Auf Spurensuche im Labor:Was Blutwerte verraten
Blutuntersuchungen liefern wichtige Informationen über die Gesundheit. Und sie sind wichtig, um Krankheiten aufzuspüren. Allerdings haben Bluttests auch Grenzen. Ein Überblick.
Wie wird Blut untersucht und was kann man daraus lesen? Oliver Harzer, Facharzt für Labormedizin, klärt auf.
11.12.2023 | 5:16 minFast jeder hat schon einmal Blut abgenommen bekommen. Denn mit Hilfe von Blutproben bekommen Ärzte einen guten Überblick zum Gesundheitszustand eines Menschen. Sie erhalten aber auch wichtige Hinweise im Krankheitsfall. Ab dem 35. Lebensjahr wird eine Blutuntersuchung innerhalb eines Gesundheits-Checks alle drei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Neben einem kleinen Blutbild werden hier auch Cholesterin- und Blutzuckerwert bestimmt.
Woraus Blut besteht
Blut setzt sich aus einem flüssigen Teil, dem Plasma, und festen Bestandteilen, den Blutzellen, zusammen. Das Plasma macht etwa 55 Prozent des Blutes aus. Es besteht überwiegend aus Wasser und enthält verschiedene Eiweiße. Die Blutzellen sind unterteilt in die Blutplättchen (Thrombozyten), die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
Fette und Proteine beeinflussen den Blutzuckerspiegel. Zusätzlich können sie auch die Magenentleerung verzögern. Der Blutzuckerspiegel steigt dann moderater an.
27.06.2022 | 0:44 minBlut hat viele Funktionen
Während Erythrozyten den Sauerstoff transportieren, sind die Leukozyten für das Immunsystem und die Thrombozyten für die Blutgerinnung zuständig. Über den Blutkreislauf werden Organe und Gewebe ständig mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Gleichzeitig werden Kohlendioxid und andere Abfallprodukte aus den Körperzellen transportiert und Krankheitserreger abgewehrt.
Über Nase oder Mund und Luftröhre kommt der Sauerstoff in die Lunge. Durch Gefäßwände kann er ins Blut aufgenommen werden und strömt mit jedem Pulsschlag in den Kreislauf.
25.04.2022 | 1:32 minWichtige Blutwerte
Im Labor können viele Blutwerte analysiert werden. Sinnvoll ist aber eine Untersuchung, die auf die Symptome des Patienten abgestimmt ist. Die Anamnese, also die Befragung des Patienten nach seinen Beschwerden, entscheidet mit darüber, was untersucht wird. Zu den Blutwerten, die häufig bestimmt werden, gehören zum Beispiel Blutfette, Blutzucker, Schilddrüsenwerte, aber auch Entzündungsparameter.
Blutfettwerte weisen in der Regel nicht auf eine akute Erkrankung hin, geben aber Aufschluss über ein mögliches Erkrankungsrisiko, zum Beispiel für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Um das Gesamtcholesterin (TC) sowie das LDL- und das HDL-Cholesterin zu bestimmen, werden die Blutfette aus dem Plasma gefiltert. Vor allem ein hohes LDL-Cholesterin gilt als gesundheitsschädlich, während HDL-Cholesterin eine eher schützende Wirkung hat.
Ärzte haben bei der Beurteilung der Werte auch Faktoren wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen im Blick. Für gesunde Menschen unter 60 Jahren sind ein Gesamtcholesterin unter 200 Milligramm pro Deziliter und ein LDL-Cholesterin unter 130 Milligramm pro Deziliter wünschenswert.
Der Blutzuckerwert gibt Auskunft darüber, wie hoch der Glukosegehalt im Blut ist. Als Hauptenergielieferant kann die Menge an Glukose im Blut über den Tag variieren. Nüchtern gemessen liegt der Wert aber meist zwischen 60 und 100 Milligramm pro Deziliter.
Glukose kann nur über das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin in die Zellen gelangen. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht, kann das ein Hinweis auf Diabetes sein. Bei Verdacht werden weitere Untersuchungen angeordnet, etwa ein Glukosebelastungstest, um die Diagnose zu bestätigen oder auszuschließen.
