FAQ
Kassenleistung ab April 2026? :Lungenkrebs-Früherkennung für Raucher soll kommen
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Langjährige Raucher können voraussichtlich bald einmal im Jahr ein kostenloses Lungenkrebs-Screening in Anspruch nehmen. Es soll im April 2026 in die Versorgung aufgenommen werden.
Die CT-Aufnahme einer Lunge zeigt einen ausgeprägten Lungenkrebs (eingekreist).
Quelle: picture-alliance / ZB
Für starke Raucher und Raucherinnen werden voraussichtlich ab April 2026 Untersuchungen zur Früherkennung von Lungenkrebs einmal pro Jahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen beschlossen. Sofern das Gesundheitsministerium nicht widerspricht, könnte das neue Screening-Angebot im nächsten Jahr eingeführt werden. Es handelt sich um eine Untersuchung mittels einer Niedrigdosis-Computertomographie (CT). Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema:
Wer kann die Lungenkrebs-Früherkennung nutzen?
Das Angebot richtet sich an starke Raucherinnen und Rauchern im Alter von 50 bis 75 Jahren. Es geht nur um Zigaretten, nicht um andere Tabakprodukte. Die Personen müssen mindestens 25 Jahre ohne lange Unterbrechung geraucht haben, noch rauchen oder ihren Zigarettenkonsum vor weniger als zehn Jahren beendet haben.
Der Umfang des Tabakkonsums muss demnach rechnerisch mindestens 15 sogenannte Packungsjahre ergeben. Beispielsweise entspricht das Rauchen von 20 Zigaretten pro Tag über ein Jahr lang einem Packungsjahr.
Wie viele Menschen betrifft das?
"Es gibt schätzungsweise zwei Millionen Menschen in Deutschland, auf die diese Kriterien zutreffen", sagt Stefan Sauerland vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Bislang konnten Raucherinnen und Raucher nur eine CT machen, wenn sie Symptome hatten, zum Beispiel Bluthusten.
Was sind die Vorteile?
Je früher Krebs entdeckt wird, desto höher sind die Chancen auf Heilung und desto niedriger die Zahl der Todesfälle. Durch die Niedrigdosis-CT kann Lungenkrebs nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit hoher Sicherheit erkannt werden, bevor Krankheitszeichen auftreten.
"Wir wissen aus Studien, dass man durch die Früherkennung 20 Prozent der Krebstodesfälle in dieser Zielgruppe vermeiden könnte", sagt Sauerland. Wenn alle zur Früherkennung gehen würden, könnten dem Arzt zufolge in Deutschland bis zu 1.000 Krebstodesfälle pro Jahr verhindert werden.
Ohne eine Früherkennung wird Lungenkrebs in drei Viertel der Fälle erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Die Prognose ist dann in der Regel schlecht. "In den folgenden fünf Jahren sterben rund 80 Prozent dieser Menschen."
Gibt es Risiken?
Wie bei jeder Röntgenuntersuchung gibt es bei der CT-Untersuchung eine Strahlenbelastung, die möglicherweise selbst zur Entstehung von Krebs beitragen kann. Das Bundesamt für Strahlenschutz schätzt, dass bei weniger als drei von 1.000 Frauen und bei rund einem von 1.000 Männern bei einer jährlichen Untersuchung innerhalb von 25 Jahren Krebs entsteht. Im Verhältnis zur normalen Krebsinzidenz sei das aber akzeptabel, sagt Sauerland.
Außerdem sei möglich, dass es falsch-positive Ergebnisse gebe und verdächtige Veränderungen sich am Ende als gutartig herausstellen. Patienten müssten sich dann möglicherweise einer Untersuchung unterziehen, etwa einer Biopsie, obwohl das nicht nötig gewesen wäre.
Insgesamt überwiegt für die Zielgruppe der Nutzen die Risiken, so die Einschätzung des Bundesamts für Strahlenschutz. Dafür sei aber ein gutes Qualitätsmanagement für den gesamten Früherkennungsprozess "unabdingbar".
Ab wann kann das Angebot kostenlos genutzt werden?
Das kann noch einige Monate dauern. Der GBA schätzt, dass es voraussichtlich im April 2026 so weit ist. Nach dem GBA-Beschluss muss zunächst das Bundesgesundheitsministerium die neue Leistung bestätigen. Danach müssen Ärzte und Krankenkassen sich auf eine Vergütung einigen - dafür haben sie bis zu sechs Monate Zeit. Erst danach können niedergelassene Ärztinnen und Ärzte die neue Leistung mit gesetzlichen Krankenkassen abrechnen.
Theoretisch können Betroffene die CT-Untersuchung schon seit Juli 2024 in Anspruch nehmen - allerdings vorerst auf eigene Kosten. Damals trat die Verordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in Kraft, die Grundlage für den GBA-Beschluss ist.
Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das höchste Beschlussgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er bestimmt in Form von Richtlinien, welche medizinischen Leistungen die rund 74 Millionen Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung beanspruchen können.
Wie viele Menschen erkranken jährlich an Lungenkrebs?
Jedes Jahr erkranken nach Angaben des DKFZ rund 56.500 Menschen in Deutschland an Lungenkrebs. Bei Männern ist Lungenkrebs demzufolge mit rund 28.000 Verstorbenen pro Jahr die häufigste Krebs-Todesursache. Bei Frauen ist es mit 17.000 Todesfällen die zweithäufigste.
In Deutschland seien bei Männern vermutlich neun von zehn, bei Frauen mindestens sechs von zehn Lungenkrebserkrankungen auf das aktive Rauchen zurückzuführen.
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