Hitzeschutz für alle: Hitze als Gesundheitsrisiko in Deutschland
Gesundheitsrisiko Hitze:So sind Sie auf hohe Temperaturen vorbereitet
von Thomas Bleich
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In diesem Sommer soll es in Deutschland besonders hohe Temperaturen geben. Was Hitze für die Gesundheit bedeutet und wie Sie gut durch die nächste Hitzewelle kommen.
Das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze und sinnvolle Maßnahmen zur Vorbeugung sind oft kaum vorhanden. Was ist nötig um das zu ändern?04.06.2025 | 2:41 min
Hitze ist in Deutschland zu einem relevanten Gesundheitsrisiko geworden: Allein im Sommer 2022 starben dem Deutschen Ärzteblatt zufolge rund 9.100 Menschen an den Folgen extremer Hitze - das sind deutlich mehr als durch Verkehrsunfälle und Drogenkonsum zusammen.
Doch was kommt mit extremen Hitzeereignissen auf das Gesundheitssystem zu? Und wie kann der gesundheitliche Hitzeschutz in Deutschland gestärkt werden?
Jüngste Schlagzeilen warnen vor einem "historischen Dürresommer" mit "Endlos-Hitze". Lässt sich das jetzt schon prophezeien? Was sagen die Wettermodelle wirklich?14.05.2025 | 1:30 min
Hitzewellen fordern Gesundheitssystem heraus
Martin Herrmann, Mitbegründer und Vorsitzender von KLUG - Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V., weist darauf hin, dass Hitzewellen vor allem ältere und chronisch kranke Menschen gefährden.
Hitze trifft eine zunehmend vulnerable Bevölkerung.
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Dr. Martin Herrmann, Mitbegründer und Vorsitzender KLUG e. V.
Hitzewellen strapazieren das Gesundheitssystem durch eine erhöhte Krankheitslast, vermehrte Krankenhauseinweisungen und Rettungsdiensteinsätze. Sie können sogar zu Katastrophenlagen mit großflächigen Versorgungsengpässen führen.
Laut Herrmann kann jeder Einzelne im Umgang mit hohen Temperaturen einige Punkte beachten. Dabei sollte man auch an die Menschen im persönlichen Umfeld denken, die den Risiken von Hitze in besonderem Maß ausgesetzt sind.
Welche Gesundheitsrisiken birgt Hitze? Und wie können Politik und Gesellschaft gemeinsam bessere Schutzmaßnahmen umsetzen? Martin Herrmann von KLUG e. V. im Gespräch.04.06.2025 | 6:31 min
Wer bei Hitze besonders gefährdet ist
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, sich sich an hohe Umgebungstemperaturen anzupassen. Gleichzeitig sind ältere Personen häufiger von Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Lungenerkrankungen betroffen.
Auch Patienten mit Diabetes oder Herzinsuffizienz können empfindlich auf hohe Temperaturen reagieren: Blutzuckerwerte können bei Hitze entgleisen, der Blutdruck kritisch abfallen. Bereits bestehende Organschäden können zunehmen.
Betroffene von Herzschwäche merken oft zu spät, wenn sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert. Unter Lebensgefahr müssen sie dann in die Notaufnahme. Telemedizin kann das ändern.29.09.2024 | 5:21 min
Hitzeregulation kann durch Medikamente gestört werden
Bestimmte entwässernde oder blutdrucksenkende Medikamente können die körpereigene Wärmeregulation beeinträchtigen. Zudem erhöhen kognitive Einschränkungen, Immobilität und soziale Isolation das Risiko, Hitzewellen nicht rechtzeitig wahrzunehmen oder nicht angemessen darauf zu reagieren.
Für diese Menschen sei Hitze keine Unannehmlichkeit, sondern ein potenziell lebensbedrohlicher Stressor, sagt Herrmann.
Die Folgen von Hitze reichen von Dehydrierung bis hin zum plötzlichen Todesfall in den eigenen vier Wänden.
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Dr. Martin Herrmann, Mitbegründer und Vorsitzender, KLUG e. V.
Patienten müssten daher in Praxen und Kliniken von Ärzten gezielt über Hitzefolgen informiert werden und es sollte ihnen eine klimasensible Gesundheitsberatung angeboten werden, so der Experte weiter.
Vor allem älteren Menschen und Kindern machen die hohen Temperaturen zu schaffen. Unsere interaktive Story erklärt, wie man sich schützen kann.
Extreme Hitze: Was man beachten muss
Mit den folgenden Tipps kann jeder eine Hitzeperiode besser überstehen:
Regelmäßig trinken: Mindestens anderthalb, besser zwei bis drei Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt trinken - auch ohne Durstgefühl. Bei starkem Schwitzen oder körperlicher Aktivität kann es noch mehr sein. Am besten geeignet sind Wasser, ungesüßte Kräutertees oder stark verdünnte Saftschorlen.
Tagesablauf anpassen: Während der heißesten Tageszeit - zwischen elf und siebzehn Uhr - sollten körperliche Anstrengungen vermieden werden. Erledigungen und Sport sollten möglichst frühmorgens oder spätabends stattfinden.
Abkühlung des Körpers unterstützen: Lauwarmes Duschen, feuchte Tücher auf der Haut oder kühlende Fußbäder können die körpereigene Temperaturregulation unterstützen. Auch eine leichte, atmungsaktive Kleidung trägt dazu bei. Im Freien ist es wichtig, eine Kopfbedeckung zu tragen und direkte Sonneneinstrahlung zu meiden.
Was für Menschen mit Vorerkrankungen wichtig ist
Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte rechtzeitig mit dem Arzt besprechen, ob die Dosierung bei Hitze angepasst werden sollte. Blutdrucksenker und Diuretika zur Entwässerung beispielsweise können bei Hitze anders wirken. Auch die richtige Lagerung ist wichtig: Viele Medikamente verlieren bei Temperaturen über 25 Grad Celsius ihre Wirksamkeit. Insulin etwa darf nie ungekühlt transportiert werden.
Hohe Temperaturen stellen immer eine Belastung für den Kreislauf dar. Gerade Menschen mit Herzerkrankungen oder Diabetes sollten bei Hitze den Blutdruck und Blutzucker häufiger als sonst messen. Zwei bis drei Blutzuckerkontrollen und mindestens eine Blutdruckmessung pro Tag sind zu empfehlen. Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollten ihre individuelle Trinkmenge mit dem Arzt besprechen.
Meteorologen halten auch dieses Jahr wieder einen Hitze-Sommer für möglich. Am heutigen Hitze-Aktionstag fordert die Bundesärztekammer mehr Schutz vor den Folgen extremer Hitze. 04.06.2025 | 1:30 min
Hitzewelle: Auf Mitmenschen achten und Hilfe anbieten
Besonders ältere, alleinlebende, mobilitätseingeschränkte und chronisch kranke Menschen brauchen an heißen Tagen verstärkte Aufmerksamkeit und Hilfe. Gerade bei ihnen werden Vorboten eines Hitzeschadens oft spät bemerkt. Dazu zählen Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Verwirrtheit.
Angehörige oder Nachbarn sollten daher bei Hitze regelmäßig nach dem Befinden fragen, Trinkmenge und Raumtemperatur im Blick behalten und beim Kühlen der Wohnung unterstützen.
Mit Material der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.
Dr. Thomas Bleich ist Arzt und Redakteur der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
Extremereignisse und ihre oft katastrophalen Folgen sind immer öfter Zahltage für Versäumnisse beim Klimaschutz - so das Fazit des Deutschen Wetterdienstes zum Rekordjahr 2024.
von Özden Terli
Analyse
Quelle: dpa
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