Wechseljahre verstehen: So wirken Hormone auf die Psyche

Mentale Gesundheit in der Menopause:Wechseljahre und die Wirkung der Hormone auf die Psyche

von Maurice Göbel

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In den Wechseljahren verändert sich nicht nur der Körper - auch die Psyche kann aus dem Gleichgewicht geraten. Wie Hormone in dieser Zeit Stimmung, Schlaf und Antrieb beeinflussen.

Frau auf Liege Arzt schaut auf Bildschirm

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Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Haarausfall - die meisten Frauen kennen die typischen körperlichen Beschwerden der Wechseljahre. Weniger bekannt ist, dass auch die mentale Gesundheit beeinflusst werden kann. Einer Studie zufolge leidet ein Drittel der Frauen an depressiven Symptomen, erklärt Gynäkologin Annette Bachmann vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main.

Die psychischen Beschwerden können den Alltag und das Wohlbefinden stark einschränken.

Dr. Annette Bachmann, Deutsche Menopause Gesellschaft e. V.

Dennoch sei der Zusammenhang von Psyche und Wechseljahren noch nicht ausreichend erforscht, sagt Bachmann.

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Was Wechseljahre und Menopause bedeuten

Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung und wird rückwirkend errechnet, nachdem die Periode zwölf Monate ausgeblieben ist. Sie markiert das Ende der fruchtbaren Lebensphase. Die Menopause tritt meist um das 45. Lebensjahr ein, kann aber auch früher beginnen. Oft werden Wechseljahre und Menopause gleichgesetzt. Die Menopause umfasst jedoch nur eine Phase der Wechseljahre.

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Wenn Hormone verrückt spielen

In den Wechseljahren schwanken und sinken vor allem die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Östrogen gilt dabei als das wichtigste weibliche Sexualhormon. Es beeinflusst den Zyklus, die Knochendichte, Haut und das Herz-Kreislauf-System.

In der Perimenopause schwankt der Östrogenspiegel mitunter stark, nach der Menopause bleibt er niedrig. Aufgrund seltenerer Eisprünge in den Wechseljahren wird immer weniger Progesteron gebildet, was wiederum zu weiteren Zyklusstörungen oder unregelmäßigen Blutungen führt.

Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren sind tiefgreifend und belasten viele Frauen.

Dr. Annette Bachmann, Gynäkologin

Daher sei es wichtig, Frauen und ihre Beschwerden in den Wechseljahren ernstzunehmen, so Bachmann.

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Wie Hormone auf die Psyche wirken

Auch Hormone und Psyche hängen eng zusammen, erklärt die Gynäkologin. Denn Östrogen und Progesteron wirken direkt auf das Gehirn, wo sie Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin beeinflussen.

Östrogen aktiviert dabei Rezeptoren in wichtigen Hirnarealen wie dem Gedächtniszentrum (Hippocampus), dem Gefühlszentrum (Amygdala) oder dem Belohnungssystem. Progesteron hingegen hat vor allem einen dämpfenden und beruhigenden Effekt.

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Welche Symptome in den Wechseljahren auftreten

Belastende Symptome der Wechseljahre können schon Jahre vor oder nach der Menopause auftreten. Neben körperlichen Beschwerden wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, und Gelenkschmerzen sind auch mentale Symptome verbreitet.

Etwa die Hälfte der Frauen hat Schlafprobleme. Etwa 60 bis 70 Prozent leiden zeitweise unter Konzentrations- und Gedächtnisproblemen.

Dr. Annette Bachmann, Gynäkologin

Auch große Stimmungsschwankungen, innere Unruhe oder Reizbarkeit seien typisch. Selbst depressive Verstimmungen bis hin zu klinischen Depressionen können Folge der Wechseljahre sein. Bis zu einem Drittel der Frauen leidet zumindest zeitweise darunter.

Besonders gefährdet sind der Gynäkologin zufolge Frauen mit starken zyklusbedingten Stimmungsschwankungen oder Depressionen in der Vergangenheit. Doch Frauen müssen belastende Beschwerden der Wechseljahre nicht einfach ertragen. Sie können zum Beispiel mit einer Hormonersatztherapie behandelt werden.

Mit einer Hormonersatztherapie (HRT) wird vor allem der Östrogenspiegel stabilisiert, um die typischen Beschwerden zu reduzieren. Sie wird dabei immer individuell angepasst und regelmäßig vom Arzt kontrolliert. Eine HRT kann über Tabletten, Pflaster, Gele und Sprays oder vaginal über Zäpfchen, Ringe und Hormonspiralen verabreicht werden.

Im Falle einer Therapie mit Tabletten steigt jedoch das Thrombose- und Schlaganfallrisiko. Allen Formen einer HRT können, neben harmlosen Nebenwirkungen wie einem Spannen der Brust oder leichten Blutungen, bei langjähriger Anwendung auch das Brustkrebsrisiko erhöhen. Bei neueren Präparaten ist dieses Risiko deutlich geringer.

Eine HRT kommt nicht für alle Frauen infrage. Vergangene Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Thrombosen sprechen in der Regel gegen eine Therapie mit Hormonen.


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Psychische und körperliche Beschwerden lindern

Neben einer Hormonersatztherapie sollen auch pflanzliche Präparate mit Johanniskraut, sibirischer Rhabarberwurzel oder Traubensilberkerze Beschwerden wie depressive Verstimmungen oder Ängstlichkeit lindern. Doch nicht jedes erhältliche Präparat ist ein zugelassenes und geprüftes Arzneimittel. Frauen sollten die Einnahme und mögliche Nebenwirkungen mit einem Arzt besprechen.

Auch eine gesunde, pflanzenbasierte Ernährung, Sport und Bewegung sowie Mind-Body-Aktivitäten wie Yoga können helfen, körperliche und psychische Beschwerden der Wechseljahre zu lindern, sagt Annette Bachmann.

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Quelle: dpa

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