Neue Hilfe bei Endometriose: Neurostimulator gegen Schmerzen

Neue Hilfe bei Endometriose:Neurostimulator gegen chronische Schmerzen

von Manuela Christ
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Viele Frauen mit Endometriose leiden unter starken Schmerzen und Krämpfen im Unterleib. Einigen könnte ein Neurostimulator helfen. Die Methode ist deutschlandweit bislang einmalig.

Eine Frau geht spazieren

Hoffnung für Frauen mit Endometriose, die unter starken Schmerzen leiden: Mit einer neuen Methode kann die Erkrankung auch dann behandelt werden, wenn herkömmliche Therapien nicht mehr helfen.

30.09.2025 | 5:08 min

Allein in Deutschland leiden rund zwei Millionen Frauen an Endometriose. Im Schnitt vergehen zehn Jahre, bis die Erkrankung sicher diagnostiziert ist. Das bedeutet für die betroffenen Frauen: zehn Jahre voller Schmerzen und Leid.

Endometriose bezeichnet ganz allgemein das Ansiedeln von Schleimhaut, die der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, an irgendeiner Stelle im Körper, erklärt Ivo Meinhold-Heerlein, Gynäkologe am Endometriosezentrum des Universitätsklinikums Gießen.

Krankhafte Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut

Bei Endometriose handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Je nach Ausprägung können unterschiedliche Symptome auftreten, meist während der Regelblutung.

Betroffene Frauen haben richtige Schleimhautinseln, die am Zyklus teilnehmen.

Prof. Dr. Ivo Meinhold-Heerlein, Gynäkologe

Endometriose-Herde bilden sich am häufigsten im Bauch- und Beckenraum, zum Beispiel an den Eierstöcken, am Darm und/oder an der Blase. Dort können sie zu Entzündungen und in der Folge zu Narben oder Verwachsungen führen.

Die Symptome reichen von leichten Unterbauchschmerzen bis hin zu starken und andauernden Periodenkrämpfen. Häufig kommt es auch zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie zu Schmerzen und Funktionsstörungen im Bereich des Darms und der Blase.

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Endometriose-Herde bilden sich immer wieder neu

Behandelt wird mit Schmerzmitteln oder Hormonpräparaten. Wenn nötig, können die Endometriose-Herde im Rahmen eines operativen Eingriffs endoskopisch entfernt werden.

Bei vielen Frauen kommt es nach den Operationen erneut zur Bildung von Endometriose-Herden. Der Leidensdruck ist für die Betroffenen groß, da sowohl Krankheit als auch Behandlung ihr Leben stark einschränken können.

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Eine Frau leidet unter Bauchkrämpfen.
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Neurostimulator verhindert Schmerzwahrnehmung bei Endometriose

Leider sei es bei chronischen Schmerzen so, dass die Patientinnen sich nicht an die Schmerzen gewöhnen. Diese würden mit jedem Zyklus schlimmer, sagt Meinhold-Heerlein. Eine neue Behandlungsmethode des Universitätsklinikums Gießen möchte diesen Frauen mit einem Neurostimulator helfen.

Der Neurostimulator schafft es, den Teufelskreis zu durchbrechen.

Prof. Dr. Ivo Meinhold-Heerlein, Endometriose-Zentrum Gießen

Dabei handelt es sich um ein kleines Gerät, das den Patientinnen in das untere Becken implantiert wird. Über Elektroden werden dann elektrische Impulse an die Nerven abgegeben, die für das Schmerzgeschehen verantwortlich sind. Die ursprünglichen Schmerzsignale werden so überlagert und die Weiterleitung zum Gehirn unterdrückt.

Malgorzata Kolodziej setzt die Neurostimulatoren ein. Statt eines Schmerzes spüre die Patientin im Idealfall nur ein Kribbeln, so die Neurochirurgin.

Wir verändern nur die Wahrnehmung der Schmerzen.

Prof. Dr. Malgorzata Kolodziej, Universitätsklinikum Gießen

Die Stärke der Impulse kann über eine Fernbedienung reguliert werden, je nachdem, wie groß der Schmerz ist. Weil sich durch die Therapie der Unterbauch entspannen kann, verbessern sich oft auch Störungen des Verdauungstraktes.

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Bessere Lebensqualität für Betroffene mit Endometriose

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Jegliche Schmerztherapie muss erschöpft sein.

Prof. Dr. Malgorzata Kolodziej Neurochirurgin

Das Einsetzen eines Neurostimulators kommt nur für Patientinnen infrage, bei denen alle anderen Therapien nicht mehr helfen.

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Die Operation erfolgt minimalinvasiv am seitlichen Unterbauch. Sie ist jedoch aufwendig und nicht ohne Risiko, da Nervenstränge freigelegt werden, um die Elektroden zu befestigen.

Dennoch ist die Warteliste für das neue Verfahren lang. Bis zu neun Monate dauert es bis zum ersten Termin, für den die Patientinnen aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen.

Manuela Christ ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".

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Quelle: dpa

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