Kopfschmerzen bei Kindern: Was Patienten und Ärzte vermissen

Bessere Versorgung gefordert:Wenn Kopfschmerzen für Kinder zur Qual werden

von Sophie Burkhart
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Die meisten Erwachsenen kennen den pochenden Schmerz im Kopf, doch auch immer mehr Kinder und Jugendliche klagen über Kopfschmerzen. Sie leiden oft im Stillen.

Weltkopfschmerztag

Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Migräne und Kopfschmerzen. Doch was sind die Gründe dafür? Wir haben am klinischen Kinderschmerzzentrum in Augsburg nachgefragt.

05.09.2025 | 1:49 min

Fast jeden Tag kommen die Kopfschmerzen. So schlimm, dass Leo Fischer nicht mehr zur Schule gehen kann. Der 15-Jährige leidet an Migräne, einer neurologischen Erkrankung, die sich meistens in Kopfschmerzen ausdrückt.

Deshalb ist er stationär im Kinderschmerzzentrum in Augsburg in Behandlung. "Es ist eigentlich, als würde man beim Boxen k. o. gehen. Du bist für zwei, drei Stunden wirklich unfähig, jegliche Sachen zu machen", sagt Leo. Er könne dann nicht lesen, nichts essen und trinken, zu den Kopfschmerzen komme oft Übelkeit hinzu.

Symbolbild: Kind mit mit schmerzverzerrtem Gesicht

Migräne im Kindesalter: Starke Kopfschmerzen sind keine Seltenheit, doch Therapieplätze sind knapp. (Symbolbild)

Quelle: imago

Im Kinderschmerzzentrum soll er lernen, damit umzugehen. Dort gibt es eine spezielle Kopfschmerzambulanz, eigens für Kinder und Jugendliche. Die Warteliste für eine Therapie ist lang, denn es melden sich immer mehr junge Patient*innen.

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Über 30 Prozent haben wöchentlich Kopfschmerzen

Laut dem DAK-Präventionsradar 2024/2025 klagen in der Altersgruppe der 9- bis 17-Jährigen 29 Prozent monatlich über Kopfschmerzen. Mehr als 30 Prozent sogar wöchentlich.

Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass Kopfschmerzen bei den 11- bis 13-jährigen Jungen von den frühen 2000er-Jahren bis 2017 um acht Prozent zugenommen haben. Bei den Mädchen waren es ebenfalls rund acht Prozent.

Grund der Zunahme ist nicht eindeutig

Warum die Zahl der jungen Kopfschmerzpatient*innen steigt, lässt sich noch nicht eindeutig sagen. Deutliche Risikofaktoren sind jedoch schlechter Schlaf und eine emotionale Belastung.

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Stationsärztin Jana Büttner vom Kinderschmerzzentrum sagt: Es spielen viele Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Kopfschmerzen. "Sei es vom Druck gesellschaftlicher oder schulischer Art, vielleicht auch familiär bedingt. Und natürlich haben Kopfschmerzen, vor allem auch Migräne, einen großen erblichen Faktor."

Leistungsdruck verstärkt Kopfschmerzen

Auch der 15-jährige Leo merkt den zunehmenden Leistungsdruck in der Schule. "Wenn ich eine Klassenarbeit schreibe, habe ich meistens das Problem, dass ich aufgeregt bin und mich frage, ob ich genug gelernt habe", sagt er. Die Aufregung rufe bei ihm häufig Kopfschmerzen hervor. Dann gehe gar nichts mehr.

Die Lehrkräfte hätten ihn nicht ernst genommen, sagt Leo. "Die meinten, dass ich nicht so rumjammern soll." Der Schulalltag mit Kopfschmerzen - für Leo bisher unmöglich. Weil er zu oft gefehlt hat, muss er jetzt eine Klasse wiederholen.

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Gurdrun Goßrau, Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft

Es fehlten außerdem in großen Teilen ambulante Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen und Migräne. "Kinder und Jugendliche können Migräne und Kopfschmerzen haben, es ist aber noch immer nicht bei allen Ärzten und in der Gesellschaft angekommen, dass das auch im Kindesalter auftreten kann", sagt Jana Büttner.

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Bewegung hilft

Im Kinderschmerzzentrum erhält Leo eine ganzheitliche Therapie. Vor allem Sport und Physiotherapie stehen auf dem Programm, denn die Forschung zeigt: Bewegung hilft bei Kopfschmerzen.

Leo wünscht sich, dass junge Menschen mit Kopfschmerzen ernst genommen werden. "Das ist ein Teil von mir, der nicht wegegehen wird. Und das ist auch voll in Ordnung, ich brauche mich dafür nicht zu schämen", sagt er.

Sophie Burkhart ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Bayern.

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