Synkope - plötzliche Ohnmacht:Kurze Bewusstlosigkeit - harmlos oder gefährlich?
von Tom Khazaleh
Plötzlich wird einem schwarz vor Augen, dann sackt man bewusstlos zusammen. Was hinter einer Synkope, einem kurzen Ohnmachtsanfall, stecken kann und was man dazu wissen sollte.
Synkopen sind kurze Phasen der Ohnmacht, ausgelöst durch einen abrupten Abfall des Blutdrucks. Meist sind sie harmlos, doch manchmal sind sie Hinweis auf eine ernstzunehmende Erkrankung.
30.10.2025 | 4:59 minIm ersten Moment ist es ein großer Schreck: Jemand kippt plötzlich um und verliert für einen kurzen Moment das Bewusstsein. Fast jeder zweite Deutsche hat das schon einmal erlebt.
Mediziner sprechen von einer Synkope. Dabei handelt es sich um eine Ohnmacht, die meist nur wenige Sekunden andauert, ausgelöst durch eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff.
Synkope ist häufig beängstigend, aber harmlos
Die meisten Synkopen sind harmlos, es kann aber auch eine gefährliche Erkrankung dahinterstecken. Eine genaue Abklärung sei daher wichtig, sagt Roland Tilz, Kardiologe vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein.
Wer einmal bewusstlos war, sollte sich zumindest beim Hausarzt durchchecken lassen.
Prof. Dr. Roland Tilz, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
Menschen mit Vorerkrankungen am Herzen sollten sich gleich in der Notaufnahme untersuchen lassen, so Tilz. Manche Kliniken bieten auch eine spezielle Synkopen-Sprechstunde an.
Schwere Herzrhythmusstörungen sind nicht immer leicht zu therapieren. Wenn alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, kann eine Strahlentherapie helfen.
13.11.2024 | 5:19 minDrei Arten von Synkopen: Reflexsynkope, kardiale und orthostatische Synkope
Reflexsynkopen, auch vasovagale Synkope genannt, kommen am häufigsten vor. Reize wie Erschrecken, langes Stehen, Schmerzen, aber auch starker Husten oder Pressen weiten reflexartig die Blutgefäße. Der Blutdruck fällt ab und man wird ohnmächtig.
Kardiale Synkopen werden durch Herzerkrankungen ausgelöst. Bei Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig. In der Folge gelangt zu wenig Blut in das Gehirn, was eine Synkope auslösen kann. Auch Herzklappenfehler kommen als Auslöser infrage.
Orthostatische Synkopen treten auf, wenn man aus einer liegenden Position aufsteht. Der Blutdruck kann dadurch plötzlich abfallen und eine Ohnmacht auslösen. Faktoren wie langes Liegen, hohe Temperaturen und Medikamente wie Blutdrucksenker oder Antidepressiva können den Effekt begünstigen. Ebenso Grunderkrankungen wie Diabetes und Parkinson.
Verliert jemand das Bewusstsein, reicht es oft schon, den Betroffenen flach auf den Rücken zu legen und die Beine hochzulagern. So kann das Blut zu Herz und Gehirn zurückfließen.
Man sollte die Person ansprechen oder an der Schulter berühren, um zu testen, ob sie reagiert. Bei einer bewusstlosen Person muss die Atmung überprüft werden. Dazu den Kopf nach hinten neigen und gleichzeitig das Kinn anheben, um die Atemwege freizumachen. Mit dem Ohr nah an Mund und Nase prüfen, ob Atemgeräusche zu hören sind. Darauf achten, ob sich der Brustkorb hebt und senkt.
Bei bestehender Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung die Person in die stabile Seitenlage bringen und den Notruf 112 wählen. Ist keine Atmung festzustellen, mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen.
Welche Untersuchungen bei Synkopen gemacht werden
Wichtige Hinweise auf mögliche Auslöser einer Synkope bekommt Tilz meist schon im Arzt-Patienten-Gespräch.
Durch die Anamnese wissen wir bei einem Großteil der Patienten, was die Ursache der Bewusstlosigkeit ist.
Prof. Dr. Roland Tilz, Kardiologe
Neben der Situation, in der jemand ohnmächtig wurde, verraten Vorerkrankungen und Alter zudem sehr viel über den Grund, so der Kardiologe.
Das EKG gehört neben einem Herz-Ultraschall zu den Standarduntersuchungen. Es kann Hinweise auf Herzerkrankungen und Herzrhythmusstörungen geben.
Puls- und Blutdruckmessungen können darauf hinweisen, ob Synkopen durch Belastungen des Kreislaufs ausgelöst werden. Dazu werden diese abwechselnd im Liegen und in aufrechter Position durchgeführt.
Ohnmachtsanfälle kündigen sich häufig durch Schwindel, Übelkeit, Schwitzen oder Benommenheit an. Betroffene sollten sich am besten hinsetzen oder hinlegen und die Beine hochlagern. Es kann auch helfen, die Hände rund 30 Sekunden fest aneinander zu drücken oder die Beine zu überkreuzen. Die Anspannung der Muskeln kann den Blutdruck erhöhen und den Rückfluss des Blutes fördern.
Tritt beim Aufstehen aus dem Bett Schwindel auf oder wird einem schwarz vor Augen, sollte man sich langsam aufrichten und kurz an der Bettkante sitzen bleiben. Am besten schon vor dem Aufrichten ein Glas Wasser trinken. Das kann dem Blutdruckabfall entgegenwirken und den Kreislauf anregen. Mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen kann helfen, einen Blutdruckabfall beim Aufrichten abzumildern.
Wichtig: Nicht alle Synkopen kündigen sich vorher an, vor allem wenn eine Herzerkrankung die Ursache ist.
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Was bei einer vasovagalen Synkope zu tun ist
Reflexsynkopen sind in der Regel harmlos und müssen meist nicht behandelt werden. Aber auch sie gelte es zu verhindern, sagt Tilz, denn sie können folgenschwer sein.
Gefährlich sind Verletzungen und Brüche infolge von Stürzen oder Unfällen.
Prof. Dr. Roland Tilz, Klinik für Rhythmologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Ausdauersport, regelmäßige Spaziergänge und Wechselduschen können das Herz-Kreislauf-System stärken. Ausreichend trinken kann orthostatischen Synkopen beim Aufstehen vorbeugen.
Bei kardialen Synkopen unbedingt handeln
Kardiale Synkopen können sehr gefährlich sein. Ihre Ursachen müssen abgeklärt und behandelt werden, da sie im schlimmsten Fall zu einem plötzlichen Herzstillstand führen können.
Wenn das Herz plötzlich stillsteht, ist schnelles Handeln wichtig. Wie Erste Hilfe Leben rettet.
01.11.2024 | 4:38 minSchlägt das Herz dauerhaft zu langsam, ohne dass Medikamente Wirkung zeigen, wird in der Regel ein Schrittmacher implantiert, der es wieder in den normalen Rhythmus bringt und so Ohnmachtsanfälle verhindert.
Bei einem zu schnellen Herzschlag, der nur selten auftritt, können Medikamente helfen. Ansonsten wird ein Defibrillator implantiert, dessen elektrische Impulse den zu schnellen Herzschlag wieder in einen normalen Rhythmus bringen.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung weltweit. Wie Patienten mit einer Ablation per Katheter geholfen werden kann.
04.08.2025 | 3:20 minEine weitere Methode ist die Verödungstherapie, bei der genau die Stellen im Herzmuskelgewebe zerstört werden, die den schnellen Herzschlag auslösen.
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