Mentale Gesundheit in der Menopause:Wechseljahre und die Wirkung der Hormone auf die Psyche
von Maurice Göbel
In den Wechseljahren verändert sich nicht nur der Körper - auch die Psyche kann aus dem Gleichgewicht geraten. Wie Hormone in dieser Zeit Stimmung, Schlaf und Antrieb beeinflussen.
Als Miriam Zimmermann in die Wechseljahre kommt, leidet sie nicht nur körperlich. Wie der hormonelle Umbruch auch ihre mentale Gesundheit belastet hat.
17.10.2025 | 5:16 minHitzewallungen, Gewichtszunahme, Haarausfall - die meisten Frauen kennen die typischen körperlichen Beschwerden der Wechseljahre. Weniger bekannt ist, dass auch die mentale Gesundheit beeinflusst werden kann. Einer Studie zufolge leidet ein Drittel der Frauen an depressiven Symptomen, erklärt Gynäkologin Annette Bachmann vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main.
Die psychischen Beschwerden können den Alltag und das Wohlbefinden stark einschränken.
Dr. Annette Bachmann, Deutsche Menopause Gesellschaft e. V.
Dennoch sei der Zusammenhang von Psyche und Wechseljahren noch nicht ausreichend erforscht, sagt Bachmann.
Zwar sind rund neun Millionen Frauen in Deutschland betroffen, dennoch sind die Wechseljahre mit ihren Symptomen ein Tabuthema.
18.03.2025 | 28:43 minWas Wechseljahre und Menopause bedeuten
Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung und wird rückwirkend errechnet, nachdem die Periode zwölf Monate ausgeblieben ist. Sie markiert das Ende der fruchtbaren Lebensphase. Die Menopause tritt meist um das 45. Lebensjahr ein, kann aber auch früher beginnen. Oft werden Wechseljahre und Menopause gleichgesetzt. Die Menopause umfasst jedoch nur eine Phase der Wechseljahre.
Vier Phasen der Wechseljahre
Die Prämenopause beginnt meist zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr und setzt in der Regel mehrere Jahre vor der Menopause ein. Die Hormonproduktion beginnt langsam zu schwanken, vor allem das Progesteron ist betroffen. In der Folge ist der Eisprung unregelmäßiger, Zyklen können kürzer oder länger werden und erste Beschwerden wie Stimmungsschwankungen oder empfindlichere Brüste auftreten.
In der Perimenopause zeigen sich viele der stärksten Beschwerden der Wechseljahre. Vor allem der Östrogenspiegel schwankt erheblich, es kommt zu typischen Symptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen, aber auch zu mentalen Beschwerden wie Stimmungsschwankungen. Frauen sind in dieser Phase oft noch fruchtbar.
Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung. Dieser Zeitpunkt wird rückblickend festgelegt, wenn es zwölf Monate keine Periodenblutung mehr gab. Er markiert das Ende der Fruchtbarkeit, an dem die Eierstöcke die Hormonproduktion von Östrogen und Progesteron weitgehend einstellen.
Die letzte Phase der Wechseljahre wird Postmenopause genannt und schließt sich an die Menopause an. Nach den verschiedenen Phasen der Wechseljahre bleiben Frauen nun bis zum Lebensende in der Postmenopause. Der Zeitraum ist durch deutlich niedrigere Östrogen- und Progesteronspiegel gekennzeichnet, was unter anderem das Risiko für Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht.
Mit 19 erfährt Lara, dass sie in den Wechseljahren ist. Sie ist schockiert, denn sie muss ihre Lebenspläne grundlegend ändern.
24.12.2024 | 15:58 minWenn Hormone verrückt spielen
In den Wechseljahren schwanken und sinken vor allem die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Östrogen gilt dabei als das wichtigste weibliche Sexualhormon. Es beeinflusst den Zyklus, die Knochendichte, Haut und das Herz-Kreislauf-System.
In der Perimenopause schwankt der Östrogenspiegel mitunter stark, nach der Menopause bleibt er niedrig. Aufgrund seltenerer Eisprünge in den Wechseljahren wird immer weniger Progesteron gebildet, was wiederum zu weiteren Zyklusstörungen oder unregelmäßigen Blutungen führt.
Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren sind tiefgreifend und belasten viele Frauen.
