1:31 minRegeln für Wohnpartnerschaft vertraglich festlegen
Die Verträge mit den Wohnpaaren werden individuell von den Wohnpartnern ausgehandelt, betont Andrea Harrie vom Studentenwerk. Bei Bedarf stellt sie Musterverträge zur Verfügung. Der Umfang der Hilfe wird von den Wohnpartnern ebenfalls individuell geregelt. Als Faustregel gilt: "Eine Stunde Hilfe im Monat für jeden Quadratmeter Wohnraum", so Harrie. So zahlen die Studierenden nur noch eine geringe Pauschale für Nebenkosten.
Harrie rät zu einer schriftlichen, individuellen Wohnpartnerschaftsvereinbarung. Darin sollten unter anderem Versicherungspflicht, Nebenkostenpauschale oder Schlüsselrückgabe festgelegt werden, damit es beim Auszug nicht zu Unklarheiten kommt. Grundsätzlich gibt es für beide Seiten eine 14-tägige Kündigungsfrist.
Wer eine Wohnung zur Miete sucht, hat es oft schwer. Das Portal ImmoScout24 bietet mit seinem Abo mögliche Vorteile am Wohnungsmarkt. Aber wer profitiert wirklich davon?
24.03.2025 | 16:50 minBewerbungen und Angebote koordiniert das Studentenwerk
Bewerbungen von Wohnungssuchenden oder Angebote können jederzeit, auch während des laufenden Semesters, erfolgen, erklärt Harrie. Beide Seiten geben vorab in Bewerbungsbögen ihre Wünsche und Vorstellungen an. Erst dann vermittelt Harrie, die sich auch ein Bild vor Ort macht. "Für mich ist wichtig, dass die Wohnpartnerschaft harmoniert", betont die Projektkoordinatorin. Gebe es Probleme, bemühe sie sich zunächst um eine Vermittlung zwischen den Parteien. Im Notfall würde eine neue Wohnpartnerschaft gesucht.
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10.02.2025 | 3:34 minGute Übereinstimmung wichtig bei "Wohnen für Hilfe"
Probleme habe es bislang kaum gegeben, fühlt sich Harrie in ihrer Arbeit bestätigt. Je genauer beide Parteien ihre Wünsche und Vorstellungen angeben würden, desto besser sei die Übereinstimmung im alltäglichen Zusammenleben, hat Harrie festgestellt. So könne bei dem Projekt "Wohnen für Hilfe" aus einer Zweckgemeinschaft eine Freundschaft werden, die auch halte, "wenn die ehemaligen Studenten längst in eigenen Wohnungen leben".
Saskia Schüring und Cornelia Petereit sind Redakteurinnen der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich"
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