Leben retten bei Blutkrebs: So funktioniert die Stammzellenspende
Chance auf Heilung bei Blutkrebs:Leukämie: Leben retten mit Stammzellspende
von Manuela Christ
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Alle zwölf Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs. Oft ist eine Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung. Wie Spende und Transplantation ablaufen.
Ist jemand an Blutkrebs erkrankt, hilft häufig nur eine Stammzelltransplantation. Guido Karbautzki hatte Glück. Er fand eine geeignete Spenderin in der eigenen Familie.28.05.2025 | 5:07 min
Die Folgen von Blutkrebs können dramatisch sein: Jedes Jahr sterben rund 22.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Leukämie. Häufig könnte den Betroffenen mit einer Stammzellspende geholfen werden - wenn es einen passenden Spender gäbe.
Blutstammzellen erfüllen wichtige Aufgaben
Blutstammzellen sind überlebensnotwendig. "Aus ihnen entwickeln sich alle Blutzellen und zwar unser ganzes Leben lang", erklärt Guido Kobbe, Oberarzt an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie des Universitätsklinikums Düsseldorf.
Ihre Aufgabe ist es, durch Teilung drei verschiedene Zellarten zu bilden: Rote Blutkörperchen, die Sauerstoff transportieren, weiße Blutkörperchen, die Infektionen bekämpfen und Blutplättchen, die eine wichtige Rolle bei der Gerinnung spielen.
Stammzellen sind im Embryo angelegt. Sie teilen sich über das Leben sehr häufig und produzieren dann die Blutzellen.
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Prof. Dr. Guido Kobbe, Hämatologe
Der Begriff Blutkrebs umfasst alle bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei denen Blutzellen entarten und sich unkontrolliert vermehren. Schlägt eine Chemotherapie zur Behandlung nicht an, verspricht nur noch eine Stammzellspende Hoffnung auf Heilung.
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Wie eine Stammzelltransplantation abläuft?
Ob für einen Empfänger ein passender Spender gefunden wird, hängt von vielen verschiedenen Merkmalen der Zellen ab. Deswegen sei es oft so schwierig, ein passendes "Match" zu finden, so Kobbe.
Mit einer aggressiven Chemotherapie und - falls erforderlich - mit einer Bestrahlung werden im Vorfeld einer Transplantation zunächst die bösartigen Zellen, aber auch die Blutstammzellen und Immunzellen zerstört. Anschließend werden die Stammzellen des Spenders per Infusion auf den Empfänger übertragen.
Die transplantierten Zellen gelangen in das Knochenmark und wachsen dort im Idealfall an. Nach etwa 100 Tagen lässt sich eine erste Prognose treffen, ob die Zellen es schaffen, Schritt für Schritt ein neues blutbildendes System aufzubauen.
Stammzellen aus dem Blut oder aus dem Knochenmark?
Bei der Behandlung von Leukämien braucht man viele Immunzellen, weiß Kobbe. Nur noch selten werden heute Stammzellen aus dem Knochenmark entnommen.
Man nimmt inzwischen lieber Zellen aus dem Blut, weil diese eine größere immunologische Aktivität gegen die Krankheit haben.
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Prof. Dr. Guido Kobbe, Hämatologe
Eine periphere Stammzellentnahme ist inzwischen mit rund 90 Prozent die häufigste Form der Spende. Dabei werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren (Apherese) aus dem Blut gewonnen.
Die Immunzellen können allerdings als Nebenwirkung Haut, Leber oder Darm der Transplantierten angreifen. Braucht man nicht so viel immunologische Aktivität gegen die Krankheit, entnimmt man die Stammzellen aus dem Knochenmark.
Die Heilungschancen nach einer Transplantation variieren und sind abhängig von Faktoren wie dem Alter und dem Gesundheitszustand der Patienten.
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Junge Menschen als Spender gesucht
Auch das Alter der Spender spielt eine Rolle: Je jünger sie sind, desto höher sind die Erfolgschancen.
Die Stammzelle muss möglichst jung sein.
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Prof. Guido Kobbe, Hämatologe
Stammzellen eines 70-jährigen Menschen hätten schon sehr viele Teilungen hinter sich und vielleicht auch schon Mutationen angehäuft, die schlecht wären, wenn man sie dann transplantieren würde, erklärt Guido Kobbe.
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Sinkende Zahlen in Spender-Datei der DKMS
Obwohl nur 25 Prozent der registrierten Personen zwischen 18 und 30 Jahre alt sind, leisten sie 65 Prozent aller tatsächlichen Stammzellspenden, so die Daten der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Sie ist eine von knapp 30 Organisationen in Deutschland, bei denen man sich als Stammzellspender registrieren lassen kann.
Nur etwa ein Prozent aller registrierten Spender kommt überhaupt jemals als Spender in Frage. Aus Altersgründen fallen alleine in diesem Jahr rund 150.00 Menschen aus der Datei der DKMS, Tendenz weiter sinkend. Spender werden deshalb von den Organisationen händeringend gesucht.
Manuela Christ ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne-Service täglich".
Alle 27 Sekunden erhält weltweit ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Vielen Patienten kann nur eine Stammzellentransplantation helfen. Was Sie über die Spende wissen sollten.
von Niklas Landmann
FAQ
Quelle: dpa
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