Hashimoto-Thyreoiditis: Wenn die Schilddrüse entzündet ist

Hashimoto-Thyreoiditis:Wenn der Körper die Schilddrüse angreift

von Laren Müller
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Eine Hashimoto-Thyreoiditis beginnt oft mit unspezifischen Symptomen. Die Schilddrüsenentzündung kann lange unentdeckt bleiben. Welche Auswirkungen sie hat und wie behandelt wird.

Schilddrüsenunterfunktion
In der Regel wird wird eine Hashimoto-Thyreoiditis medikamentös behandelt. In bestimmten Fällen kann jedoch eine Entfernung der Schilddrüse ratsam sein.23.05.2025 | 5:03 min
Gewichtszunahme, schnelle Erschöpfung, Antriebsarmut, Kälteempfindlichkeit: Beschwerden, die auf eine Unterfunktion der Schilddrüse hinweisen können. Bei etwa 80 Prozent der Betroffenen ist eine Schilddrüsenentzündung die Ursache. Sie wird durch eine Fehlfunktion des Immunsystems ausgelöst.
Diese sogenannte Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei greifen Antikörper das Gewebe der Schilddrüse an, das sich chronisch entzündet. Frauen sind davon bis zur Menopause neunmal häufiger betroffen als Männer. Die genauen Ursachen der Erkrankung sind nicht bekannt.

Wie die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft

Die Schilddrüse ist ein kleines, aber wichtiges Organ. Sie produziert entscheidende Hormone für Stoffwechsel, Kreislauf, Wachstum und Psyche und beeinflusst somit fast alle Körperfunktionen.
Kommt es zu einer Schilddrüsenunterfunktion, einer Hypothyreose, wird der Körper nicht ausreichend mit den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin und Thyroxin versorgt. Das äußert sich durch sehr unspezifische Symptome, weshalb die Erkrankung oft jahrelang unentdeckt bleibt.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu einem Hormonmangel. Dadurch wird der Stoffwechsel nicht mehr richtig reguliert . Viele Prozesse im Körper laufen gedrosselt ab. Typische Symptome sind:

  • Müdigkeit, Antriebslosigkeit und depressive Verstimmung
  • eingeschränktes Konzentrationsvermögen und Kälteempfindlichkeit
  • trockene Haut und Haare sowie chronische Verstopfung
  • Heiserkeit, Gewichtszunahme und niedriger Puls
  • Zyklusstörungen oder Erektionsstörungen

Eine Hashimoto-Thyreoiditis kann sehr unterschiedliche Verlaufsformen haben, die auch ein Arzt nicht vorhersehen kann, erklärt Volker Fendrich, Chefarzt für Endokrine Chirurgie an der Schön Klinik Hamburg Eilbek.

Es gibt milde Verläufe, bei denen die Betroffenen symptomatisch völlig unauffällig sind und es gibt Krankheitsverläufe mit starken Beschwerden.

Prof. Dr. Volker Fendrich, Endokriner Chirurg, Schön Klinik Hamburg Eilbek

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Nachweis über das Blut möglich

Über eine Blutabnahme lässt sich sowohl eine Fehlfunktion der Schilddrüse als auch die Hashimoto-Thyreoiditis nachweisen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der sogenannte TSH-Wert erhöht.
Die Abkürzung TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon. Es wird bei Bedarf von der Hirnanhangsdrüse ins Blut abgegeben, um die Hormonproduktion in der Schilddrüse anzuregen. Wenn diese sinkt, kurbelt der Körper die TSH-Produktion an. Zudem kann im Blut die Höhe der Antikörper bestimmt werden, die die Schilddrüse angreifen.
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Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis

Eine Hashimoto-Thyreoiditis lässt sich nicht heilen. Auch der Verlauf ist nicht steuerbar und lässt sich nicht aufhalten. Die Unterfunktion der Schilddrüse kann durch eine Hormonersatztherapie mit L-Thyroxin behandelt werden. Es wird meist morgens eine halbe Stunde vor dem Frühstück als Tablette eingenommen und in der Regel gut vertragen.
Die Einstellung der Hormonersatztherapie dauert häufig mehrere Wochen oder sogar Monate. In der Regel lassen die Symptome dann nach und der TSH-Wert liegt im üblichen Referenzbereich. Eine regelmäßige Überprüfung der Werte ist notwendig, da diese schwanken können.
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Wann eine Schilddrüsen-OP sinnvoll ist

Es gibt Betroffene, die trotz Hormonersatztherapie unter schweren Symptomen wie Gelenk- und Muskelschmerzen oder chronischer Müdigkeit (CFS) leiden. Diese sind meist auf die Entzündung im Körper zurückzuführen. Durch die Autoimmunerkrankung befinde sich der Körper dauerhaft in einem immunologischen Prozess, ordnet Fendrich ein.

Neue Studien zeigen, dass diese Antikörper auch andere Bereiche des Körpers angreifen können, zum Beispiel die Gelenke.

Prof. Dr. Volker Fendrich, Endokriner Chirurg, Schön Klinik Hamburg Eilbek

Komme es trotz bestmöglicher medikamentöser Einstellung zu starken Beschwerden und hohen Entzündungswerten, rät Fendrich dazu, über eine Entfernung der Schilddrüse nachzudenken.

Norwegische Forscher verglichen 2019 in einer Studie die medikamentöse Therapie mit einer operativen Entfernung der Schilddrüse. Teilgenommen hatten Patienten, die trotz medikamentöser Therapie weiterhin Symptome verspürten.

Das Ergebnis: Die vollständige chirurgische Entfernung der Schilddrüse verbesserte die gesundheitsbezogene Lebensqualität, während dies bei ausschließlicher Einnahme von L-Thyroxin nicht der Fall war.

Eine Entfernung der Schilddrüse kann nach Einschätzung von Volker Fendrich für etwa 20 Prozent der Hashimoto-Erkrankten in Deutschland in Betracht kommen. Die meisten könnten danach ein nahezu beschwerdefreies Leben führen.
Allerdings müssen dafür die Medikamente optimal eingestellt sein. Um das zu überprüfen, sollten die Schilddrüsenwerte anfangs alle drei bis sechs Monate und danach alle zwölf Monate kontrolliert werden.

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Quelle: dpa

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