Mundtrockenheit: Was Xerostomie bedeutet und wie man sie lindert

Xerostomie: Wenn Spucke fehlt:Warum Mundtrockenheit gefährlich werden kann

von Andreas Kürten
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Viele Menschen finden Speichel einfach eklig. Dabei sind seine Inhaltsstoffe für uns wichtig. Welche Rolle sie für den Darm, die Immunabwehr und eine gesunde Mundflora spielen.

Geöffneter Mund

Mundtrockenheit ist mehr als nur ein unangenehmes Gefühl - sie kann die Mundgesundheit beeinträchtigen und ist oft ein Anzeichen für tieferliegende Probleme.

Quelle: imago/Pond5 Images

Viele Zahnärzte sind mit Patienten konfrontiert, die unter Speichelarmut leiden, der sogenannten Xerostomie. In der Folge entsteht Mundtrockenheit. Ursache können Krankheiten oder Medikamente sein, aber auch ein ungesunder Lebensstil kann die Speichelproduktion beeinträchtigen. Wilfried Woop, Präsident der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, setzt sich für eine bessere Aufklärung rund um das Thema Speichel ein.

Ich wünsche mir, dass der Speichel aus seiner Ekel-Ecke kommt und als das wahrgenommen wird, was er in Wahrheit ist: ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Mundgesundheit.

Dr. Wilfried Woop, Zahnarzt

Obwohl Speichel zu 99 Prozent aus Wasser bestehe, habe er viele wichtige Funktionen, so Woop.

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Speichel: Funktionen im Mund

Ohne unsere Spucke könnten wir nicht sprechen, essen und schlucken. Sie enthält Enzyme wie Amylasen, die dazu dienen, die Nahrung bereits im Mund vorzuverdauen. Außerdem trägt Spucke dazu bei, dass wir Aromen wahrnehmen können, indem Moleküle aus der Nahrung gelöst werden.

Darüber hinaus enthält Speichel Antikörper und Eiweiße wie Lactoferrin. Diese tragen dazu bei, im Mund eine erste Schutzbarriere gegen Bakterien, Viren oder Pilze zu bilden und Wunden schneller abheilen zu lassen. Speichel hat zudem eine reinigende Spülfunktion, die die Schleimhäute in der Mundhöhle vor dem Austrockenen und die Zähne vor Säureangriffen schützt. Inhaltsstoffe wie Phosphat und Kalzium helfen zusätzlich bei der Remineralisierung der Zähne.

  • Bestandteile des Speichels bilden einen Mikrofilm, der für den Zahnschmelz eine schützende Funktion hat.
  • Dieser Biofilm ist zugleich Andockstelle und Nährboden für den bakteriellen Zahnbelag, auch Plaque genannt.
  • Der Zahnbelag muss regelmäßig entfernt werden, um Karies oder Parodontitis vorzubeugen.


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Trockener Mund: Ursachen und Risikofaktoren

Von Mundtrockenheit kann jeder betroffen sein. Neben dem Alter können Krankheiten wie Diabetes, Rheuma oder Krebs das Auftreten begünstigen. Auch Behandlungsverfahren wie eine Strahlentherapie oder Medikamente wie Blutdrucksenker oder Psychopharmaka können zu Speichelarmut führen. Einflüsse eines ungünstigen Lebensstils wie Rauchen, übermäßiger Konsum von Alkohol oder Kaffee oder eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr führen ebenfalls zu Trockenheit im Mund.

Folgen von Mundtrockenheit

Unangenehme Folgen von Speichelarmut können Mundgeruch, schmerzhafte Sprech-, Kau- und Schluckbeschwerden und ein Brennen auf der Zunge sowie spröde Lippen und Risse in den Mundwinkeln sein. Weil die körpereigene Schutzbarriere im Mundraum geschwächt ist, steigt die Anfälligkeit für Krankheiten oder Entzündungen und Wunden an den Schleimhäuten. Auch Karies und Zahnverfall können eine Folge sein.

Die Diagnose von Mundtrockenheit erfolgt durch eine Kombination aus Patientengespräch (Anamnese) und körperlicher Untersuchung beim Arzt oder Zahnarzt:

  • Typische Anzeichen einer Xerostomie sind eine matte Mundschleimhaut, Karies und Pilzinfektionen im Mund.
  • Funktionsdiagnostische Tests zur Messung der Speichelproduktion, wie die Sialometrie, können eine Unterfunktion der Speicheldrüsen belegen.
  • Zur genauen Diagnostik der Ursachen einer Mundtrockenheit sind Laboruntersuchungen sinnvoll. Ein Verdacht auf Autoimmunerkrankungen wie das Sjögren-Syndrom oder auf Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes lässt sich so ausschließen.


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Mundhygiene als Herausforderung

Gute Mundhygiene und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt sind bei Mundtrockenheit entscheidend, um gesundheitlichen Folgen vorzubeugen. Die regelmäßige Verwendung von Zahnbürste, Zahnseide und fluoridhaltigen Mundwässern kann laut Woop jedoch für viele Betroffene eine Herausforderung darstellen:

Bei Verletzungen der Mundhöhle, Kaubeschwerden und Schmerzen fällt auch die Mundhygiene viel schwerer. Zahnarztbesuche unterbleiben oft aus Schamgefühl.

Dr. Wilfried Woop, Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz

Neben der Beachtung einer guten Mundhygiene können Betroffene einige Maßnahmen ergreifen, um den Symptomen einer Xerostomie entgegenzuwirken.

Was gegen Speichelarmut hilft

Kauen regt den Speichelfluss an. Neben einer gesunden Ernährung ist es wichtig, bewusst auf gründliches Kauen zu achten. Zuckerfreie Kaugummis oder Bonbons können den Speichelfluss zusätzlich anregen. Außerdem wird empfohlen, täglich anderthalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken, um die Speichelproduktion zu unterstützen.

Scharfe, säurehaltige, salzige oder zuckerhaltige Lebensmittel wirken bei Mundtrockenheit reizend und sollten vermieden werden. Auch auf Rauchen und den Konsum von Alkohol oder Kaffee sollte möglichst verzichtet werden. Wenn die Speicheldrüsen intakt sind, können vom Arzt Speichelersatzmittel oder Medikamente verschrieben werden, die die Speichelproduktion anregen. Viele solcher Produkte sind rezeptfrei in Apotheken und Drogerien erhältlich.

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