Gastroparese: Symptome, Ursachen und Behandlung der Magenlähmung

Gastroparese:Wenn die Magenentleerung gestört ist

von Anne-Kathrin Schulz
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Völlegefühl, ständige Übelkeit und Bauchschmerzen: In seltenen Fällen kann eine Magenlähmung die Ursache sein. Was zu tun ist, wenn das Verdauungssystem beinahe zum Erliegen kommt.

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Die Peristaltik spielt eine entscheidende Rolle bei der Verdauung: Gemeint ist der Transport der Nahrung vom Mund bis in den Darm. Dort wird sie weiterverarbeitet und ausgeschieden. Im Magen wird die Peristaltik genutzt, um den Speisebrei zu durchmischen und zum Magenausgang zu befördern.

In wellenartigen Muskelbewegungen gibt der Magen die vorverdaute Nahrung portionsweise in den Dünndarm ab. Was kaum bekannt ist: Diese Bewegungen der Magenwand können durch eine Lähmung der daran beteiligten Nerven gestört werden. Man bezeichnet dies als Gastroparese.

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Was bei einer Gastroparese passiert

Bei Menschen mit Gastroparese verbleibt aufgenommenes Essen meist deutlich zu lange im Magen. Dadurch können Betroffene nur noch wenig Nahrung aufnehmen.

Die Erkrankung ist recht selten und betrifft von 100.000 Einwohnern in Deutschland nur etwa zehn bis 30 Menschen. Viele Ärzte denken bei Übelkeit und Bauchschmerzen nicht an eine Gastroparese, sagt Markus Schaaf, Chefarzt der Gastroenterologie am Krankenhaus Düren.

Die Lebensqualität ist bei den meisten Patienten deutlich eingeschränkt, wenn sie permanent an Übelkeit leiden.

Dr. Markus Schaaf, Gastroenterologe

Bei vielen Patienten höre die Übelkeit laut Schaaf auch zwischen den Mahlzeiten nicht auf. Da der Magen aufgrund der Lähmung kaum Essen in den Dünndarm abgebe, könne es im Laufe der Zeit zu einer Mangelernährung kommen.

Der häufigste Auslöser für eine Gastroparese ist Diabetes. Dabei kann ein dauerhaft erhöhter Blutzucker die Nerven des Verdauungssystems schädigen. Auch neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson können den Magen lähmen. Ebenso können bestimmte Medikamente oder Operationen eine Gastroparese zur Folge haben.

Bei Essstörungen, Muskelerkrankungen oder bestimmten Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose kann die Magenlähmung eine Begleiterscheinung sein. In vielen Fällen tritt eine Gastroparese jedoch idiopathisch auf, also ohne eine erkennbare Ursache.


Unspezifische Symptome erschweren die Diagnose

Das Problem: Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen und Völlegefühl sind viel häufiger Symptome von Erkrankungen wie Magen-Darm-Infekten, einem Reizmagen-Syndrom, einer Magenschleimhautentzündung oder von psychischen Erkrankungen wie Angststörungen. Es sei schwer zu sagen, wie viele Menschen tatsächlich betroffen sind, erklärt der Gastroenterologe.

Die Symptome überlappen mit anderen Erkrankungen, dementsprechend gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer.

Dr. Markus Schaaf, Gastroenterologe

Da die Krankheit meist in Verbindung mit Diabetes auftritt, wird bei Patienten ohne Diabetes oft nicht an eine Gastroparese gedacht. Bei vielen Betroffenen dauert es Jahre, bis eine endgültige Diagnose gestellt wird.

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Ärzte können mit einer Magenspiegelung andere Erkrankungen ausschließen. Mithilfe einer Magenentleerungsmessung per Atemtest oder Szintigraphie kann die Diagnose Gastroparese gestellt werden.

Bei der Szintigraphie nehmen Patienten eine Breimahlzeit zu sich, die schwach radioaktiv markiert ist. Anhand der Strahlung, die davon ausgeht, kann dann mit einer sogenannten Gammakamera aufgezeichnet werden, wo sich das Essen im Körper befindet. Bei Patienten mit Gastroparese zeigt sich, dass der Magen auch nach drei bis vier Stunden die radioaktiv markierte Nahrung kaum in den Dünndarm weitergegeben hat.


Behandlung der Magenentleerungsstörung

Eine Gastroparese lässt sich bisher nicht heilen und es gibt keine einheitliche Therapie. Am Anfang steht eine Umstellung der Ernährung auf leichte und fettarme Kost. Diese kann der Magen trotz eingeschränkter Peristaltik portionsweise mit wenig Anstrengung an den Dünndarm weitergeben.

Gegen Übelkeit und Brechreiz helfen Tabletten, die das Brechzentrum im Gehirn hemmen. Sie führen meist zu starker Müdigkeit. Andere Medikamente sollen die Bewegungen des Verdauungssystems anregen.

Da die Nahrungsaufnahme nur in zahlreichen kleinsten Portionen über den Tag verteilt möglich ist, wird der Alltag sehr dadurch bestimmt. Vielen Betroffenen ist das unangenehm. Sie ziehen sich zurück und meiden soziale Aktivitäten.

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Magenschrittmacher kann helfen

Reichen konservative Behandlungsansätze nicht aus, kann laut Schaaf unter Umständen ein Magenschrittmacher helfen. Er wird meist ambulant in eine operativ geschaffene Hautfalte am Oberbauch eingesetzt.

Über kleine Schnitte werden dann zwei Sonden eingeführt und an den Magenwänden angebracht. Diese senden regelmäßig leichte Impulse an Nervenbahnen zum Gehirn.

Der Magenschrittmacher entleert den Magen nicht schneller, aber Übelkeit und Erbrechen werden abgemildert.

Dr. Markus Schaaf, Gastroenterologe

Die Batterie muss nach einigen Jahren ausgetauscht werden. Bei schweren Verläufen kann ein Magenschrittmacher nicht ausreichen. Ärzte können dann den Magen entfernen oder direkt mit dem Dünndarm verbinden. In seltenen Fällen müssen sich Betroffene intravenös über den Blutkreislauf ernähren.

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Quelle: dpa

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