Dr. Annette Bachmann, Gynäkologin
Daher sei es wichtig, Frauen und ihre Beschwerden in den Wechseljahren ernstzunehmen, so Bachmann.
Über neun Millionen Frauen in Deutschland sind im Alter für die Wechseljahre. ZDF-Reporterin Anja Heyde hat sich mit dieser herausfordernden Lebensphase beschäftigt.
05.08.2025 | 3:24 minWie Hormone auf die Psyche wirken
Auch Hormone und Psyche hängen eng zusammen, erklärt die Gynäkologin. Denn Östrogen und Progesteron wirken direkt auf das Gehirn, wo sie Botenstoffe wie Serotonin und Dopamin beeinflussen.
Östrogen aktiviert dabei Rezeptoren in wichtigen Hirnarealen wie dem Gedächtniszentrum (Hippocampus), dem Gefühlszentrum (Amygdala) oder dem Belohnungssystem. Progesteron hingegen hat vor allem einen dämpfenden und beruhigenden Effekt.
Das Gehirn ist das komplexeste Organ, das die Natur hervorgebracht hat. Fünf spannende Fragen und Antworten rund um die Schaltzentrale des Körpers.
22.07.2025 | 5:10 minWelche Symptome in den Wechseljahren auftreten
Belastende Symptome der Wechseljahre können schon Jahre vor oder nach der Menopause auftreten. Neben körperlichen Beschwerden wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, und Gelenkschmerzen sind auch mentale Symptome verbreitet.
Etwa die Hälfte der Frauen hat Schlafprobleme. Etwa 60 bis 70 Prozent leiden zeitweise unter Konzentrations- und Gedächtnisproblemen.
Dr. Annette Bachmann, Gynäkologin
Auch große Stimmungsschwankungen, innere Unruhe oder Reizbarkeit seien typisch. Selbst depressive Verstimmungen bis hin zu klinischen Depressionen können Folge der Wechseljahre sein. Bis zu einem Drittel der Frauen leidet zumindest zeitweise darunter.
Besonders gefährdet sind der Gynäkologin zufolge Frauen mit starken zyklusbedingten Stimmungsschwankungen oder Depressionen in der Vergangenheit. Doch Frauen müssen belastende Beschwerden der Wechseljahre nicht einfach ertragen. Sie können zum Beispiel mit einer Hormonersatztherapie behandelt werden.
Mit einer Hormonersatztherapie (HRT) wird vor allem der Östrogenspiegel stabilisiert, um die typischen Beschwerden zu reduzieren. Sie wird dabei immer individuell angepasst und regelmäßig vom Arzt kontrolliert. Eine HRT kann über Tabletten, Pflaster, Gele und Sprays oder vaginal über Zäpfchen, Ringe und Hormonspiralen verabreicht werden.
Im Falle einer Therapie mit Tabletten steigt jedoch das Thrombose- und Schlaganfallrisiko. Allen Formen einer HRT können, neben harmlosen Nebenwirkungen wie einem Spannen der Brust oder leichten Blutungen, bei langjähriger Anwendung auch das Brustkrebsrisiko erhöhen. Bei neueren Präparaten ist dieses Risiko deutlich geringer.
Eine HRT kommt nicht für alle Frauen infrage. Vergangene Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Thrombosen sprechen in der Regel gegen eine Therapie mit Hormonen.
Psychische und körperliche Beschwerden lindern
Neben einer Hormonersatztherapie sollen auch pflanzliche Präparate mit Johanniskraut, sibirischer Rhabarberwurzel oder Traubensilberkerze Beschwerden wie depressive Verstimmungen oder Ängstlichkeit lindern. Doch nicht jedes erhältliche Präparat ist ein zugelassenes und geprüftes Arzneimittel. Frauen sollten die Einnahme und mögliche Nebenwirkungen mit einem Arzt besprechen.
Auch eine gesunde, pflanzenbasierte Ernährung, Sport und Bewegung sowie Mind-Body-Aktivitäten wie Yoga können helfen, körperliche und psychische Beschwerden der Wechseljahre zu lindern, sagt Annette Bachmann.
Mit Beginn der Menopause verlieren Frauen durch die Hormonumstellung einiges an Muskelmasse. Welche Übungen entgegenwirken können.
16.05.2025 | 3:03 minSie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
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