Lungenkrebs: Neue Therapien verbessern Behandlung und Prognose

Hoffnung dank neuer Therapien:Lungenkrebs früh erkennen und behandeln

von Corinna Klee
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Diagnose Lungenkrebs: Für Betroffene ist das ein Schock. Viele sehen in der Erkrankung immer noch ihr Todesurteil. Doch neue Therapiemöglichkeiten machen Hoffnung. Ein Überblick.

Therapien bei Lungenkrebs
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Lungenkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und nach Brustkrebs auch die zweithäufigste bei Frauen. Besonders gefährdet sind starke Raucher. Weil immer mehr Frauen rauchen, nehmen auch bei ihnen die Krankheitsfälle zu.
Dank moderner Medizin hat sich die Prognose für Lungenkrebs deutlich verbessert. Patienten profitieren heute von einer Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten. Sie reichen von gezielten Medikamenten über Immuntherapien bis hin zu maßgeschneiderten Kombinationen, erklärt Martin Wolf, Onkologe am Klinikum Kassel.

Wir können Patienten Therapien anbieten, die eine echte Chance auf Heilung oder ein langes Leben mit der Erkrankung ermöglichen.

Prof. Dr. Martin Wolf, Onkologe

Noch vor zehn Jahren war die Prognose bei Lungenkrebs sehr ungünstig und diese positive Entwicklung kaum absehbar, sagt Wolf.
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Rauchen hauptverantwortlich für Lungenkrebs

Lungenkrebs, auch Bronchialkarzinom genannt, ist eine bösartige Tumorerkrankung, die ihren Ursprung in den Zellen des Lungengewebes oder der Bronchien hat. Man unterscheidet das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom, das etwa 80 Prozent aller Fälle ausmacht, vom kleinzelligen Lungenkarzinom mit etwa 15 bis 20 Prozent aller Fälle.
Im Gegensatz zum nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom wächst das kleinzellige Lungenkarzinom schneller und aggressiver und bildet früher Metastasen. Das Risiko einer Erkrankung ist vor allem für Raucher extrem hoch.

Etwa 85 Prozent der Lungentumore sind mit Rauchen assoziiert.

Prof. Dr. Martin Wolf, Klinikum Kassel

Auch Schadstoffe aus Industrie, Verkehr und Landwirtschaft sowie der Kontakt mit krebserregenden Stoffen wie Asbest sind Risikofaktoren. Zudem kann eine familiäre Vorbelastung das Risiko erhöhen, ebenso Vorerkrankungen wie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung.
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Lungenkrebs wird häufig spät entdeckt

Lungenkrebs zeigt in frühen Stadien kaum oder nur unspezifische Beschwerden. Betroffene bemerken meist erst im fortgeschrittenen Stadium, dass etwas nicht stimmt. Symptome können ein anhaltender Husten oder wiederkehrende bronchiale Infekte sein.
Auch Atemnot, Fieberschübe, Gewichtsverlust und ein blutiger Auswurf sollten ärztlich abgeklärt werden. Bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomografie (CT) machen krebsverdächtige Veränderungen sichtbar.

In Deutschland soll voraussichtlich im April 2026 ein gesetzlich finanziertes Früherkennungsprogramm starten. Es richtet sich an Personen im Alter von 50 bis 75 Jahren, die aktive Raucher sind oder ehemals starke Raucher waren - mit mindestens 25 Jahren Rauchdauer. Ziel ist, eine Krebserkrankung möglichst früh zu erkennen und damit die Überlebenschancen zu erhöhen.

Die Früherkennungsuntersuchung per Niedrigdosis-CT ist eine spezielle Röntgenuntersuchung der Lunge mit deutlich geringerer Strahlenbelastung als bei einer normalen Computertomografie. Studien zur Früherkennung von Lungenkrebs zeigen aber auch Nachteile. So kann es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen, die Ängste auslösen und weitere diagnostische Maßnahmen zur Abklärung erfordern. Außerdem werden manchmal Tumore entdeckt, die ohne Früherkennung womöglich keine Probleme bereitet hätten.

Kassenleistung ab April 2026?
:Lungenkrebs-Früherkennung für Raucher soll kommen

Langjährige Raucher können voraussichtlich bald einmal im Jahr ein kostenloses Lungenkrebs-Screening in Anspruch nehmen. Es soll im April 2026 in die Versorgung aufgenommen werden.
Die computertomographische Aufnahme einer Lunge im Jenaer Uni-Klinikum zeigt deutlich einen ausgeprägten Lungenkrebs (eingekreist).
FAQ
Im Frühstadium sind die Heilungschancen höher. Oft kann der Tumor operativ entfernt werden und hat noch keine Metastasen gebildet. Die Prognose verschlechtert sich, je später die Diagnose erfolgt, insbesondere wenn der Tumor bereits metastasiert hat.

Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und der Art des Tumors.

Prof. Dr. Martin Wolf, Klinikum Kassel

Welche Behandlung am besten anspricht, lässt sich heute mit einer Untersuchung des Tumorgewebes feststellen, erklärt Wolf.

Zielgerichtete Therapie bei Lungenkrebs

Zielgerichtete Therapien kommen zum Einsatz, wenn bei der Untersuchung der Tumorzellen spezielle Genveränderungen gefunden werden. Nur, wenn bestimmte Mutationen oder Marker vorhanden sind, ist diese Behandlung erfolgsversprechend.
Anders als eine klassische Chemotherapie, die alle schnell teilenden Zellen im Körper angreift, wirken zielgerichtete Therapien nahezu ausschließlich auf Krebszellen.

Die Wirkstoffe stoppen das Wachstumssignal und hindern die Krebszellen daran, sich weiter zu vermehren.

Prof. Dr. Martin Wolf, Onkologe

Sie werden je nach Wirkstoff in Tablettenform oder als Infusion verabreicht, oft als ambulante Behandlung.

Eine Chemotherapie wird häufig vor einer Operation angewendet, um den Tumor zu verkleinern und so den Eingriff überhaupt erst möglich zu machen. Auch nach einer Operation erfolgt oft eine Chemotherapie, um verbleibende Krebszellen zu vernichten und das Risiko eines Rückfalls zu vermindern.

Im fortgeschrittenen Stadium oder bei metastasiertem Krebs wird die Chemotherapie häufig mit einer Bestrahlung kombiniert, zum Beispiel bei einem lokal fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs.

Besonders beim kleinzelligen Lungenkrebs stellt die Chemotherapie die Hauptbehandlung dar - meist in Kombination mit einer Bestrahlung. Die Bestrahlung wird dann eingesetzt, wenn der Tumor nicht operabel ist, zum Beispiel bei schlechter Lungenfunktion oder einer ungünstigen Lage des Tumors.

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Ein neuer Behandlungsansatz der Universitätsmedizin Mainz lässt Betroffene mit Lupus erythematodes hoffen. Eine Immuntherapie könnte die Lösung sein.30.05.2024 | 5:20 min

Immuntherapie nutzt körpereigene Abwehr

Krebszellen können das Immunsystem durch bestimmte Mechanismen blockieren. Bei der Immuntherapie wird die körpereigene Abwehr unterstützt, Tumorzellen zu erkennen und zu bekämpfen.
Die Therapie wird meist als Infusion verabreicht und kann in verschiedenen Stadien angewandt werden, oft kombiniert mit einer Chemotherapie, Bestrahlung oder Operation. Ähnlich wie bei einer zielgerichteten Therapie muss der Tumor bestimmte Marker aufweisen, damit eine Immuntherapie erfolgreich ist.

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Quelle: dpa

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