Will der Arzt die Funktion der Schilddrüse überprüfen, bestimmt er den TSH-Wert im Blut. TSH, kurz für Thyroidea stimulierendes Hormon, ist ein Hormon, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird. Der Wert schwankt im Laufe des Lebens und bei Erwachsenen auch im Laufe des Tages. TSH reguliert die Freisetzung der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Produziert die Schilddrüse nicht genug Hormone, hat sie also eine Unterfunktion, wird vermehrt TSH produziert. Ist der TSH-Wert zu niedrig, kann das auf eine Überfunktion der Schilddrüse hindeuten.
Bei Symptomen wie hohem Fieber oder Schmerzen kann der Arzt den CRP-Wert überprüfen. Das C-reaktive Protein ist ein Eiweiß, das vermehrt produziert wird, wenn eine Entzündung vorliegt oder der Körper eine Infektion bekämpft. Der Wert kann innerhalb von Stunden um das 10- bis 1.000-Fache ansteigen. Er gibt aber keine Auskunft darüber, wo sich die Entzündung befindet oder mit was man sich infiziert hat. Sinkt der Wert, ist dies ein Hinweis, dass der Körper die Infektion erfolgreich bekämpft oder eine Therapie anschlägt.
Das kleine Blutbild: Welche Werte sind enthalten?
Ein kleines Blutbild kann Hinweise auf Entzündungen und Infektionen, aber auch auf Störungen der Blutgerinnung und Blutbildung geben. Meist wird diese Analyse bei Routineuntersuchungen wie einem Check-up oder vor Operationen durchgeführt. Dabei werden die roten und weißen Blutkörperchen sowie die Blutplättchen gezählt und der Hämoglobin-Wert, der Anteil des roten Blutfarbstoffs, ermittelt. Außerdem wird das Verhältnis zwischen den festen und flüssigen Bestandteilen, also zwischen Blutzellen und Plasma, analysiert. Gibt es Auffälligkeiten, wird der Arzt eine weitere Blutuntersuchung anordnen und spezifischere Werte checken.
Welche Werte beinhaltet das große Blutbild?
Das große Blutbild beinhaltet auch das Differentialblutbild. Hier werden die weißen Blutkörperchen, die Leukozyten genauer, also differenzierter untersucht und in drei Typen unterteilt:
- Die Lymphozyten sind Abwehrzellen und bekämpfen bakterielle oder virale Infekte, aber auch Tumorzellen.
- Die Monozyten sind die größten Zellen im Blut und für die Immunabwehr zuständig. Sie wandern aus dem Blut ins Gewebe und bekämpfen dort Erreger.
- Die Granulozyten sind sogenannte Fresszellen. Sie wehren Infektionen durch Bakterien, Parasiten und Pilze ab.
Ein großes Blutbild wird meist dann angefordert, wenn ein Verdacht auf akute oder chronische Infektionskrankheiten besteht. Es kann aber auch auf Mangelerscheinungen, Schilddrüsen-Überfunktion sowie Autoimmun- oder Krebserkrankungen hinweisen.
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Krankenkassen übernehmen Kosten bei Symptomen
Blutuntersuchungen können Verdachtsdiagnosen bestätigen oder ausschließen. Die Kosten werden von den Krankenkassen immer übernommen, wenn sie aufgrund von bestimmten Symptomen oder Erkrankungen notwendig sind.
Wer ohne Anlass ein Blutbild machen lassen will, muss die Kosten selbst zahlen. Bei einem großen Blutbild zum Beispiel sind das in der Regel etwa 100 Euro.
Grenzen von Blutuntersuchungen
Aber: Eine wahllose Untersuchung möglichst vieler Werte macht in der Regel wenig Sinn. Sie kann unter Umständen sogar mehr schaden als nutzen. So können falsch-positive Ergebnisse unnötige Ängste schüren. Falsch-negative Ergebnisse dagegen können falsche Sicherheit vermitteln.
Auch müssen von der Norm abweichende Werte nicht immer auf eine Erkrankung zurückzuführen sein. Zudem kann es auch bei gängigen Tests zu Messabweichungen kommen. Deshalb sind Blutuntersuchungen nur gezielt und als Teil diagnostischer Verfahren sinnvoll und immer im Zusammenhang zu sehen.
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